Die Todesliste
dass die pakistanische Polizei über sein Kommen informiert war und ihn erwarten würde. Journalisten sind für empfindliche Regime von größtem Interesse.
Ein Schreiben des Chefredakteurs der Post bestätigte, dass Mr. Priest eine umfangreiche Serie von Artikeln zum Thema »Islamabad – Die Entstehung einer erfolgreichen modernen Großstadt« plane. Ein Rückflugticket über London lag ebenfalls bei.
Dazu kamen Kreditkarten, ein Führerschein und die üblichen Papiere und Plastikkarten, die man in der Brieftasche eines gesetzestreuen amerikanischen Staatsbürgers und leitenden Angestellten erwartete, sowie die Reservierungsbestätigung für ein Zimmer im Serena-Hotel in Islamabad, einschließlich der Abholung durch ein Hotelshuttle. Der Spürhund hatte nicht vor, sich am internationalen Flughafen von Islamabad in das wimmelnde, wogende Chaos zu stürzen, um sich in irgendein altes Taxi zerren zu lassen.
Der Kurier übergab ihm außerdem den Passagierabschnitt einer Bordkarte für den Flug von Washington nach Dubai und das unbenutzte Weiterflugticket von Dubai nach »Slammy«, wie Islamabad von der Bruderschaft der Special Forces genannt wird.
Eine gründliche Durchsuchung seines Zimmers, mit der sicher zu rechnen war, würde nur ergeben, dass Mr. Priest ein ausgewiesener Auslandskorrespondent aus Washington mit gültigem Visum war, der einen nachvollziehbaren Grund für seine Anwesenheit in Pakistan hatte, und weiterhin, dass er nur wenige Tage bleiben und dann nach Hause fliegen würde.
Als Identitäten und »Legenden« ausgetauscht waren, gingen die beiden Männer einzeln zu verschiedenen Airline-Schaltern hinunter, um sich die Bordkarten für ihre Weiterflüge zu holen.
Es war kurz vor Mitternacht, und der Flug EK 612 startete um drei Uhr fünfundzwanzig. Der Spürhund schlug die Zeit in der Lounge tot und war trotzdem eine Stunde zu früh am Gate, hielt sich jedoch im Hintergrund und musterte die übrigen Passagiere. Er wusste, dass es ratsam war, niemandem aufzufallen.
Wie er vermutet hatte, waren die Economy-Passagiere überwiegend pakistanische Arbeiter, die nach den vorgeschriebenen zwei Jahren, die sie als regelrechte Zwangsarbeiter auf Baustellen verbracht hatten, nach Hause zurückkehrten. Es ist üblich, dass die Gangsterbosse des Baugewerbes dem Arbeiter bei der Ankunft den Pass abnehmen und ihn erst nach Ablauf des Zwei-Jahres-Vertrags zurückgeben.
In dieser Zeit leben die Arbeiter in primitiven Hütten ohne die nötigste Einrichtung und schuften in furchtbarer Hitze für einen Hungerlohn, den sie teilweise noch nach Hause zu schicken versuchen. Als sie sich zum Einsteigen an die Tür drängten, stieg ihm der Geruch von schalem Schweiß in die Nase, gewürzt von einer einförmigen Ernährung mit Curry. Gottlob waren Economy- und Businessclass bald voneinander getrennt, und er entspannte sich »vorn« im gepolsterten Komfort zusammen mit einigen Geschäftsleuten aus Pakistan und vom Arabischen Golf.
Der Flug dauerte etwas mehr als drei Stunden, und um sieben Uhr dreißig Ortszeit landete die Boeing 777-300 der Emirates. Durch das Bullauge der rollenden Verkehrsmaschine sah er, wie der militärische C-130-Hercules-Transporter und die präsidentiale Boeing 737 vorüberglitten.
Vor der Passkontrolle wurde er vom Gewimmel der Pakistani getrennt und stellte sich in die Schlange der Ausländer. Der neue Pass für Daniel Priest, den neben dem pakistanischen Visum nur ein paar europäische Ein- und Ausreisestempel zierten, wurde Seite für Seite sorgfältig studiert. Die routinemäßigen, höflichen Fragen waren leicht zu beantworten. Er zeigte seine Reservierungsbestätigung für das Serena-Hotel vor. Männer in zivilen Anzügen standen im Hintergrund und musterten ihn scharf.
Mit seinem Trolley kämpfte er sich durch die lärmenden, drängenden, schiebenden Menschenmassen in der Gepäckhalle, und ihm war klar, dass hier im Vergleich zum Chaos draußen noch eine teutonische Ordnung herrschte. In Pakistan steht man nicht Schlange.
Draußen vor der letzten Halle schien die Sonne. Anscheinend waren Tausende gekommen, große Familien, um die Heimkehrer vom Golf willkommen zu heißen. Der Spürhund ließ den Blick über die Wartenden schweifen, bis er den Namen Priest auf einer Tafel sah, hochgehalten von einem jungen Mann in der Livree des Serena. Er ging auf ihn zu und wurde zu der Limousine auf dem kleinen V IP -Parkplatz rechts neben dem Terminal eskortiert.
Der Flughafen liegt auf dem
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