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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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gerade erzählt hast, mit der Tatsache kombiniere, dass sich in diesem Ordner ausschließlich Originale befinden …«
    »Originale?«, unterbrach ich sie.
    »Ja, du fühlst und siehst es auf den Rückseiten der Blätter. Sie wurden mit Schreibmaschine geschrieben.«
    »Mein Vater hat gesagt, er habe eine Krankenschwester bestochen, um an den Ordner zu kommen.«
    »So jemand hätte allenfalls Kopien gemacht, aber nicht die Originale mitgehen lassen. Doktor Radolf selbst muss sie ihm gegeben haben.«
    »Du meinst, er wurde von meinem Vater bestochen?«
    »Schwer vorstellbar«, antwortete sie mit einiger Verzögerung. Ihre Stimme war so leise, dass ich genau hinhören musste, um sie zu verstehen. »Finja, versprich mir etwas: Sorge dafür, dass dein Vater keinesfalls an deine Kopien von dem USB -Stick kommt. Sonst kann er tatsächlich alles abstreiten.«
    »Ich wollte sie eigentlich an dich schicken.«
    »Keinesfalls«, sagte Eva-Maria sehr bestimmt.
    »Okay. Ich lasse mir etwas einfallen«, versprach ich, bevor ich einhängte und mich einen Moment lang an die Telefonsäule lehnte. Dann wühlte ich in meiner Tasche nach einem Papiertaschentuch und trocknete mir das Gesicht.
    Ich gab es auf, die Straße nach den Schergen meines Vaters abzusuchen, und machte mich stattdessen daran, meinen Plan in die Tat umzusetzen. Dazu gehörte ein Schaufensterbummel entlang des Ku’damms. Den Riemen meiner Umhängetasche fest im Griff betrat ich schließlich eine Boutique und bat, ein T-Shirt anprobieren zu dürfen. In der Umkleidekabine nahm ich die Kopien aus der Tasche, schob sie zur Sicherheit zwischen Jeans und Panty, ging zu der Verkäuferin und ließ mir das T-Shirt einpacken. Im nächsten Geschäft kaufte ich ein Lipgloss, nachdem ich ungefähr zwanzig verschiedene Farben auf meinem Handrücken ausprobiert hatte.
    Anschließend betrat ich hundert Meter weiter ein Ledergeschäft, das ebenso exklusiv wie teuer aussah. Im hinteren Verkaufsraum probierte ich mehrere Sommerstiefel an. Während die Verkäuferin damit beschäftigt war, mir ein weiteres Paar in meiner Größe aus dem Lager zu holen, nahm ich eine Handtasche aus dem Regal und versteckte in einer der Reißverschlussinnentaschen die Kopien. Als die Frau zurückkam, erklärte ich ihr, ich hätte mich zwischenzeitlich entschieden: für Stiefel und Handtasche. Nachdem ich beides bezahlt hatte, bat ich sie, die Tasche als Geschenk zu verpacken und eine Woche für mich aufzubewahren. Ich würde dann als Überraschung mit meiner Mutter, für die das Geschenk gedacht sei, vorbeikommen. Nachdem ich zugesehen hatte, wie die Tasche verpackt und unter der Kassentheke verstaut worden war, verabschiedete ich mich.
     
    Es kostete mich einige Überredungskunst, Adrian zu bewegen, mich ins Hotel de Rome zu begleiten. Für ihn gebe es keine offenen Fragen mehr. Und inzwischen bereue er, den Brief überhaupt gelesen zu haben. Letztlich habe sein Vater recht behalten: Zu wissen, warum all das geschehen sei, mache es nicht leichter. Und es bringe niemanden zurück. Außerdem seien die Unterlagen und der USB -Stick gestohlen worden. Insofern sei er nicht einmal mehr vor die Frage gestellt, was er letztlich damit hätte anfangen sollen. Die Entscheidung sei ihm abgenommen worden. Dass sie mir noch bevorstand, verschwieg ich ihm.
    Wir verließen die Pension und machten einen kurzen Abstecher zu meiner Wohnung, um uns umzuziehen. Das Bewusstsein, dass auch meine Räume verwanzt sein könnten, machte es mir fast unmöglich, mich frei dort zu bewegen. Adrian und ich beschränkten unsere Unterhaltung auf Allgemeinplätze. Ich schaltete mein Handy ein und schrieb Richard eine SMS , dass ich mich so bald wie möglich bei ihm melden würde. Ich schickte ihm einen Kuss und das Versprechen, meine Arbeit bei ihm in den nächsten Tagen wieder aufzunehmen. Prompt erhielt ich zur Antwort, er hoffe, ich würde nicht nur die Arbeit bei ihm wieder aufnehmen.
    Zehn Minuten später waren wir in Adrians Wagen unterwegs zum Hotel de Rome. Das in einem wunderschön restaurierten historischen Gebäude untergebrachte Hotel nicht weit entfernt vom Gendarmenmarkt erschien mir wie eine unverzeihliche Verschwendung für ein solches Gespräch. Ich hätte mir einen anderen Anlass gewünscht, um einen Eindruck von den Farben zu bekommen, mit denen das Innenleben des Gebäudes so virtuos gestaltet worden war.
    Am Empfang bat ich darum, meinem Vater auszurichten, ich würde im Restaurant im Innenhof auf ihn warten. Adrian

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