Die Todesbraut
gegenüber.
»Nein, danke«, antwortete Hannah.
»Ich trinke einen mit Ihnen«, meinte Dillon. »Dann bleibe ich freundlicher.«
»Sie sehen nicht so aus, als seien Sie schon jemals in Ihrem Leben zu jemandem freundlich gewesen«, bemerkte Gordon. »Sind Sie mit einem Scotch einverstanden?« Er goß Whiskey in zwei Gläser und reichte Dillon eines davon. Der Ire schle nderte ein paar Schritte hin und her und lehnte sich dann lässig an die Tür.
Hannah fuhr fort: »Albert Samuel Goldberg, bekannt als Gordon. Ich habe mich über Sie erkundigt. Ganz nette Ver gangenheit. Als Kind arbeiteten Sie als Laufbursche für einen Buchmacher, Sie waren Profiboxer, Rausschmeißer in einem Nachtclub, dann waren Sie im März ‘73 an diesem Goldbarrenraub in Heathrow beteiligt. Sie saßen drei Jahre.«
»Alte Geschichten.«
»Schwere Körperverletzung, tätliche Bedrohung mit einer Waffe. Bewaffneter Raubüberfall 1979. Dafür bekamen Sie zehn Jahre und saßen sieben davon ab. Dann wurden Sie Frank Sharps Chauffeur und Bodyguard. Er hat sich stets um Sie gekümmert, nicht wahr? Aber er war schließlich auch nicht der, der ins Gefängnis wanderte. Es waren kleine Fische wie Sie.«
»Frank war immer gut zu mir. Er war gut zu all seinen Jungs.« Gordon goß seinen Scotch in einem Zug hinunter. »Aber wie gesagt, alte Geschichten. Also, was wollen Sie?«
»Sie sagten damals aus, Sie hätten nicht gewußt, mit wem sich Ihr Boß in Highgate treffen wollte, und daß Sie keine Ahnung gehabt hätten, weshalb.«
»Das habe ich den Leuten von Scotland Yard gesagt, und dasselbe habe ich vor Gericht ausgesagt.«
Hannah lehnte sich zurück. »Wie kommt es dann, daß ich Ihnen nicht glauben kann?«
»Geh, such dir doch einen, der dich fickt, Schätzchen«, schnauzte er. »Denk dran, das ist nicht das Schlechteste.«
»Ach, wie unanständig«, mischte sich Dillon ein. »Obszöne Reden gegenüber einer Dame sind meiner Freundlichkeit nicht gerade förderlich.«
»Ach, du kannst mich mal …«, blaffte Gordon und griff nach der Whiskeyflasche.
Blitzartig zog Dillon die schallgedämpfte Walther aus der Tasche seines Trenchcoats. Ein dumpfes Husten ertönte, und die Flasche in Gordons Hand zersprang in tausend Splitter.
»Lieber Himmel!« schrie er auf und sprang hoch, tropf naß vom Whiskey. »Was soll das? Ich habe hier nicht mit Revolverhelden gerechnet! Was für Polizisten seid Ihr eigentlich?«
Er griff nach einem Küchenhandtuch, und Dillon sagte: »Stellen Sie sich einfach vor, wir kämen von der Gestapo, dann kommen wir bestens miteinander zurecht. Ich kann ziemlich gut mit einer Pistole umgehen. Ich könnte eine Hälfte Ihres rechten Ohrs wegpusten.« Damit hob er die Walther und zielte auf Gordons rechte Kopfhälfte. Der bedeckte sein Ohr mit beiden Händen und ging in Deckung. »Nein, um Himmels willen, nein!«
»Dillon, hören Sie auf!« befahl Hannah.
»Erst wenn ich fertig bin«, entgegnete er, senkte aber die Waffe. »Sie könnten mir doch die Wahrheit sagen, weil Frank Sharp Ihr Freund war und Sie gerne sähen, daß die Leute, die ihn auf dem Gewissen haben, dafür bezahlen müssen.« Gordon zitterte jetzt, stand auf und versuchte, sich mit einem weiteren Küchenhandtuch abzutrocknen. Dillon fuhr fort: »Aber vergessen wir mal Loyalität, Moral und all den guten alten englischen Quatsch. Sagen wir ein fach, Sie machen in den nächsten fünf Sekunden den Mund auf, weil ich Ihnen sonst nämlich tatsächlich das Ohr wegpuste.«
»Dillon, um Himmels willen, hören Sie auf damit«, rief Hannah aufgebracht.
Gordon hob abwehrend die Hand. »Okay, ich gebe auf. Lassen Sie mich vorher noch einen Schluck nehmen, ich brauche ihn.« Er nahm eine weitere Flasche Scotch aus einem Küchenschrank, öffnete sie, und Dillon bemerkte: »Sie wußten, daß Sharp auf dem Friedhof diesen Russen Silsev treffen wollte?«
»Ja, Frank hat’s mir gesagt. Sie wollten sich am Karl-MarxMonument treffen. Ich fragte ihn noch, ob ich mitkommen sollte, aber er lehnte ab.«
»Wußten Sie auch, weshalb sie sich trafen?« fragte Hannah.
»Es ging um Drogen. Frank sagte, dieser Silsev gehörte zum Londoner KGB, hätte aber Verbindungen zur Mos kauer Mafia.«
»Worum handelte es sich genau?«
»Heroin. Frank sagte, es hätte einen Straßenverkaufswert von ungefähr einhundert Millionen Pfund.«
»Verstehe«, Hannah nickte. »Und das ist alles,
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