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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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die anderen.
    Aber er ist besessen. Seitdem er sich diese DVDs angesehen hat, ist er nicht mehr zur Ruhe gekommen. Die einzigen Fragen, die ihn seither beschäftigen, sind die: Stellt das Detail in dem Film nur zufällig eine Übereinstimmung mit den früheren Morden dar? Hat sich der Mann, um den es hier geht, also möglicherweise von den früheren Morden inspirieren lassen? Oder handelt es sich bei ihm und Mathildes Mörder um ein und dieselbe Person? Beweisen ließe sich das nur durch Vergleiche von Spurenmaterial dieser früheren Morde mit beispielsweise der DNA dieses Mannes. Aber dafür müsste Tobias ihn anzeigen. Insofern ist er in einem Teufelskreis gefangen. Sollte er das tatsächlich tun, würde der Mann keine Sekunde lang zögern und BGS&R mit in den Abgrund reißen. Daran besteht weder für uns noch für Tobias auch nur der geringste Zweifel.
    Er wird also mit dieser Ungewissheit leben müssen, denn er wird es nie mit letzter Gewissheit herausfinden können. Vielleicht wird dir Ungewissheit als eine vergleichsweise geringe Strafe erscheinen, Adrian, aber ich kenne Tobias: Diese Last wird ihn mehr und mehr erdrücken. Sie hat ihr Werk vor langer Zeit begonnen und wird es irgendwann vollenden.
    Als ich diese letzte Zeile gelesen hatte, ließ ich die Blätter auf meine Oberschenkel sinken und sah Adrian fassungslos an. »Ist das nicht eine Ironie des Schicksals? Hartwig Brandts Auftrag ging tatsächlich zunächst nicht über deren übliches Tagesgeschäft hinaus. Hätte er den Mann nicht erkannt, wäre die erste DVD in dem Dossier gelandet, und niemand in der Detektei hätte sich auch nur einen Deut dafür interessiert. Und es hätte keine Rolle gespielt, dass da jemand mordet und seine perversen, sadistischen Phantasien auslebt.« Ich atmete gegen die Übelkeit an, die von meinem Magen aufstieg und meine Speiseröhre zu verbrennen schien.
    Adrian starrte vor sich hin. »Wenn ich versuche, die vier irgendwie einzuordnen, komme ich immer wieder auf den Begriff Monster«, sagte er kraftlos. »Aber sie entstammen keiner Horrorvision. Sie sind Menschen. Und diese Tatsache finde ich noch viel beängstigender.«
    *
    Bis zu Finjas Abitur hatte Eva-Maria jedes Jahr Urlaub am Tegernsee gemacht. Sie hatte ihre Tochter aus der Ferne betrachtet und sich jede Veränderung eingeprägt. Manchmal hatte sie Glück und hörte ihre Stimme. Mehr gestand sie sich nicht zu. Es war weniger die Furcht vor Alexander – die war mit den Jahren schwächer geworden –, sondern die Sorge um ihr Kind, das sie nicht in eine Gefühlsverwirrung stürzen wollte. Finja hatte eine Mutter. Und das war genug.
    Aber sie wollte ihren Lebensweg weiter aus der Ferne mitverfolgen. Dazu musste sie wissen, welchen Studienort ihre Tochter gewählt hatte. Also ging sie zum Friseur, und zwar in den Laden, den sie Finja einmal hatte betreten sehen. Nachdem eine der Angestellten ihr die Haare gewaschen hatte, begann sie ein Gespräch mit ihr. Ob sie als Touristin hier sei. Ob es ihr gefalle. Ob sie nicht ein Glück mit dem Wetter habe?
    Eva-Maria nickte. »Besser könnte es wirklich nicht sein, um in dieser wunderschönen Landschaft auf Entdeckungstour zu gehen. Ganz besonders gefällt mir der See. Ich bin aber auch ganz begeistert von den Häusern hier. Am Seeufer habe ich gestern eines entdeckt, das sogar einen eigenen Bootssteg hat.«
    »Ja«, sagte die junge Frau mit einem Lächeln, »das gehört den Benthiens. Eine der Töchter lässt sich bei uns regelmäßig die Haare schneiden. Leider nicht mehr lange. Sie geht nämlich bald zum Studium weg.«
    Eva-Maria nahm eine Zeitschrift zur Hand und blätterte darin. »Vielleicht bleibt sie ja in der Nähe«, sagte sie in einem beiläufigen Ton.
    »Nein, leider nicht. Sie geht nach Berlin. Aber das kann ich verstehen. Dort würde ich auch gerne mal eine Zeitlang leben.«
    Berlin. Ausgerechnet Berlin. Eva-Maria hatte ihr Glück kaum fassen können. Aber sie hatte es auch nicht auf die Probe gestellt. Vorsicht war ihr zur zweiten Natur geworden. Und so hielt sie sich auch in Berlin jahrelang nur in Finjas Hintergrund. Sie widerstand unzähligen Versuchungen, sich ihrer Tochter zu nähern. Nur manchmal wagte sie es, sich in derselben Kneipe einen Tisch zu suchen oder im selben Supermarkt einzukaufen. Das, worauf es ihr ankam, hatte sie längst herausgefunden: Ihre Tochter hatte schnell Freunde gefunden, sie konnte lachen, sie meisterte ihr Leben. Und sie war begabt.
    Bis sie schließlich ihre Zurückhaltung

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