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Die Todesbraut

Die Todesbraut

Titel: Die Todesbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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dafür doch einen triftigen Grund geben, oder was meinen Sie, Mädchen?«
      Sie nickte. »Glauben Sie, Sie können diesen Bert Gordon dazu bringen, Ihnen zu erzählen, was er Scotland Yard nicht erzählen wollte?«
      »Ich bin ein Überredungskünstler, wußten Sie das nicht?«
      »Also gut.« Damit stand sie auf. »Wo finden wir den Mann?«
      »Er führt in Wapping ein Pub, das Prince Albert.« Sie nahm ihre Schultertasche. »Wir nehmen meinen Wagen. Kommen Sie schon.«
      Während sie die Treppe hinunterliefen, bemerkte sie: »Da ich ihre Vorgehensweise kenne, halte ich Polizeipräsenz für angeraten. Während der Fahrt rufe ich das zentrale Strafregisterbüro von Scotland Yard an und versuche herauszufinden, was es über diesen Bert Gordon sonst noch zu wissen gibt.«

      Das Prince Albert lag am Ende eines Piers in Wapping, von wo aus man einen schönen Blick auf den Fluß hatte. Es machte einen einladenden Eindruck, Fenster und Tür waren mit grüner und goldener Ölfarbe frisch lackiert. Sie stiegen aus dem Wagen, und Hannah blickte über das Kopf steinpflaster zum Pub.
      »Mittags ist es wahrscheinlich still wie im Grab dort, aber am Abend drängen sie sich an der Bar bestimmt wie die Ölsardinen.«
    »Und woher wollen Sie das wissen?«
      »Ich habe als Polizistin in der Gegend der Tower Bridge genug Pflaster getreten. Dort gibt es eine Menge Pubs wie dieses hier. Bei uns hieß es immer, jede Nacht eine Rauferei und Freitags auch mal zwei.«
      »Schockierend«, feixte er. »Ein anständiges jüdisches Mädchen wie Sie, und dann das, wo doch Freitag nacht der Sabbat beginnt.«
      »Sehr komisch!« schnaubte sie und betrat als erste das Pub.
      Hinter einer langen Mahagonitheke standen endlose Fla schenreihen vor einer verspiegelten Wand. Mehrere Tische waren über den Raum verteilt, und entlang der Fensterfront gab es drei Sitznischen. Die einzigen Gäste waren zwei Greise, die auf Barhockern saßen, jeweils ein Bier vor sich stehen hatten und gebannt auf das Fernsehgerät starrten, das in einer Ekke von der Decke hing. Die Bardame blätterte in einer Zeitung und sah mißmutig auf. Sie war mittleren Alters, hatte sichtlich gefärbtes schwarzes Haar und ein von Sorgen und Kummer gezeichnetes Gesicht.
      »Was darf ich Ihnen bringen?«
      »Mr. Bert Gordon«, sagte Dillon.
      Sofort blitzte in ihren Augen die Ahnung auf, daß es Schwierigkeiten geben würde. »Er ist nicht da. Wer sind Sie überhaupt?«
      Hannah zog ihren Polizeiausweis hervor und hielt ihn ihr vors Gesicht.
      »Detective Chief Inspector Bernstein.«
      »Sagen Sie ihm, er soll ein braver Junge sein und herauskommen«, forderte Dillon. Er hatte bemerkt, daß die Tür hinter der Bar einen spaltbreit offenstand. Nun öffnete sie sich ganz, und Gordon trat hervor. Dillon hatte sein Foto in der Akte gesehen und erkannte ihn sofort.
      »Ist schon gut, Myra, ich erledige das.« Damit griff er nach Hannahs Ausweis, nahm ihn genauestens in Augenschein und gab ihn ihr dann zurück. »Ein nettes jüdisches Mädchen mit einem Job wie diesem, das ist eine Schande. Sie sollten verhei ratet sein und zwei Kinder haben. Ich bin selbst Jude.«
      »Ich weiß, Mr. Gordon. Sie legten schon vor Jahren Ihren Namen Goldberg ab und nennen sich seither Gordon.«
      »Tja, wissen Sie, als ich noch ein Kind war, war Antisemitismus ein ziemliches Problem.«
      »Ja, aber auch die Namensänderung hat den braven jü dischen Jungen nicht vor dem Gefängnis bewahrt. Wenn ich es kurz überschlage, haben Sie mindestens fünfzehn Jahre hinter Gittern verbracht.«
      »Ich saß meine Zeit ab. Aber was soll das hier überhaupt?«
      »Wir wollen nur eine kleine Information«, sagte Dillon. »Über den Mord an Ihrem früheren Boß auf dem Highgate Friedhof.«
      Gordon zuckte die Achseln. »Ich habe der Polizei alles gesagt, was ich wußte. Ich habe auch bei der gerichtlichen Untersuchung als Zeuge ausgesagt. Es steht alles in den Akten.«
      »Wirklich alles?« fragte Hannah. »Tatsache ist, daß Sie mit Fakten ziemlich sparsam umgingen, daher möchten wir uns noch einmal mit Ihnen unterhalten.«
      »Also gut«, sagte er widerstrebend und hob die Klappe zur Bar. »Kommen Sie mit«, knurrte er und führte sie durch die Tür in den Hinterraum.
      »Möchte jemand einen Drink?« fragte er. Er saß Hannah an einem großen, mit schmutzigem Geschirr, benutzten Gläsern und allerlei Unrat übersäten Küchentisch

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