Die Todesgöttin
Ländereien, zahlreiche Häuser und Paläste. Allerdings gehörte er nicht zu denjenigen, die ihr Geld und ihren Einfluss für egoistische Ziele ausnützten. Nein, Mandra Korab stellte sich und seinen Besitz in den Dienst der Allgemeinheit.
Behutsam, anders war es nicht möglich, versuchte er, Reformen einzuführen. Er war der Meinung, dass auch die Armen ein Recht darauf hatten, menschenwürdig zu leben. Im krassen Gegensatz dazu stand das Kastendenken seiner Landsleute, und so war es für Mandra manchmal unmöglich seine Vorstellungen durchzusetzen.
»Sind denn die Diener der Göttin hier in Indien zu einer großen Aktivität erwacht?« fragte ich den asiatischen Freund.
»Das kann ich nicht sagen. Die Tongs und Geheimbünde, die Kali anbeten, existieren immer, und man wird sie nie ausrotten können. Damit müssen wir uns abfinden. Hinzu kommt noch etwas, von dem die meisten nicht einmal etwas ahnen. Kali existiert nicht nur einmal, das vorausgesetzt. Diese Göttin hat die Eigenschaft, in zahlreichen Gestalten aufzutreten. Im gesamten Land gibt es geheimnisvolle Tempel, in denen Kali angebetet wird. So wie du sie gesehen hast, John, zeigt sie sich in ihrer Urgestalt. Sie kann auch anders auftreten. Zum Beispiel als schöne Frau mit vier Armen oder als Monster. Zudem steht sie unter Schiwas Schutz, und Schiwa gehört ebenfalls zu den großen und mächtigen Göttern.«
Ich leerte meine Tasse. »Wenn ich dir so zuhöre, dann machst du uns ja ganz schön Mut.«
Da lächelte der Inder. »Was soll ich sonst tun? Ihr wolltet die Wahrheit wissen, und die habe ich euch mitgeteilt.«
»Aber irgendwie müssen wir sie doch packen«, sagte Suko. »Hast du da bereits einen Plan?«
»Ja. Mir ist nämlich, wenn ihr so wollt, der Zufall zu Hilfe gekommen. Und zwar gibt es da einen Mann namens Jim Marlowe…«
In den nächsten Minuten erzählte Mandra Korab von dem Piloten, der eine schreckliche Odyssee hinter sich hatte und dem reinen Glück sein Leben verdankte.
Aufmerksam hörten wir zu, und als Mandra auf den Tausch der Köpfe zu sprechen kam, horchten wir auf.
»Wie war das?« fragte ich nach. »Der Kopf des Archäologen schmückt jetzt die Kette?«
»So ist es.«
Bill, Suko und ich tauschten Blicke. Der Reporter sprach das aus, was wir alle drei dachten. »Dann war der Kopf, den du in London zerstört hast, John, unter Umständen derjenige, der an der grausamen Kette gehangen hat.«
»So könnte es sein«, bestätigte Mandra Korab.
»Eins jedoch verstehe ich nicht«, sagte ich zu dem Inder. »Wieso konnte mein Kreuz den Schädel zerstören? Wir haben nämlich Fälle erlebt, wo es gegen die fremde Mythologie ging, da war dies nicht der Fall. Da hat mein Kreuz nicht geholfen. Ich brauche da nur an die Teufelsdschunke zu denken, wo ich mein Kreuz hätte wegwerfen können, so wertlos war es.«
Mandra hob die breiten Schultern. Seine Antwort klang nicht gerade ermutigend. »Auch ich kann da nur raten, John.«
»Dann tu's mal.«
»Wie hat der Kopf ausgesehen?«
Ich lachte. »Wie ein Kopf.«
»Klar, John. Nur - war es ein Asiate, ein Chinese oder ein Inder?«
»Nein, ein Weißer!«
»Da könnte durchaus die Lösung des Rätsels hegen, mein Lieber. Ein Weißer, der ja aus einem anderen Lebens- und Magiebereich stammt als ein Einheimischer und von der Magie der Göttin noch nicht voll integriert wurde. Deshalb konnte dein Kreuz ihn zerstören. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.«
Das war natürlich eine Erklärung. Aber sie reichte mir nicht, und ich sagte es auch.
Mandra hob die Schultern. »Vielleicht findest du eine andere Alternative, John.«
»Ja, vielleicht.« Ich schaute auf meine Uhr. Die Zeit hatte ich schon korrigiert. »Was hast du dir jetzt gedacht?«
»Wir fahren erst einmal zu mir. Dort könnt ihr euch frischmachen.«
Ich lächelte. »Aber gib acht, dass uns nicht das gleiche passiert wie damals.« Mit dieser Antwort spielte ich auf meinen ersten Besuch in diesem Land an, als wir in Mandras Haus von schwarzmagischen Wesen überfallen worden waren und ich den Inder in voller Aktion erlebe.
»Keine Sorge, das wird nicht geschehen.«
»Dann bin ich beruhigt. Und wie geht es weiter?«
»Ich habe euch ja vorhin schon gesagt, dass es schwer ist, gegen die Göttin Kali und deren Diener anzukämpfen. Noch schwerer ist es, Informationen über sie zu bekommen. Nach deinem Anruf habe ich sofort nachgeforscht. Ich kenne die Stadt und das Land, so dass ich weiß, wo ich suchen muss. Ich habe nicht
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