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Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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    »Nein«, gestand ich. »Ich glaube,
der war einzig und allein Mr. und Mrs. Burkes sen. Idee. Und keine besonders
gute, das gestehe ich Ihnen zu.«
    »Es kam schreiend in unsere
Suite gerannt, als stehe das ganze verdammte Schloß in Brand«, berichtete sie.
»Der arme George erlitt beinahe einen Herzanfall vor Schreck. Burke geiferte,
daß jemand ihn in seinem Zimmer eingesperrt hätte, damit er nicht mit den
anderen ins Burgverlies gehen konnte. Schließlich gab George ihm den Schlüssel,
um ihn loszuwerden. Glücklicherweise ist George ziemlich erledigt, deshalb
schlief er gleich wieder ein .« Sie holte kurz Atem,
und ihre Miene wurde mißtrauisch. »Burke schwätzte irgendwas davon, daß Sie heute nacht den Geist gesehen
hätten. Stimmt das ?«
    »Ja, wir alle drei«, bestätigte
ich. »George, Allard und ich. Wir haben ihn nicht nur gesehen, sondern auch
gehört. Hat sich fast das Herz aus dem Leibe geschluchzt .«
    »Das Ganze war natürlich ein
fauler Trick«, sagte sie.
    »Oh, ich hätte ihn eigentlich
für Sie gehalten«, bekannte ich wahrheitsgemäß. »Dann zeigte mir George das
Porträt der echten Lady Christine im Ostflügel, und seither habe ich meine
Zweifel .«
    »Ich ?« fauchte sie. »Seien Sie bloß nicht morbide, Larry. Warum, zum Teufel, sollte
ich Gespenst spielen ?«
    »Das ist eine gute Frage«,
mußte ich zugeben. »Jedenfalls hat George die Erscheinung für echt gehalten.
Und wenn sie echt war, dann wissen Sie ja, was es bedeutet .«
    »Das alles ist doch bloß ein
alberner, englischer Aberglaube«, sagte sie. »Es war bestimmt ein Trick. Dieser
raffinierte kleine Bastard Allard steckt dahinter, möchte ich wetten .«
    »Aber Sie müßten es erst einmal
beweisen«, gab ich zu bedenken. »George ist fest davon überzeugt, daß die Weiße
Frau von Mapleton Castle ihm demnächst den Garaus
machen wird. Wenn er recht hat und plötzlich stirbt, brauche ich mir über das
Drehbuch nicht mehr den Kopf zu zerbrechen, und auch Sie können Ihren Filmruhm
in den Schornstein schreiben, stimmt’s ?«
    Sie biß sich auf die Lippen und
bekam ganz nachdenkliche Augen. »Sie haben recht«, räumte sie schließlich ein.
»Was wollen wir dagegen unternehmen ?«
    Ich zuckte die Schultern. »Was
könnten wir schon tun ?«
    »Dieser Burke«, überlegte sie.
»Der ist doch angeblich Experte in Parapsychologie. Vielleicht kann er
nachweisen, daß das Gespenst nur eine Täuschung war .«
    »Oder auch, daß es echt war«,
sagte ich.
    »Mein Gott, was sind Sie für
ein Pessimist«, sagte sie. »Denken Sie denn niemals positiv ?«
    »Nur über Sex«, grinste ich.
    »Sie haben recht .« Désiree entspannte sich ziemlich unvermittelt. »Zum
Teufel mit der ganzen Sache. Im Augenblick können wir nur auf den Morgen warten
und Burke dann fragen, was er davon hält .«
    »Okay«, sagte ich. »Also lassen
Sie uns gleich ins Bett hüpfen .«
    »Halt mal«, rief sie scharf.
    »Wenn ich ihn halte, macht’s
doch keinen Spaß«, sagte ich. »Warum halten Sie ihn nicht ?«
    »Mir ist gerade etwas
eingefallen«, fuhr sie fort. »Es hat gar keinen Zweck, daß wir bis zum Morgen
warten. Warum stellen Sie nicht gleich fest, was Burke von der Sache hält ?«
    »Jetzt ?« stotterte ich. »Sie meinen, ich soll wieder in diese Kerker hinuntersteigen ?«
    »Wo sonst könnten Sie Burke
finden ?« fauchte sie.
    »Ich möchte ihn dort nicht
stören«, sagte ich hastig. »Vielleicht hält er gerade ein heimliches
Plauderstündchen mit der Weißen Frau .«
    »Das werden Sie eben
feststellen .« Désiree funkelte mich an. »Ich warte
hier auf Sie .«
    »Sie wollen mich gar nicht
begleiten ?«
    »Machen Sie Witze ?« Sie zog eine Grimasse. »Ich bin doch nicht so tapfer wie
Sie, Larry. Ich würde mich da unten zu Tode fürchten. Außerdem retten Sie so
George das Leben und unseren Film .«
    Darauf gab es kein
stichhaltiges Gegenargument. Deshalb verließ ich widerwillig das Zimmer und zog
die Tür hinter mir ins Schloß. Als ich auf die Treppe zuging, begann ich mich
schon einsam zu fühlen. Bis ich die große Halle durchquert und die Haustür
erreicht hatte, kam ich mir wie der einzige Mensch auf Erden vor. Draußen stand
die Mondsichel hoch am Himmel, und ich war dankbar für das schwache Licht. Als
ich die Steintreppe zum Burgverlies erreichte, machte ich mich vorsichtig an
den Abstieg.
    Die Holzbohlentür stand weit
offen, und erst auf der Schwelle fiel mir ein, daß ich keine Taschenlampe
mitgebracht hatte. Hastig durchsuchte ich meine

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