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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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muss, sich ihrem Arzt anzuvertrauen? Immerhin hat sie die Erfahrung gemacht, dass man nicht einmal einem der engsten Familienmitglieder trauen kann. Und dann nehmt ihr das mit eurer Scheißkamera alles auf?«
    Ich hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit diesem mitfühlenden Blick, mit dem mein Vater mich ansah. »Ich verstehe sehr gut, dass du durcheinander bist, Finja. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, warum du von einem Tag auf den anderen das Vertrauen in mich verloren hast. Nur weil ich dir manche Fragen nicht beantworten kann?«
    »Weil vier Menschen umgebracht wurden«, entgegnete ich leise. »Und weil Adrian und ich einen Filmabend der besonderen Art hinter uns haben. Ihr habt Leute im Beichtstuhl belauscht, beim Anwalt, bei ihrem Therapeuten.« Ich deutete auf den Laptop. »Gibt es überhaupt irgendeinen Ort, vor dem ihr haltgemacht habt?«
    Mein Vater streckte die Hand über den Tisch, um meine zu berühren, aber ich zog sie zurück. Er atmete tief ein und aus, als wappne er sich für einen schweren Gang. »Mir ging es ähnlich wie dir, als ich mir ein paar von diesen Dingern angesehen habe. Sie sind widerwärtig, das hast du schon ganz richtig ausgedrückt.« Er fuhr sich übers Gesicht und schloss für einen Moment die Augen. »Ich bin lange genug in dem Geschäft, um zu wissen, was alles möglich und an der Tagesordnung ist. Wenn dich jemand durchleuchten möchte und sich an die entsprechende Detektei wendet, bekommt er Einblick in deine Konten, in deine Kranken- und Personalakten, in deine gesamte Kommunikation.
BGS&R
hat sich immer mit aller Entschiedenheit gegen so etwas verwahrt. Wir prüfen sehr sorgfältig, ob ein potenzieller Auftraggeber ein berechtigtes Interesse hat und wägen dann noch genauer die schutzwürdigen Interessen der Zielperson ab. In keinem einzigen Fall haben wir rechtswidrige Ziele durch unsere Arbeit unterstützt. Mitarbeitern, die sich daran nicht halten, wird fristlos gekündigt.«
    »Ich glaube dir nicht.« Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Finja, bitte … ich werde versuchen, es euch zu erklären.« Er sah zu Adrian. »Ich hätte dir das wirklich gerne erspart, mein Junge, aber ihr lasst mir keine Wahl. Das, was ich euch über unsere Arbeit gesagt habe, stimmt – bis auf eine Ausnahme. Carl scheint wohl schon vor Jahren ausgeschert zu sein, ohne dass wir anderen etwas davon mitbekommen haben. Ich kann mir jede Menge Gründe vorstellen, warum sich jemand zu so etwas entschließt. Meine Lebenserfahrung sagt mir jedoch, dass es in aller Regel um Geld geht. Um die Gier nach immer noch mehr. So muss es Carl ergangen sein. Leider. Wie wir seit kurzem wissen, stammt ein nicht unbeträchtlicher Teil seines Vermögens aus Erpressungen. Seine Druckmittel sind die Aufnahmen, die ihr euch angesehen habt.« Mein Vater legte eine Pause ein und schwieg, während sein Blick zwischen Adrian und mir hin- und herwanderte. Dann blies er Luft durch die Nase, als kommentiere er damit einen Gedanken, der ihm gerade gekommen war.
    »Carl sagte, es sei letztlich nicht schwer gewesen, an all diese Informationen zu gelangen. Er hat sich im Gespräch mit uns sogar ein wenig gebrüstet. Da werde technisch alles getan, um ein Privathaus einbruchsicher zu machen, und was täten die Leute? Sie trügen die Geheimnisse hinaus in die Welt.«
    »In die Welt?« Eine derartige Verharmlosung war unerträglich. »Diese Kameras waren nicht irgendwo installiert, sondern hauptsächlich in geschützten Räumen.«
    Mein Vater nickte betroffen. »Ich weiß, Finja. Ich finde das auch alles in jeder Hinsicht verheerend. Nicht zuletzt trägt Carl dadurch eine erhebliche Mitschuld an diesen grauenvollen Verbrechen.«
    »Wie ist es dazu gekommen?«, fragte Adrian tonlos.
    Mein Vater antwortete nicht gleich, sondern schien zu überlegen, wie viel er Adrian zumuten konnte. »Vor ein paar Wochen wurde Carl eine Todesanzeige zugespielt, in der Huberts Tod angekündigt wurde. Er hat sie zunächst als leere Drohung angesehen, bis dann der Unfall geschah.«
    »Der vermeintliche Unfall«, korrigierte ich ihn.
    Mein Vater nickte. »Da er uns kein Sterbenswort davon gesagt hat, hielten wir die Anzeige, die Kerstins Tod vorausging, einfach nur für geschmacklos und ihren Unfall für ein unglückliches Zusammentreffen. Als dann Amelies Tod angekündigt wurde, waren wir in höchstem Maße alarmiert. Nur wussten wir nicht, woher diese Bedrohung kam. Carl hatte zu dem Zeitpunkt

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