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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Polizistin war so anders als die eines Mathematikers, auch wenn wir beide Gleichungen mit Unbekannten lösten. Allerdings hatte Antti bisher nicht gelernt, das Element der Gefahr zu akzeptieren, das zu meinem Beruf gehörte, deshalb hatte ich ihm sowohl von meinem gestrigen Abenteuer im Fitnesscenter als auch von der heuti-gen Festnahme des Kinderschänders nur eine geschönte Version geliefert.
    «Teräsvuoris lückenloses Alibi lässt mir keine Ruhe», gab ich leicht verlegen zu. «Eigentlich könntest du mir einen Gefallen tun und an der Theke fragen, wann die Karaoke Show beginnt.»
    «Frag doch selbst, da kommt der Kellner mit dem Essen», schnaubte Antti.
    Der Ober erklärte, die Karaoke Show würde beginnen, sobald sich jemand zum Singen meldete. Ob wir vielleicht …
    Antti verzog gequält das Gesicht, ich lehnte dankend ab.
    Offenbar wartete Teräsvuori irgendwo in einem Hinterzim-mer auf das Eintreffen sangesfreudiger Gäste. Sein Dienst begann offiziell um sechs Uhr, doch vermutlich konnte er das Lokal zwischendurch unbemerkt verlassen. Er brauchte ja nur zu behaupten, er hätte Durchfall, und sich in Richtung Toilette verdrücken …
    Die Enchilada war scharf und riesig, ich verschlang sie in Rekordzeit und hatte danach das Gefühl, Drillinge im Bauch zu tragen. Ich wollte mir gerade ein wenig die Beine vertreten und nachsehen, wo sich Teräsvuori aufhielt, als ich am Eingang eine bekannte Gestalt erblickte. War Tomi Liikanen ein Karaoke Fan?
    Liikanen ging geradewegs an die Theke, sagte etwas und verschwand dann in Richtung Küche. Er schien das Personal gut zu kennen. Suchte er etwa Vesku Teräsvuori? Warum?
    Tatsächlich kamen Liikanen und Teräsvuori nach einer Weile zusammen aus der Küche und setzten sich an einen Ecktisch. Ich rückte meinen Stuhl schräg an den Tisch, sodass die beiden mein Gesicht nicht sahen, und holte meinen Kos-metikbeutel hervor. Im Spiegel der Puderdose konnte ich einigermaßen verfolgen, was sich am Ecktisch tat. Antti warf mir einen verwunderten Blick zu, dann zuckte er die Achseln.
    Offenbar fügte er sich in sein Schicksal.
    Liikanen hatte eine Kaffeetasse vor sich stehen, Teräsvuori trank Bier aus der Flasche. Er redete heftig gestikulierend auf Liikanen ein, der stocksteif dasaß und nur ab und zu den Kopf schüttelte.
    Woher kannten sich die beiden? Eigenartig, dass Hanna Nieminen die Bekanntschaft zwischen ihrem Exliebhaber und Elenas Mann nicht erwähnt hatte. Oder wusste sie nichts davon? Wieso nicht?
    Ich begriff gar nichts mehr. Im Spiegel sah ich, wie der Kellner an den Tisch trat und etwas zu Teräsvuori sagte, der prompt aufstand und ans Karaoke Mikrophon ging. Liikanen blieb sitzen, zog ein Handy aus der Tasche und telefo-nierte. Ich wiederum musste dringend aufs Klo. Wo war es, konnte ich hinkommen, ohne von meinen beiden Verdächtigen gesehen zu werden? Mein Fluchtbedürfnis stieg, als eine schrille Frauenstimme von einer Million Rosen zu singen begann.
    Da die Toiletten meist neben der Garderobe liegen, verdrückte ich mich in den Vorraum, wo ich sie tatsächlich fand.
    Erleichtert ging ich hinein und zwängte mich unter akrobati-schen Verrenkungen in die winzige Kabine, deren Tür idioti-scherweise nach innen aufging. Ich fühlte mich dick und schwerfällig, mein Gehirn dagegen schien auf Rosinengröße geschrumpft zu sein. Hatte es etwas zu bedeuten, dass Teräsvuori und Liikanen sich kannten?
    Nachdem ich mich wieder hinausgezwängt und mir die Nase gepudert hatte, auf der trotz fehlenden Sonnenscheins die ersten Sommersprossen aufgetaucht waren, verließ ich das Restaurant unauffällig, um nach einem Hintereingang zu suchen. Das «Fishmaid» befand sich im Flügel eines U förmigen Gebäudes, das außerdem ein Buchhaltungsbüro und eine Gebäudereinigung beherbergte. Der Eingang zum Restaurant lag am unteren Außenrand des U. Ich ging in den In-nenhof, der nur von einer einzelnen, im Wind schaukelnden Lampe beleuchtet wurde. Der Asphalt glänzte wie im Herbst, der Wind trieb eine zerfetzte Plastiktüte über den Hof, zerzauste mir die Haare und drang in meine dünne Bluse, als wüsste er nicht, dass Maiwind sanft und warm zu sein hatte. Ich kickte gegen eine Bierdose, die für den Pfandauto-maten ohnehin bereits zu verbeult war.
    Das Licht aus der Restaurantküche fiel halbmondförmig auf eine Laderampe. Dort musste eine Tür sein … Ich nahm mir vor, gleich am nächsten Morgen nachzusehen, wen Pihko befragt hatte. Mehr und mehr kam mir der Verdacht,

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