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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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bereits nach noch kürzerer Zeit beim Wiedersehen in die Arme, weil sie das Gefühl haben, sie hätten endlich das passende Gegenstück entdeckt. Nicht dass ich damit auf Sie und mich anspielen würde, ich meine das nur mal so ganz allgemein …«
    Nach den zurückliegenden Tagen tat mir das leichte Geplänkel mit ihm gut. Es fühlte sich an wie Federball auf einer Blumenwiese. »Beneiden Sie solche Leute?«, fragte ich.
    »Irgendwie schon, Sie etwa nicht?«
    Ich musste lachen. »Wenn ich ehrlich bin, glaube ich eher, dass …«
    »Stopp«, rief er in einem dramatischen Tonfall, um dann die Stimme zu senken. »Ich glaube, ich möchte mir meine Illusionen bewahren.«
    Ich drehte mich um und setzte mich auf die oberste Stufe der Leiter. »Sind Sie ein Romantiker?«
    »Falls es Sie beruhigt.«
    »Wirke ich irgendwie beunruhigt?«
    »Nein … leider nicht. Dabei würde ich Sie so gerne beunruhigen.« Er hielt meinen Blick fest.
    Sekundenlang fühlte ich mich wie hypnotisiert, bis ich mich von diesem Blick losriss und auf den Bleistift in meiner Hand sah.
    »Jetzt überlegen Sie gerade, wie Sie aus dieser Nummer wieder rauskommen, stimmt’s?« Er klang auf eine Weise amüsiert, als reiche er mir seine Hand, um mir über eine Hürde zu helfen.
    Ich hob den Kopf. »Kaffee wäre eine gute Idee. Ich musste heute Morgen ziemlich früh aufstehen.«
    Als hätte es nur dieses Stichworts bedurft, marschierte er in die Küche. Ich zündete mir derweil eine Zigarette an und stellte mich trotz des Nieselregens auf seinen Balkon. Den Rücken gegen die Hauswand gelehnt, schloss ich die Augen und inhalierte den Rauch. Meine Phantasie machte sich selbständig und malte mir Szenarien aus, die meinen Puls beschleunigten. Als Richard Stahmer plötzlich wie aus dem Nichts neben mir stand, schrak ich zusammen.
    »Das müssen ein paar traurige Tage für Sie gewesen sein«, sagte er plötzlich ganz ernst und reichte mir einen Becher mit Kaffee.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich habe die Todesanzeigen gelesen.«
    Natürlich, darauf hätte ich selbst kommen können.
    »Was waren das für tragische Unglücksfälle?«, fragte er.
    »Ein Autounfall und ein Bergunfall«, antwortete ich einsilbig.
    »Und dabei sind gleich drei Menschen aus Ihrem näheren Umfeld ums Leben gekommen?« Er deutete meinen abweisenden Gesichtsausdruck richtig. »Entschuldigung. Das war unsensibel von mir. Ich habe mir nur Gedanken gemacht.«
    »Was für Gedanken?« Ich drückte die Zigarette aus und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Er sah mich unverwandt an und schien einen Moment lang nicht zu wissen, wie er seine Antwort formulieren sollte. »Na ja, ich finde eine solche Häufung schon ungewöhnlich. Zumal es jeweils Angehörige der Partner von
BGS&R
getroffen hat.«
    Mit einem Mal war die Angst wieder da. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Es ist mir einfach nur aufgefallen.«
    Ich wandte den Blick ab und deutete auf meine Uhr. »Wenn ich heute noch mit den Vorbereitungen fertig werden will, muss ich jetzt weitermachen.«
    Er trat einen Schritt zur Seite, um mich ins Zimmer zu lassen. Kaum stand ich wieder auf der Leiter, schloss er die Balkontür und setzte sich so auf den Esszimmertisch, dass er mir bei der Arbeit zusehen konnte.
    »Und es waren tatsächlich Unfälle?«, fragte er nach minutenlangem Schweigen.
    Noch immer nah am Wasser gebaut, war ich kurz davor, in Tränen auszubrechen. »Ja«, antwortete ich knapp und versuchte, mich auf die Wand zu konzentrieren.
    »Ich hatte schon befürchtet, da sei irgendetwas im Gange.«
    »Nur der Zufall«, beeilte ich mich zu sagen. »Und der ist schlimm genug. Falls Sie also dahinter Material für eine heiße Story vermuten, muss ich Sie enttäuschen.«
    Er gab einen Unmutslaut von sich. »Wird man automatisch so misstrauisch, wenn man als Tochter eines Detektivs aufwächst?«
    Ich wandte mich zu ihm um. »Und was ist mit Ihnen? Ist Ihnen das Fragen und Recherchieren so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass …«
    »Schon verstanden«, fiel er mir ins Wort und hob die Hände, als wolle er sich ergeben. »Es tut mir leid. Und Sie haben recht, es ist wirklich eine Berufskrankheit. Ich werde mich bessern, okay?« Er stand auf, blieb dicht vor mir stehen und sah mich mit einem Blick an, der kein bisschen schuldbewusst war.
    Der Duft seines Aftershaves hatte etwas unglaublich Verlockendes. Irgendwie passte er zu den bernsteinfarbenen Sprenkeln in seinen Augen. Ich riss mich zusammen und wich in einer kleinen

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