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Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sie sachlich. »Aber nicht
bei Tag, weil wir dann auf Schritt und Tritt beobachtet werden. Nein, heute nacht müssen wir mit der Suche beginnen .«
    » Heute nacht ?« wiederholte ich unglücklich. »Wird denn Ihr Mann nicht auch
die zweite Spuknacht unten im Verlies verbringen wollen ?«
    Sie schüttelte den Kopf.
»Jetzt, da die Weiße Frau schon erschienen ist, wird sie nicht wiederkehren.
Auch das besagt die Familienchronik .«
    »Wo suchen wir zuerst ?«
    »Sie sagen, daß der Kerkerboden
nachgab und Sie in den Geheimgang darunter stürzten«, überlegte sie. »Aber
heute morgen hat es nicht geklappt. Folglich muß es irgendeine Sperre an der
Falltür geben. Danach sollten wir heute nacht suchen .«
    »Angenommen, die Sperre wird
vom Geheimgang aus bedient ?«
    Sie holte tief Luft. »Und wenn
dem so ist! Dann suchen wir eben die geheime Vorrichtung, welche die Tür hinter
dem Porträt im Ostflügel öffnet .« Schnell hob sie eine
Hand. »Und wenden Sie jetzt bloß nicht ein, daß auch diese nur von innen
bedient werden kann. Denn wie, um alles in der Welt, könnte man dann jemals aus
dem Geheimgang entkommen ?«
    »Da haben Sie recht«, gestand
ich. »Man würde sich ja sonst für immer einschließen .«
    »Genau das möchte ich gern mit
diesem Lump Geoffrey Allard machen«, sagte sie. »Und wenn ich schon dabei bin,
auch mit seiner Schwester.«
    »Als ich Ihrem Mann von den
Ereignissen der letzten Nacht berichtete«, erinnerte ich mich plötzlich wieder,
»bestritt er, daß er Burke jemals den Schlüssel gegeben hätte .«
    »Wahrscheinlich entsinnt er
sich nicht mehr«, meinte Désiree. »Wie ich Ihnen schon sagte, war er gestern abend ziemlich fertig. Daß
er dann auch noch die Weiße Frau sah, muß ihm den Rest gegeben haben .«
    »Wahrscheinlich haben Sie
recht«, antwortete ich skeptisch.
    Die babyblauen Augen musterten
mich scharf. »Glauben Sie etwa, daß ich lüge und George Burke doch den
Schlüssel gegeben hat ?« fragte sie eisig.
    »Ist nicht weiter wichtig«,
antwortete ich. »Ich meine, wer ihm den Schlüssel gegeben hat. Das konnten nur
Sie oder George gewesen sein .«
    »Es war George«, sagte sie
gepreßt. »Ich habe Ihnen von all dem erzählt, weil Sie in diesem verdammten
Schloß der einzige sind, dem ich vertraue. Der einzige Mann, heißt das. Filippa
ist auch in Ordnung. Aber vielleicht habe ich mich doch gewaltig in Ihnen
geirrt, Larry ?«
    »Nein«, beteuerte ich hastig.
»Ich glaube Ihnen ja. Es war George, der Burke den Schlüssel gab .«
    »Schon gut«, winkte sie ab.
»Jetzt machen wir hier besser Schluß. Schließlich wollen wir nicht Allards Mißtrauen erwecken. Ich
komme heute abend in Ihr Zimmer, nachdem alle anderen
zu Bett gegangen sind .«
    »Okay«, sagte ich nicht sehr
begeistert.
    »Larry...« Plötzlich lächelte
sie und legte mir die Hand auf den Arm. »Wenn wir bewiesen haben, daß Allard
den Spuk inszeniert und Burke ermordet hat, machen wir einen wundervollen Film
zusammen. Und...« Ihr Griff um meinen Arm wurde fester. »Und wir werden auch
eine Menge Spaß miteinander haben .«
    Damit verließ sie das Zimmer
und schloß leise die Tür hinter sich. Vielleicht eine halbe Minute stand ich
wie betäubt da und ließ meine Gedanken Haken schlagen. Nur ein Boris Slivka
hatte mich in diese verrückte Situation bringen können, aber Vorwürfe halfen
mir auch nicht weiter. Schließlich beschloß ich, daß ich einen Spaziergang an
der frischen Luft brauchte, um mir die Spinnweben aus dem Gehirn blasen zu
lassen und Appetit fürs Mittagessen zu bekommen. In diesem Zimmer befielen mich
sonst noch Schreikrämpfe!
    Als ich auf den Hof trat, war
das Wetter sogar noch schöner geworden. Zügig begann ich zu marschieren,
schlich geduckt unter den Schießscharten im Torgang hindurch und fühlte mich
erst freier, als die Burg hinter mir lag. Auf einem gewundenen Pfad kletterte
ich zum Flußufer hinab. Als ich es erreichte, ließ ich mich auf Gras und
Wiesenblumen nieder und hörte dem Vogelgezwitscher zu. Etwa zwei Minuten hatte
ich mich so entspannt, als ich plötzlich hinter mir keuchenden Atem hörte. Ich
fuhr herum und sah, daß Wotherspoon die letzten Meter des Pfades auf mich
zugehastet kam.
    »Sie legen ein verdammtes Tempo
vor, Baker«, klagte er. »Habe fast einen Herzanfall gekriegt, als ich Sie
einholen wollte .«
    »Sie hätten ja auch rufen
können«, hob ich hervor.
    »Wollte keine Aufmerksamkeit
erregen«, sagte er. »Man kann nie wissen, was im hohen Gras lauert

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