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Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Jungfrau vorgefunden hatte, und schloß mit meinem Entkommen durch den
Geheimgang, der in der Wand hinter dem Porträt der Lady Christine wieder ans
Tageslicht führte.
    »Und wer waren die zwei, denen
Sie das alles erzählt haben ?« fragte sie, als ich
schwieg.
    »Boris und Ihr Mann«,
antwortete ich. »Daraufhin stiegen wir zu dritt abermals ins Burgverlies
hinunter. Burkes Leiche war verschwunden, der Boden der Grube gab nicht nach,
und ich konnte hinter dem Porträt keine Geheimtür finden. Deshalb halten mich
alle für übergeschnappt. Vielleicht haben sie sogar recht .«
    »Nein, Sie sind nicht
übergeschnappt, Larry«, sagte sie. »Vielleicht habe auch ich nicht den Verstand
verloren. Sie müssen Burkes Leiche irgendwo versteckt haben .«
    »Sie?«
    »Das habe ich Ihnen doch eben
gesagt«, fuhr sie mich an. »Ich weiß nicht, wer sie sind, aber offenbar hat
Burke in der letzten Nacht etwas entdeckt. Etwas, das für sie oder ihren Plan von
entscheidender Bedeutung ist. Warum hätte er sonst sterben müssen ?«
    »Vielleicht war es ein Unfall«,
murmelte ich.
    »Ein Unfall?« Sie verzog das
Gesicht. »Glauben Sie etwa, er ist freiwillig in die Eiserne Jungfrau gestiegen
und hat dann aus Versehen die Türe zugedrückt ?«
    »Kaum«, räumte ich ein.
»Filippa sagt, sein Besuch hier war Ihre Idee gewesen .«
    »Burke?« Sie nickte. »Ich hatte
von ihm gehört. Er galt als Experte für Parapsychologie. Deshalb dachte ich,
daß seine Anwesenheit im Schloß während der jährlichen Spuknächte keine
schlechte Idee wäre .«
    »Sie waren aber nicht sehr
freundlich zu ihm, als Sie ihn im Wohnzimmer kennenlernten«, wandte ich ein.
    »Das war nur Tarnung«, sagte
sie kurz angebunden. »Mir schien es sicherer zu sein, wenn ich vorgab, ihn nicht
zu kennen; man sollte glauben, daß er sich aus eigener Initiative hier aufhielt .«
    »Dann rechneten Sie also damit,
daß die Weiße Frau erscheinen würde ?«
    »Ich hielt es jedenfalls für
möglich .« Sie grinste mich schief an. »Es käme mir
äußerst ungelegen, wenn George gerade jetzt den Geist aufgeben wollte. Dieser
Lump Allard muß allmählich wirklich ungeduldig werden. Was ihn betrifft, so
könnte ich bereits schwanger sein, und das hieße, daß er jede Hoffnung auf den
Titel aufgeben muß, stimmt’s ?«
    »Nur wenn es ein Junge wird«,
gab ich zu bedenken.
    »Trotzdem muß er neun Monate
lang wie auf Kohlen sitzen, ehe er Gewißheit erlangt«, sagte sie. »Ich versuche
nur, die Situation aus seinem Blickwinkel zu sehen. Er muß sich Georges
entledigen, und zwar schnell, bevor ich schwanger werde. Aber falls George
ermordet wird, wäre Allard natürlich der Hauptverdächtige. Vergessen Sie nicht,
die gesamte Mapletonfamilie glaubt felsenfest an
diesen Quatsch mit der Weißen Frau. Wenn Allard also das Gespenst in einer
geeigneten Nacht zum Spuken bringen kann, würde George sich auf seinen baldigen
Tod gefaßt machen und sich damit abfinden. Auch wäre niemand überrascht, wenn
George etwa zwei Wochen später einem tödlichen Unfall erläge. Die
Familienchronik gibt eine Menge Beispiele dafür .«
    »Sie glauben also, daß Allard
den Spuk von letzter Nacht inszeniert hat ?« erkundigte
ich mich.
    »Wer denn sonst ?« antwortete sie gepreßt. »Aber als Burke dann noch einmal
dort hinunterging, muß er etwas entdeckt haben, und deshalb hat Allard ihn zum
Schweigen gebracht .«
    »Wo ist dann die Leiche ?«
    »Woher soll ich das wissen, zum
Teufel ?« fuhr sie mich an. »Offensichtlich haben sie
sie irgendwo versteckt .«
    »Da, schon wieder sprechen Sie
von >sie<«, protestierte ich. » Allard — und wer
noch?«
    »Das weiß ich nicht. Aber
meinem Gefühl nach kann er das alles nicht allein geschafft haben .«
    »Vielleicht liegt die Leiche in
dem Geheimgang unter der Kerkergrube«, überlegte ich. »In dem Gang, der hinter
dem Porträt der Lady Christine mündet.«
    »Falls das zutrifft, dann haben
sie eine Methode gefunden, um alle beide Eingänge abzuriegeln«, sagte sie.
»Denn Sie hatten doch beide benutzt .«
    »Stimmt«, nickte ich.
»Vielleicht sollten wir uns ein Brecheisen und eine Spitzhacke besorgen, damit
wir...«
    »Und vielleicht haben Sie nicht
mehr alle Tassen im Schrank«, unterbrach sie mich kühl. »Damit würden wir so
viel Krach machen, daß wir unser Vorhaben auch gleich ausposaunen könnten .«
    »Wahrscheinlich haben Sie
recht«, mußte ich einräumen.
    »Wir können nur an einem Ende
anfangen, und zwar vom Burgverlies aus«, konstatierte

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