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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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ermittlungserfahrene Mitarbeiter, die …«
    »Ich will, dass die Polizei sich darum kümmert!«
    »Und ich will, dass keine Fehler gemacht werden.«
    Ich gab einen Laut von mir, der meine ganze Erschütterung zum Ausdruck brachte. Leise sagte ich: »Du hast bereits einen Fehler gemacht, Paps, einen ganz schwerwiegenden sogar. Du hast den Brief für eine leere Drohung gehalten.« Jetzt war es heraus. Und ich fühlte mich keinen Deut besser dadurch. Hätte ich mich über alle Beschwichtigungsversuche hinweggesetzt und wäre zur Polizei gegangen, würde meine Schwester vielleicht noch leben. Vielleicht. Dieses Wort hatte ein Gewicht, das mir den Hals zuschnürte.
    »Finja …«
    Doch ich konnte nicht aufhören zu wüten. »Wenn deine ermittlungserfahrenen Mitarbeiter genauso gut sind wie die Leute, die du zu Amelies Schutz abgestellt hast, werden wir nie erfahren, wer das getan hat. Willst du das?«, schrie ich in mein Handy. »Wer wird als Nächster dran sein? Adrian oder ich?«
    »Finja«, machte er einen weiteren Versuch, mich zu beruhigen. »Ich habe gerade eine meiner Töchter verloren. Ich möchte nicht, dass dir auch noch etwas passiert. Lass uns weiter darüber reden, wenn du hier bist. Und versprich mir, vorsichtig zu fahren.«
    Ohne ein weiteres Wort drückte ich die Taste mit dem roten Hörer darauf.
     
    Um halb sieben in der Früh schaltete ich auf der Straße vor meinem Elternhaus den Motor aus und blieb noch einen Moment sitzen, um mich zu wappnen. Als wäre das überhaupt möglich. Dann stieg ich mit einem bleiernen Gefühl in den Beinen aus, nahm meine Tasche von der Rückbank und trat durch das Tor, das sich langsam vor mir auftat.
    In der Nacht hatte es geregnet. Erde und Gras waren noch feucht. Mein Blick wanderte zu den geschlossenen Fensterläden. Bis auf das aufgeregte Gezwitscher der Amseln und meine Schritte auf dem Kiesweg war es völlig still. Fast wäre ich auf eine Schnecke getreten, die mit ihrem Haus unterwegs war. Ich bückte mich und setzte sie unter eine Buchsbaumkugel. »Das ist ein Freiflug der Finja Airways«, flüsterte ich die Worte, die Amelie immer gesagt hatte, wenn sie mich bei einer dieser Rettungsaktionen beobachtet hatte.
    Ich stellte meine Reisetasche vor der Eingangstür ab, ging ums Haus herum und setzte mich auf die Terrasse. Obwohl sich mein Magen immer noch zusammenkrampfte, zündete ich mir eine Zigarette an und sah auf den See. In den frühen Morgenstunden hatte er mich schon immer am stärksten beeindruckt. Als könne sich seine Schönheit erst dann richtig entfalten, wenn er sich unbeobachtet fühlte.
    Eine Bewegung in meinem Augenwinkel ließ mich aufschrecken. Ich entdeckte meinen Vater, der in seinen Bademantel gehüllt mit dem Rücken zu mir auf dem Bootssteg stand und genau wie ich auf den See hinaussah. Mein erster Gedanke war, ob er nicht einmal an dem Morgen, nachdem seine Tochter ermordet worden war, auf seine Routine verzichten konnte. Doch irgendetwas in seiner Haltung machte diesen Gedanken zunichte. Ich drückte die Zigarette aus und ging zu ihm.
    »Ich wollte schwimmen«, sagte er tonlos, »wie jeden Morgen. Aber als ich hier stand, war ich mir sicher, wie ein Stein im Wasser unterzugehen. So müssen sich Carl und Johannes fühlen.«
    »Wie geht es Mutter?«, fragte ich.
    »Sie schläft. Die Beruhigungsmittel wirken zum Glück noch.« Er bewegte den Kopf hin und her. »Ich vermute, sie wird es nicht ohne Hilfe schaffen. Kannst du sie später in den Jägerwinkel bringen? Ich habe einiges zu erledigen.«
    »Was?«
    Zum ersten Mal sah er mich an. Es kam mir jedoch vor, als sehe er durch mich hindurch. Sein fahles, eingefallenes Gesicht erschreckte mich – als hätte ihn diese Nacht Jahre seines Lebens gekostet.
    »Was musst du erledigen?«, fragte ich noch einmal. »Hast du einen Termin bei der Polizei?«
    »Am Nachmittag kommen zwei Beamte hierher. Ich verlasse mich auf dich, Finja, hörst du?«
    Tränen traten mir in die Augen. »Amelie …«
    Mit einer unmissverständlichen Handbewegung schnitt er mir das Wort ab. »Deine Schwester wurde das Opfer von brutalen Einbrechern. Das ist alles, was wir wissen.«
    »Nein! Wir wissen viel mehr, wir …«
    Er streckte eine Hand aus und legte sie mir auf die Schulter. »Ich rate dir dringend, dich bei allem, was du tust, vorher zu fragen, welchen Schaden du damit anrichten könntest.«
    »Kann es sein«, fragte ich, während ich mich mit einem Ruck aus seinem Griff befreite, »dass du dir selbst diese

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