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Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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weiß ich nichts.
Wir warten noch ein paar Minuten, und falls sie nicht kommen, brechen wir ohne
sie auf. Muß das Verlies Schlag Mitternacht aufschließen .«
    In Rollkragenpullover und
dunkler Hose schlenderte Geoffrey Allard in die große Halle. Sein selbstbewußtes Lächeln schien zu verkünden, daß die Schau
jetzt beginnen könne, da der Hauptdarsteller eingetroffen sei.
    »Ich fürchte, Beth drückt
sich«, sagte er. »Sie glaubt, daß sie unten einen Schnupfen bekommt .«
    Mapleton grunzte und sah auf
seine Armbanduhr. »Jedenfalls können wir nicht länger warten. Es wird Zeit, daß
wir aufbrechen .«
    Wir folgten ihm alle auf den
Hof hinaus. Die Nacht war warm, aber weder von Mond noch von Sternen erhellt.
Mapleton strebte schnurstracks auf die steinerne Brücke zu, und eine
Schrecksekunde lang stand mir das Bild dieser hinterhältigen Schießscharten vor
dem geistigen Auge. Aber im letzten Moment machte Mapleton plötzlich eine
Schwenkung nach links und begann, eine steile Steintreppe hinabzugehen. Am Fuß
der Treppe stand er vor einer massiven Holztür, die mit einem Riegel
verschlossen war.
    »Halten Sie mal .« Mapleton reichte mir die Stablampe, während er in seinem
Plaid wühlte; schließlich holte er einen überdimensionalen Schlüssel heraus und
sperrte damit das Vorhängeschloß auf. Beim
Zurückziehen kreischte der Riegel markerschütternd, und ich konnte es ihm
nachfühlen. Die hölzerne Tür knirschte ebenfalls widerstrebend, als Mapleton
sie aufstieß. Er verhielt an der Schwelle und zog Streichhölzer aus seiner
Tasche. Im tanzenden Strahl der Taschenlampe sah ich, daß auf einer antiken
Holzbank zwei Petroleumlampen standen. Mapleton zündete sie beide an, nahm mir
die Taschenlampe aus der Hand und schaltete sie aus. Als das Licht der
Petroleumlampen allmählich an Helligkeit zunahm, konnten wir den Raum besser
sehen. Genausogern hätte ich aber darauf verzichtet. Auf einer breiten
hölzernen Bank stapelten sich so scheußliche Dinge wie Daumenschrauben, rostige
Eisenketten, Handfesseln und spitze Dornen. In der einen Ecke stand in einsamer
Größe eine Eiserne Jungfrau, deren Stacheln mir immer noch scharf genug
schienen, um ihren grausamen Zweck zu erfüllen.
    »Die Folterkammer«, erläuterte
Mapleton überflüssigerweise. Dann hob er die eine Petroleumlampe hoch über den
Kopf. »Folgt mir !«
    Ein dumpfiger Gang führte von
der Folterkammer in die Burgverliese. Es waren insgesamt vier. Die ersten
beiden Kerker maßen etwa zwei mal zwei Meter, hatten eine Tür und ein
vergittertes Fenster, aber zum Gang, so daß der Gefangene nie das Tageslicht
erblicken konnte. Das dritte Verlies war eine Grube, drei Meter tief und
höchstens einen Meter fünfzig im Quadrat.
    »Wenn sie jemanden besonders
verabscheuten«, erzählte Mapleton, »dann warfen sie ihn dort hinunter und
ließen ihn krepieren. Ohne Nahrung, ohne Wasser und ohne Platz, um sich
wenigstens hinzulegen. Die Falltür wurde geschlossen und der Gefangene
vergessen. In der Familienchronik steht, daß der Gestank hier schlimmer war als
im Siechenhaus .«
    Wir gingen zum letzten
Burgverlies weiter. Zunächst sah es aus wie die ersten beiden Zellen, nur
schien seine Außenwand um einen dreiviertel Meter stärker, so daß der Freiraum
entsprechend kleiner war.
    »Da wären wir .« Mapleton stellte die Petroleumlampe auf den Boden, die sofort verzerrte
Schatten an die Decke warf. »Sie sehen, daß diese Mauer sehr viel dicker ist
als die anderen. Hier hat der Bastard sie einmauern lassen .«
    »Und zu ihren Tieren sind die Engländer
immer so gut«, murmelte Boris.
    »Wir brauchen Licht .« Mapleton hob wieder die Petroleumlampe auf. »Wenn die
Weiße Frau wirklich erscheint, dann wandert sie durch alle Räume hier unten.
Dafür gibt es Beispiele in der Vorgeschichte. Kehren wir in die Folterkammer
zurück, dort ist es viel gemütlicher .«
    Also gingen wir alle wieder in
den ersten Raum. Zwar gab es dort mehr Platz, aber die Gemütlichkeit war doch
relativ. Mapleton stellte die Lampe auf die Bank neben die andere zurück und
rieb sich bedächtig die Hände.
    »Jetzt können wir nur noch
warten«, sagte er. »Eine Stunde lang. Und nur zwei Nächte im Jahr. Die Lady
Christine ist wirklich sehr rücksichtsvoll mit der Zahl ihrer Auftritte .«
    »Glauben Sie wirklich an die
Geschichte ?« fragte ihn Filippa.
    »Aber gewiß doch«, fertigte
Mapleton sie ab. »Würde mich hier nicht herumdrücken, wenn ich es nicht täte .«
    »Aber — aber

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