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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Grund», wich ich aus, denn nun kam Elena Grigorieva auf uns zu. Mir hatte sie jedoch nichts zu sagen, denn sie grüßte nur mit einem unwirschen Nicken und wandte sich an Ulrika:
    «Ich halte es für falsch, Irina als Schneewittchen einzusetzen. Sie beherrscht die Rolle nicht. Und außerdem … Ich fürchte, sie wird ihr Unglück bringen.»
    Die Gesichtszüge der Trainerin wirkten noch schärfer als sonst, die hohlen Wangen unter den hohen Backenknochen erinnerten an kleine Gräber, über der Hakennase spannte sich die Haut wie nach einer kosmetischen Operation.
    «Zudem halte ich es für geschmacklos, Schneewittchen aufzuführen. Wir sollten uns mit dem Formationstanz be-gnügen.»
    Was in aller Welt hatte Ulrika Weissenberg vor? Ich konnte sie nicht mehr fragen, denn die Musik brach ab, und Rami Luoto erklärte das Training für beendet. Er sah sich suchend um, entdeckte mich und glitt quer über das Eis auf mich zu.
    Er bewegte sich mit katzenhafter Geschmeidigkeit, ganz anders als die kantigen, gepolsterten Eishockeyspieler, die nun auf das Eis stürmten.
    Als Rami hörte, dass ich motorisiert war, beschloss er, sich erst zu Hause umzuziehen. Die Fahrt zur Liisankuja dauerte nur ein paar Minuten, ich konnte gut verstehen, dass er den Weg normalerweise am liebsten zu Fuß zurücklegte. Vermutlich nahm er sonst auch die Treppe in den dritten Stock, doch jetzt hielt er mir höflich die schmale Tür des Dreipersonen-aufzugs auf, wahrscheinlich dachte er, in meinem Zustand wäre das Treppensteigen zu beschwerlich. Im letzten Moment zwängte sich noch eine vom Regen durchnässte Frau mittleren Alters mit einer prall gefüllten Einkaufstasche in die Kabine, sodass Rami gegen meinen Bauch gedrückt wurde. Ganz kurz schien in seinem Gesicht ein Gefühl auf, das er offensichtlich zu unterdrücken versuchte. War es Ekel? Als die Frau im zweiten Stock ausstieg, rückte er erleichtert von mir ab.
    An zwei der Wohnungstüren im dritten Stock stand der Name Luoto.
    «Meine Schwester wohnt nebenan», erklärte Rami unge-fragt. Er schloss die linke Tür auf, führte mich ins Wohnzimmer, bot mir ein Glas Mineralwasser an und sagte, er wolle rasch duschen. Neugierig sah ich mich um. Da ich wusste, dass er mehr als zehn Jahre lang mit Eisshows durch Nord-amerika getingelt war, hatte ich eine protzige Wohnung erwartet. Doch die in neutralen Farben gehaltene Zweizimmerwohnung war ganz anders, als ich sie mir vorgestellt hatte. Sie enthielt kaum Hinweise auf den Beruf ihres Besitzers. Der einzige Gegenstand, der mit dem Eiskunstlauf zu tun hatte, war die Wettlaufordnung der Internationalen Eislauf Vereinigung ISU, die aufgeschlagen auf dem Tisch lag.
    Man konnte den Eindruck gewinnen, dass Rami Luoto es bewusst vermied, der Wohnung seinen persönlichen Stem-pel aufzudrücken. Die milchweiße Ledersitzgruppe war elegant, aber langweilig, im Birkenholzregal standen Fernseher, Videogerät und Stereoanlage, doch Schallplatten und Video-kassetten waren offenbar in den geschlossenen Schränken verstaut. Ich sah weder Medaillen noch Pokale und nur wenige Bücher. Das Glas, das Luoto mir gebracht hatte, war Massenware, wie man sie in jedem Supermarkt bekam. Der einzige persönliche Gegenstand war ein Schwarzweißfoto über dem Sofa. Es zeigte eine dünne, flachbrüstige Ballerina, die dem Kostüm nach die Odette im «Schwanensee» tanzte.
    Wer war die Frau, eine ehemalige Geliebte vielleicht?
    «So, was möchtest du über Noora wissen?» Man mochte kaum glauben, dass Rami Luoto gerade erst verschwitzt vom Training gekommen war. Die silbergrau melierten Haare waren sorgfältig frisiert, der graue Hausanzug sah frisch gebü
    gelt aus. Luoto wirkte entspannt und doch wachsam, wie eine Raubkatze in Ruhestellung. Er hatte ein zweites Glas, eine Schüssel voll Eiswürfel und eine große Flasche Mineralwasser mit Zitronengeschmack mitgebracht.
    «Eigentlich wollte ich nicht über Noora sprechen, sondern über die Grigorievs. Du hast sie schon Anfang der siebziger Jahre kennen gelernt, nicht wahr?»
    Normalerweise siezte ich alle, mit denen ich beruflich zu tun hatte, zumindest wenn sie älter waren als ich. Das Siezen unterstrich meine offizielle Position, schuf Distanz und gab mir Autorität. Das Du setzte ich ein, wenn ich den Eindruck vermitteln wollte, man könne sich mir unbesorgt anver-trauen. Rami, der einige Jahre in Kanada gelebt hatte, hatte sich offenbar dort die dem Duzen entsprechende Sitte angewöhnt, jeden mit dem Vornamen

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