Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
Vom Netzwerk:
ist nicht alles, oder?« Am liebsten hätte ich aufgelegt. Ich wollte die Antwort nicht hören.
    »Bei uns wurde eingebrochen, Finja. Ich meine in unsere Münchener Wohnung. Während ich draußen bei meinem Vater war. Amelie kam aus der Kanzlei zurück und muss sie überrascht haben.« Seine Worte kamen abgehackt.
    Verzweifelt versuchte ich diesen einen Moment, in dem ich noch nicht wusste, was geschehen war, in die Länge zu ziehen, um Amelie damit am Leben zu halten.
    »Sie ist tot.« Er sprach ganz leise, trotzdem schien jedes einzelne Wort durch die Leitung zu hämmern.
    Der Schmerz war übermächtig. Ich ging in die Knie und stützte mich am Boden ab.
    »Sie hatte keine Chance. Sie haben ihr …«
    »Nein … nicht! Ich will das nicht hören.« Ich wollte nicht noch ein Bild in meinem Kopf, das sich für immer dort eingrub. Ein Strom von Tränen lief mir übers Gesicht, als wäre eine Staumauer gesprengt worden.
    »Ich habe heute Morgen aufgeatmet, verstehst du?«, stammelte Adrian. »Obwohl ich diese Todesanzeige überhaupt nicht ernst genommen hatte. Ich hielt sie für das Kettenrasseln eines Perversen, der den Tod von Mutter, Hubert und Kerstin benutzt hat, um aus welchem Grund auch immer unseren Vätern eins auszuwischen. Ich habe mir nicht vorstellen können, dass …«, sagte er mit erstickter Stimme. »Warum habe ich nicht auf dich gehört?« Das letzte Wort ging in einem Wimmern unter.
    Ich presste eine Hand gegen meinen Magen. »Heute Morgen war ich mir doch auch ganz sicher, es sei nur ein Spuk gewesen. Ich hatte immer dieses Datum vor Augen, den 16 . August.« Wie hatten wir nur annehmen können, jemand, der bereit war, ein Leben zu zerstören, würde sich an ein Datum halten? »Wissen es meine Eltern schon?«, fragte ich.
    »Ich wollte zuerst dich anrufen.«
    »Wo bist du jetzt?«
    »Zu Hause in unserem Arbeitszimmer. In der Wohnung wimmelt es von Polizei. Ich rufe deinen Vater gleich an.« Einen Moment war Stille in der Leitung. »Was geschieht hier nur, Finja? Erst die Unfälle und jetzt Amelie. Vier Menschen sind tot. Das muss doch alles irgendwie zusammenhängen.«
    »Sag das der Polizei. Hörst du? Du musst es sagen!«
     
    Nicht einmal eine Stunde später saß ich am Steuer meines Wagens und raste durch die Nacht. Unmengen von Adrenalin und ein unbeschreiblicher Schmerz hielten mich hellwach. Vor meinem inneren Auge lief ein Film ab, der sich nicht anhalten ließ. Dass mir nichts passierte, war allein einem Wunder zu verdanken.
    Ich war gerade erst an Potsdam vorbeigefahren, als mein Vater auf meinem Handy anrief. Seine Stimme klang blechern. Stockend erzählte er von Adrians Anruf. Und von meiner Mutter, die einen Schock erlitten und vom Notarzt eine Beruhigungsspritze erhalten hatte. Amelies Name fiel kein einziges Mal. Als würde er an den Rand eines Abgrunds katapultiert, wenn er ihn in den Mund nahm.
    Als ihm bewusst wurde, dass ich auf dem Weg zum Tegernsee war, versuchte er, mich zum Umkehren zu überreden. Es sei viel zu gefährlich, in einem solchen Zustand Auto zu fahren. Ich solle die Frühmaschine nach München nehmen, er würde mich vom Flughafen abholen. Aber ich musste irgendetwas tun, ich konnte nicht zu Hause sitzen und abwarten, dass die Dämmerung anbrach. Nach mehreren Anläufen sah er ein, dass ich nicht umzustimmen war.
    »Finja«, sagte er schließlich, »wir müssen noch über eine wichtige Sache reden. Morgen werden Leute von der Kripo zu uns kommen, um uns zu befragen. Ich bitte dich, diesen Brief nicht zu erwähnen.«
    »Was?«
    »Es ist mir ernst damit, verstehst du?«
    »Nein, ich verstehe nicht! Ganz im Gegenteil. Wer immer den Brief verfasst hat, ist für den Tod meiner Schwester verantwortlich. Und du verlangst von mir, nichts darüber zu sagen? Da mache ich nicht mit. Und Adrian mit Sicherheit auch nicht.«
    Doch ich hatte die Rechnung ohne meinen Vater gemacht. »Ich habe Adrian bereits entsprechend instruiert«, sagte er im Tonfall eines Menschen, der seine Hausaufgaben gemacht hat.
    »Und darauf soll er sich eingelassen haben?«, fragte ich. »Das glaube ich nicht. Seine Frau wird umgebracht, und er soll kein Interesse daran haben, dass der Mörder gefasst wird? Seine Mutter und sein Bruder …«
    »Unsere eigenen Leute werden in der Sache ermitteln.«
    »Die Leute, die sich normalerweise mit Wirtschaftsdelikten befassen?« Einen Moment lang hielt ich es für möglich, dass der Tod meiner Schwester seinen Verstand getrübt hatte.
    »Wir haben

Weitere Kostenlose Bücher