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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Brustkorb zusammen. Sie sah zum Fenster hinaus und verlor sich in ihren Erinnerungen.
    »Was ist dann passiert?«
    Sie hob die Schultern und ließ sie nur langsam wieder sinken. »Bevor er das Haus verließ, habe ich ihn abgefangen und gebeten, mit mir zu reden, es sich noch einmal zu überlegen, schließlich hätten wir ein Kind. Doch er hat nur den Kopf geschüttelt und die Tür hinter sich ins Schloss gezogen.« Gesa kaute auf der Unterlippe und rutschte auf ihrem Stuhl herum. Dabei sah sie Doktor Radolf mit großen Augen an, prüfte, ob er ihr immer noch vorbehaltlos folgte. »Ganz plötzlich hatte ich Angst, es gebe da eine andere Frau, ich meine außer meiner Schwester und mir. Also bin ich ihm gefolgt. Er ist zum Bootshaus gegangen. Aber es waren nur seine Freunde, mit denen er sich traf. Sie stritten sich. Eigentlich wollte ich gleich wieder gehen, aber dann bin ich doch geblieben, habe mich an die Wand des Bootshauses gelehnt und gewartet. Als sie nicht aufhörten, sich zu streiten, wurde ich wütend. Für seine Freunde hatte er Zeit, und was war mit mir? Für mich ging es um meine große Liebe, um den Vater meines Kindes. Und die Männer da drinnen interessierten sich nur für irgendwelche Tabus. Einer von ihnen sagte immer wieder, es gebe Tabus, die man nicht brechen dürfe.« Sie ließ die Hände kraftlos auf die Knie sinken. »Schließlich habe ich es nicht mehr ausgehalten und habe an die Tür geklopft. Kurz darauf öffnete er die Tür und sagte, ich solle nach Hause gehen und dort auf ihn warten. Er würde gleich nachkommen.« Das Leuchten kehrte zurück in Gesas Augen. Sie beugte sich vor, als sei sie im Begriff, Doktor Radolf ihren größten Schatz anzuvertrauen. »Er hat gelächelt, als er das sagte. Verstehen Sie?« Sie ließ ihre Worte einen Moment im Raum stehen. »Da wusste ich, es würde alles wieder gut.«

[home]
    6
    D ie halbe Nacht lang hatte ich darüber nachgedacht, mich über den Kopf meines Vaters hinweg an die Polizei zu wenden und um Schutz für meine Schwester zu bitten. Immerhin hatte ich ihre Todesanzeige in Händen gehalten. Das ließ sich nicht einfach so vom Tisch wischen. Doch wenn mein Vater es tatsächlich abstritt und mich als überspannt darstellte, wäre damit nichts gewonnen.
    In meiner Ratlosigkeit rief ich gegen Morgen Eva-Maria an. Sie litt unter Schlaflosigkeit und war meistens schon früh wach. Erst klang ihre Stimme noch verschlafen, als ich ihr jedoch von dem Brief erzählte, war sie plötzlich hellwach und meinte, manche Menschen hätten wirklich vor nichts Respekt.
    »Ein Trittbrettfahrer, wenn du mich fragst.« Der Abscheu, der in ihrem Resümee mitschwang, war unüberhörbar. »Da macht sich jemand diese Unfälle zunutze, um deinem Vater eins auszuwischen.«
    »Und wenn es gar keine Unfälle waren? Wenn die drei nun umgebracht wurden?«
    »Um Gottes willen, Finja, lass dich von diesem perversen Schreiben nicht dermaßen ins Bockshorn jagen. Genau das beabsichtigt der Absender doch nur. So viel wie möglich Angst verbreiten, dann hat er sein Ziel erreicht. Überleg mal: Es ist doch viel wahrscheinlicher, dass es Unfälle waren, als dass sich ein Mörder nach und nach die Angehörigen der Partner vorknöpft.«
    »Aber als mein Vater vorhin mit Tobias telefoniert hat, ging es die ganze Zeit um irgendetwas, was ihnen gefährlich werden könnte und mit Tobias’ Abteilung zu tun habe.«
    Eva-Maria unterdrückte ein Gähnen. »Weißt du, was ich glaube, was da gerade mit dir geschieht? Du bist übersensibilisiert. Sich in so kurzer Zeit von drei Menschen verabschieden zu müssen, würde jeden …«
    »Nein, Eva, bitte glaub mir, ich reime mir da nicht einfach irgendetwas zusammen. Ich habe gesehen, wie Johannes fast zusammengebrochen ist, als er den Brief gelesen hat. Er war völlig fertig. Und danach habe ich belauscht, wie er zu den anderen sagte, sie hätten den ersten Brief nicht als üblen Scherz abtun dürfen. Also hatte es allem Anschein nach schon einen Brief gegeben, bevor Cornelia und Hubert verunglückten. Und jetzt ist Kerstin tot. Verstehst du nicht? Ich habe solche Angst, dass Amelies Todesanzeige eben nicht von einem Trittbrettfahrer stammt.«
    Eva-Maria seufzte und schwieg einen Moment. »Dann bleibt nur, dass du noch einmal mit deinem Vater sprichst«, sagte sie schließlich. »Und wenn das zu nichts führt, kannst du immer noch zur Polizei gehen.« Ihrem skeptischen Tonfall nach zu urteilen, schien sie sich davon jedoch so gut wie keinen Erfolg zu

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