Die Todesbraut
haben sich ja einen langweiligen Tag eingebrockt!«
»Ärgern Sie sich nicht, meine Liebe«, tröstete sie Ferguson. »Nehmen Sie einen Drink.«
»Nein danke, Sir, ich bin mit dem Wagen hier.«
»Welch eine Frau! Gut, daß ich nicht fahren muß.« Damit winkte er dem Barkeeper. »Noch einen Bushmills, bitte.«
Kurz darauf ertönte der Gong und machte darauf aufmerksam, daß sich der Vorhang in fünf Minuten heben würde. Ferguson, Dillon und Hannah strömten mit den zahlreichen Gästen dem Eingang entgegen. Kaum hatten sie ihre Plätze gefunden, erloschen die Lampen, und Grace Browning betrat unter donnerndem Applaus die Bühne.
Als zur Pause das Licht anging, sagte Ferguson: »Sie ist in der Tat eine bemerkenswerte Schauspielerin. Ein seltenes Talent. Schade drum!«
Dillon stand auf. »Ich gehe mal in ihre Garderobe und unterhalte mich mit ihr.«
»Das lassen Sie verdammt noch mal schön bleiben! Wieso eigentlich?« rief Hannah.
»Weil ich verdammt noch mal Lust dazu habe.«
Hannah stand auf. »Wenn Sie das tun, begleite ich Sie besser.«
»Wie Sie wollen.«
Grace Brownings Garderobe war eng und unaufgeräumt. Grace nippte an einem Glas Weißwein, als Dillon klopfte und eintrat.
»So eine Überraschung, Dillon!« rief sie und schien sich aufrichtig zu freuen.
»War ich gut?«
»Verdammt gut, und das wissen Sie auch. Übrigens, das ist
Detective Chief Inspector Hannah Bernstein, eine der besten Mitarbeiterinnen von Scotland Yard.«
»Es ist mir ein Vergnügen«, lächelte Grace.
»Wir erwarten, daß Sie uns nach dem Ende der Vorstellung begleiten«, sagte Hannah. »Ich denke, Sie wissen, warum.«
»Oh, natürlich.« Grace schenkte sich ein weiteres Glas Wein ein. »Schade, wie sich die Dinge entwickelt haben, Dillon. Ich glaube, wir beide hätten Freunde werden können.«
Er lächelte und sagte den altbekannten Spruch, mit dem sich Schauspieler seit jeher gegenseitig Glück wünschen: »Hals- und Beinbruch, meine Liebe!« Dann schob er Hannah Bernstein zur Tür hinaus und schloß sie.
Am Ende des Stückes, als Grace Browning vor den Vor hang trat, erntete sie tumultartigen Applaus und Standing Ovations. Sie verneigte sich, reichte ihren Mitspielern die Hände und suchte Blickkontakt mit Ferguson und Dillon, worauf sie sich speziell für sie noch einmal verneigte. Als sie schließlich hinter die Bühne ging, entdeckte sie Hannah Bernstein, die sich zwischen Ensemblemitgliedern und Bühnenarbeitern hindurchdrängte.
»Ah, da sind Sie ja, Chief Inspector. Ich muß mich nur noch rasch umziehen.«
»Tun Sie das«, entgegnete Hannah. »Ich warte hier.«
In ihrer Garderobe zog sich Grace um und schlüpfte in ihre Lederkombination. Normalerweise wäre sie dazu in schwere Lederstiefel geschlüpft, aber heute zog sie leichte schwarze Pumps an. Mit den Motorradhandschuhen in der einen und dem Helm in der anderen Hand, verließ sie ihre Garderobe.
»Das werden Sie nicht brauchen«, meinte Hannah und nickte Richtung Helm.
»Meine Liebe«, lächelte Grace, »sollten Sie mir nicht meine Rechte vorlesen oder etwas Derartiges, wenn Sie mich verhaften wollen?« Sie lächelte noch immer. »Aber macht nichts. Entschuldigen Sie mich einen Moment, die Natur verlangt ihr Recht.«
Mit diesen Worten verschwand sie blitzschnell in der Toile t tentür zu ihrer Rechten, schlug sie hinter sich zu und verriegelte sie von innen. Sie hatte sich vorher schon das Fenster angesehen, und nun stand sie bereits auf der Toilettenschüssel, während Hannah gegen die Tür polterte. Grace öffnete das Fenster und warf Handschuhe und Helm in den Hof.
»Auf Wiedersehen, Chief Inspector«, rief sie und kletterte hinaus.
Draußen auf dem Korridor drehte sich Hannah auf dem Absatz um und hastete zurück in das Theater, wo sie Ferguson und Dillon am Eingang zur Bar entdeckte.
»Sie ist geflohen«, rief sie ihnen entgegen.
Dillon mußte unwillkürlich lachen. »Gottogott, Mädchen, wie konnten Sie nur so nachlässig sein!« Damit wir belte er herum und stürzte durch die überfüllte Bar. Als er dicht gefolgt von Hannah den Bürgersteig vor dem Theater erreichte, hallte das Dröhnen von Grace Brownings schwerer BMW durch die Nacht. Mit quietschenden Reifen kam sie sekundenlang zum Stehen, als sie für einen Moment durch den regen Verkehr eingeklemmt wurde. Hannah riß die Tür ihres Wagens auf und sprang hinter das
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