Die Todesbraut
Schwacher Regen setzte ein. Plötzlich warf Keogh den Kopf in den Nacken und brach in Lachen aus. »Zum Teufel, das klang wie eine Wahlkampfrede. Jetzt aber fort mit Ihnen, meine Herren. Wir sehen uns in Shannon.« Damit drehte er sich um und verschwand in seinem Haus.
Während des Fluges mit dem Hubschrauber beschäftigte sich Ferguson mit Unterlagen aus seinem Aktenkoffer und sprach kaum ein Wort. Erst als sie vom Luftwaffenstützpunkt Andrews mit einer Limousine der Air Force durch den dichten Verkehr Washingtons chauffiert wurden, packte er seine Papiere ein und lehnte sich aufatmend zurück.
»Interessanter Mann, dieser Patrick Keogh. Gelegentliche Triumphe, aber auch Niederlagen und Fehler.«
»Aber er steht immer noch auf der politischen Bühne«, meinte Dillon. »Er ist ein Lebenskünstler. Er jammert nicht, wenn etwas schiefläuft, reißt sich am Riemen und macht einfach weiter.«
»Sie mögen ihn, nicht wahr?«
»Ich halte ihn für einen Mann, der in den Spiegel sehen kann, ohne vor sich selbst Angst zu bekommen.«
Spöttisch bemerkte Ferguson: »Ich wußte gar nicht, daß Sie eine derart einfühlsame Seele haben, Dillon.« In die sem Moment erreichten sie das Weiße Haus und wurden zum westlichen Souterraineingang gebracht.
Ein Bediensteter führte sie in das Oval Office. Es war niemand da.
»Bitte warten Sie einen Moment, meine Herren«, sagte er.
Ferguson ging zum Fenster und sah hinaus in die einbrechende Dunkelheit. »Wenn dieser Raum reden könnte! Er ist wirklich ein Zeuge der Geschichte. Von Roosevelt bis Clinton, und alles was dazwischenlag.«
»Ich weiß«, entgegnete Dillon. »Die Vorstellung geht unablässig weiter. Es kommt mir vor wie das Windmill Theatre während des deutschen Luftangriffs auf London im Zweiten Weltkrie g. Dessen Motto lautete: Wir schließen niemals.«
Eine Tür öffnete sich, und Präsident Clinton erschien. »Entschuldigen Sie, daß ich Sie warten ließ. Brigadier Ferguson?« Er streckte ihm die Hand entgegen.
»Herr Präsident.«
»Und Mr. Dillon?«
»Angeblich, ja «, grinste Dillon.
»Nehmen Sie Platz, meine Herren.« Sie folgten seiner Aufforderung, und Clinton setzte sich hinter seinen Schreibtisch. »Wie ich hörte, besprachen Sie sich bereits mit Senator Keogh. Ist denn jetzt alles geregelt?«
»Ja«, bestätigte Ferguson. »Soweit dies zu diesem Zeitpunkt schon möglich ist.«
»Ich telefonierte mit dem Senator, und er schien mehr als zufrieden mit Ihren Arrangements.«
»Das freut mich«, sagte Ferguson.
Clinton stand auf und trat ans Fenster. »Eine Tatsache, mit der man als Inhaber eines hohen Amtes leben muß, meine Herren, ist, daß in den Augen der Medien alles zum Politikum wird.«
»Ich fürchte, das war schon immer so«, meinte Ferguson.
»Ich weiß«, nickte Clinton. »Allem, was ich unternehme,
wird irgendeinem politischen Vorteil unterstellt. Dies wurde auch behauptet, als ich mich bemühte, in bezug auf die irische Situation Hilfestellung zu leisten.« Er trat wieder an seinen Schreibtisch und setzte sich. »Dennoch ist es nicht wahr, meine Herren. Politiker werden vieler Dinge beschuldigt, aber in dieser Angelegenheit kann ich aufrichtig versichern, daß ich am Ausgang um seiner selbst willen interessiert bin, was in diesem speziellen Fall Friede in Irland bedeutet.«
»Ich glaube Ihnen, Sir«, sagte Ferguson.
»Ich danke Ihnen, aber bitte glauben Sie auch Senator Keogh. Diese Angelegenheit birgt für ihn keinerlei persönliche Vorteile. Er begibt sich nur deshalb in die Schußlinie, weil er der Überzeugung ist, daß es die Sache wert ist. Wie gesagt, ich sprach bereits mit Senator Keogh, und er scheint mit Ihrer Vorgehensweise zufrieden zu sein. Ich würde es begrüßen, wenn Sie nun auch mich ins Bild setzen würden.«
Präsident Clinton nickte zustimmend, als Ferguson mit seinem Bericht zu Ende war. »Hört sich sehr durchdacht an.« Darauf wandte er sich an Dillon. »Mr. Dillon?«
»Es könnte wirklich alles äußerst simpel sein. Aber das Wichtigste ist der Überraschungseffekt. Daß der Senator aus heiterem Himmel auftaucht und so weiter. In diesem Fall ist Geheimhaltung alles, ich möchte behaupten, le benswichtig.«
»Ja, ich pflichte Ihnen bei.« Clinton sah auf seine Armbanduhr. »Mitternacht in London, meine Herren. Das heißt, es ist jetzt Freitag dort. Ich erwarte, in Bälde Nachricht über den Zeitpunkt der
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