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Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wonach es Wodka war,
womit der Butler Boris’ Wasserglas konstant gefüllt hielt.
    »Glauben Sie an Gespenster, Mr.
Baker ?«
    Beth Allard hatte mir diese
Frage unvermutet ins Ohr gewiehert und mich damit fast senkrecht aus meinem
Stuhl geschreckt.
    »Nur wenn ich sie sehe«,
antwortete ich.
    »Wir glauben alle an das Hausgespenst
der Mapletons «, sagte Allard .
»Vielleicht haben Sie heute nacht Glück, Mr. Baker,
und sehen es selbst .«
    »Das will ich doch hoffen !« Seine Schwester schauderte genüßlich. »Ich weiß wirklich
nicht, was ich tun werde, wenn ich sie tatsächlich zu sehen bekomme. Auf jeden
Fall werde ich mich ganz entsetzlich fürchten .«
    »Da gibt es nichts zu
fürchten«, sagte Allard gelassen. »Ihr Erscheinen bedeutet nur in der Familie
Mapleton Unheil. Uns betrifft es nicht. Uns geht nur der augenblickliche
Inhaber des Titels an. Und seine Frau, nicht zu vergessen.«
    »Glauben Sie denn an die
Bedeutung des Familienspuks ?« fragte ich ihn.
    »Seit fünfzehn Jahren gehe ich
jetzt jedesmal in den beiden Nächten, in denen sie erscheinen soll, hinunter
ins Burgverlies«, berichtete er. »Es ist eine ganz andere Welt da unten, Baker.
Eine solche Atmosphäre treffen Sie nirgendwo sonst an. Wenn man erst einmal
unten ist, fällt es einem schwer, nicht ebenfalls daran zu glauben. Warten
Sie’s nur ab. Es wird Ihnen genauso gehen wie uns allen, wenn die Zeit erst
gekommen ist .«
    »In meinen Augen ist das nichts
als verdammter englischer Humbug«, sagte Désiree überzeugt. »Totaler Blödsinn!«
    »Oh!« Allard lächelte sie mit
seinen wunderschönen Zähnen an. »Es ist für dich ja auch der erste Besuch unten
im Verlies. Dir steht allerhand bevor, meine Liebe .«
    »Ich weiß noch nicht, ob ich
mitkomme«, antwortete sie. »Da unten ist es wahrscheinlich sowieso viel zu kalt
und feucht .«
    »Ich glaube doch, daß du
mitkommst«, sagte Allard leise. »George wird nämlich darauf bestehen. Du mußt
wissen, das ist hier Tradition. In den letzten sechs oder sieben Jahrhunderten
hat sich keine Ehefrau eines lebenden Titelinhabers geweigert .«
    »Jemand muß eben mal den Anfang
machen«, sagte Désiree kurz angebunden.
    »Ich glaube zwar nicht, daß
George dich schlagen wird«, meinte Allard leichthin. »Wahrscheinlich ist er
schon zu alt für derlei Übungen. Trotzdem würde ich mich in diesem Punkt nicht
auf eine Meinungsverschiedenheit mit ihm einlassen, meine Liebe. Wahrscheinlich
nimmt er dir aus Rache irgend etwas weg, das du dir sehr wünschst, zum Beispiel
diesen Film .«
    Désiree schnaubte erschreckt
und schnitt wütend das Fleisch auf ihrem Teller.
    »Da wir gerade von dem Film
sprechen«, fuhr Allard fort. »Welche Fortschritte machen Sie damit, Baker? Sie
sind doch der Drehbuchautor, nicht wahr? Ich hätte gar nicht gedacht, daß man
für Filme tatsächlich einen Autor braucht. Nehmen sie denn dafür nicht diese
Comic- strips -Zeichner und lassen die Handlung in
einer Menge kleiner Bilder vorskizzieren ?«
    »Mann, o Mann !« Beth Allard schüttelte sich vor Lachen. »Das war aber schrecklich komisch,
Geoffrey !«
    »Entschuldigen Sie bitte«,
sagte ich und stieß meinen Stuhl zurück, um schnell einen Blick unter den Tisch
zu werfen.
    »Was ist denn, Baker ?« erkundigte Allard sich neugierig.
    »Ich weiß, es klingt verrückt«,
antwortete ich. »Aber einen Augenblick dachte ich wirklich, da hätte sich ein
Pferd unter dem Tisch versteckt .«
    Beths wieherndes Gelächter
verstummte abrupt und wurde von dem spöttischen Gekicher Désirees abgelöst.
    »Das war aber kein guter Witz,
Baker !« sagte Allard scharf.
    »Was können Sie von einem
Comic- strips -Zeichner auch schon erwarten ?« meinte ich.
    »Diese Amerikaner !« seufzte Beth Allard. »Sie haben eben überhaupt keine
Kultur .«
    »Beleidige nicht unsere
Gastgeberin«, ermahnte Allard. »Sie stammt auch aus Amerika .«
    »Oh, tut mir leid .« Beth warf Désiree einen Zerknirschung heuchelnden Blick
zu. »Hoffentlich habe ich dich nicht beleidigt ?«
    »Aber natürlich nicht!« Désiree
lächelte sie zuckersüß an. »Meiner Ansicht nach hatte Larry durchaus recht . Irgendwie muß trotzdem ein Pferd unter den Tisch
geraten sein .«
    Damit war die Konversation am
unteren Tischende zunächst abgewürgt. Als die Mahlzeit endlich vorbei war,
erhob sich Mapleton vorsichtig.
    »Es ist jetzt elf Uhr«, stellte
er fest. »Ich schlage vor, daß wir uns alle zurückziehen und uns um fünf
Minuten vor Mitternacht in der großen Halle

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