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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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bekannt, ihr Motiv ebenfalls.
    Die Polizei hat getan, was sie konnte, aber Frau Nieminen war fest entschlossen, Teräsvuori zu töten. Ein Angriff auf die Frau hätte Außenstehende in Lebensgefahr gebracht.»
    «Aber …», stammelte ich, und da die Worte anders nicht herauswollten, musste ich schreien:
    «Wir hätten doch etwas tun müssen, ich jedenfalls! Ich hätte sie überreden müssen, die Waffe wegzulegen!»
    «Aber Maria, das hast du doch versucht!» Taskinen war zu mir getreten, packte mich an den Schultern und schüttelte mich. «Die Männer haben mir berichtet, dass du dein Bestes getan hast …»
    «Aber wenn wir nicht in die Wohnung gestürmt wären …»
    «Maria! Hanna hat abgedrückt, nicht du», sagte Taskinen und zog mich an sich. Ich nahm den würzigen Geruch seines Rasierwassers wahr und spürte den rauen Stoff seines Jacketts an der Wange. Als Taskinen mir über die Haare strich, kamen endlich die Tränen, ich begann haltlos zu schluchzen.
    «Wir kommen ein andermal darauf zurück, Hauptmeisterin Kallio», schnaubte Nuotio, gleich darauf fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
    Als ich mich endlich ausgeweint hatte, war Teräsvuoris Leiche bereits abtransportiert. Eine Fliege delektierte sich an einem der dunkelroten Flecke auf dem Fußboden. Auch auf dem Glastisch sah ich Blutspritzer, doch das Foto von Hanna, das in einem herzförmigen Rahmen auf dem Tisch stand, war unbefleckt.
    Taskinen führte mich zu seinem Wagen und schlug mir vor, den Rest des Tages freizunehmen. Er bot mir an, mich gleich nach Hause zu fahren, doch ich wollte zuerst noch einmal aufs Präsidium. Wenn ich jetzt sofort nach Hause ging, wür-de ich es wahrscheinlich nie mehr über mich bringen, wieder an den Arbeitsplatz zurückzukehren.
    Fehler hatte ich auch früher schon gemacht. Aber den Tod eines Menschen hatte ich noch nicht verursacht. Allein deshalb war ich es Hanna und Vesku schuldig, Nooras Mörder zu fassen.
    «Ich möchte mir vor dem Wochenende noch die Laborergebnisse ansehen. Sie sollten heute Mittag vorliegen», sagte ich müde. «Und Tomi Liikanen muss auch vernommen werden. Nachdem Teräsvuori tot ist, spricht Liikanen vielleicht offener über seine Verbindung zu ihm.»
    «Hör auf, an die Arbeit zu denken», sagte Taskinen fast un-gehalten. «Ich gebe dir auf jeden Fall die nächste Woche frei, und beim Betriebsarzt kommst du notfalls sofort dran. Du hast mit angesehen, wie ein Mensch gestorben ist, Maria! Es ist völlig normal, dass du erschüttert bist.»
    «Und du?», hielt ich dagegen. «Du kennst Hanna seit Jahren. Mit deiner Arbeitsfähigkeit ist es sicher auch nicht weither.»
    «Ach, das ist das geringste Problem», seufzte er. «Das Schlimmste ist, dass ich es Silja sagen muss.»
    Den Rest des Weges legten wir schweigend zurück. Koivu und Pihko fuhren hinter uns her. Im Präsidium erklärte Pihko verlegen, er habe Hunger und wolle mich anlässlich seines letzten Arbeitstages zum Mittagessen einladen. Beim bloßen Gedanken schüttelte es mich, aber ich musste an mein Kind denken. Also folgte ich den Männern brav in die Kantine. Zum Glück stand eine Gemüseplatte zur Auswahl, Bohnenpüree und Kartoffeln brachte ich herunter.
    Koivu und Pihko versprachen, Tomi Liikanen am späten Nachmittag zu vernehmen. Trotz des Erlebten hatten sie offenbar nicht die Absicht, den Rest des Tages freizunehmen.
    Schon bereute ich meinen Entschluss, nach Hause zu fahren und mich auszuruhen.
    Da spürte ich, wie mein Bauch hart wurde. Ich hatte keine Schmerzen, und die Kontraktion ging auch bald vorbei, doch sie war ein Warnzeichen. Schnüppchen sollte erst in zehn Wochen zur Welt kommen. Wenn ich mich jetzt nicht ausruhte, musste ich womöglich wochenlang im Krankenhaus liegen.
    In meinem Büro warteten die Berichte des kriminaltechnischen Labors. An Nooras Kleidung waren graublaue und dunkelgrüne Baumwollfasern unbekannter Herkunft gefunden worden, am Rücken ihrer Jacke außerdem dunkelrote Fasern, die mit dem Material der Sitzbezüge in Jannes Pkw identisch waren. Im Auto waren auch Nooras Fingerabdrü
    cke sichergestellt worden. Das bewies an sich nichts, zumal keine Blutspuren nachgewiesen werden konnten. Auffällig war jedoch, dass man im Kofferraum absolut nichts gefunden hatte, nicht einmal Jannes eigene Fingerabdrücke. Offenbar war er unmittelbar vor der kriminaltechnischen Untersuchung gründlich gereinigt worden. Ein merkwürdiger Zufall, dass Janne ausgerechnet am Abend von Nooras Tod einen Anfall von

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