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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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Zeit wird, mit dir in einen irischen Pub zu gehen, damit du irische Musik hören kannst.«
    »Richtig, wir sind ja in Irland! Das vergesse ich ständig. Gestern New York, heute Donegal, morgen Dublin. Ich bin so froh, dass ich dich kenne, Maggie Faraday. Endlich jemanden aus dem Jetset.«
    Sie überquerten die geschäftige Straße, wichen grünen Doppeldeckerbussen und Taxis aus. Die Gegend war teils heruntergekommen, teils wohlhabend: moderne Geschäfte und Cafés neben verlassenen Gebäuden, zerfallene Reihenhäuser neben eleganten neuen Apartments. Maggie zählte fünf Pubs auf weniger als dreihundert Metern, von außen hell bemalt und mit Blumenkästen dekoriert. Vor jedem Eingang stand eine kleine Gruppe von Rauchern. Maggie und Gabriel wurden von einem großen Schild angelockt, das »Heute Livemusik« verhieß.
    »Du hättest deine Gitarre mitnehmen sollen«, sagte Maggie beim Betreten des Pubs.
    »Ich hab im Restaurant zwei Löffel geklaut. Falls es mich überkommt, spiele ich damit.« Er lächelte über ihren Gesichtsausdruck. »Maggie, das war ein Witz. Ich habe keine Löffel mitgehen lassen, sondern Gabeln.«
    Die Band legte gerade los, allerdings nicht mit irischen Balladen. Es war ein Techno-Duo, mit Synthesizern und Drumcomputer. Maggie und Gabriel machten auf dem Absatz kehrt. Im nächsten Pub hingen drei große Videoleinwände, auf denen unterschiedliche Fußballspiele in voller Lautstärke liefen, und es roch nach Desinfektionsmitteln. Im nächsten schepperte laute Popmusik aus einem Radio.
    Sie landeten schließlich in einem Pub am Ende der Straße: ohne Musik, ohne Desinfektionsmittel, ohne Sportübertragungen. Es war ein Dorfpub inmitten der Stadt, mit einer rot bemalten Außenfassade. Das Innere war wie ein großes Wohnzimmer gestaltet, an sämtlichen Wänden hingen Fotografien, in einem wilden Durcheinander: Hurling-Teams, ein Foto der Jungfernfahrt der Titanic und eine Schwarz-Weiß-Fotografie eines kleinen Jungen, der auf einem gepflasterten Platz stand. Es war ruhig, in einer Ecke lachte und sprach eine Gruppe junger Frauen, alle übrigen Stühle und Tische waren leer. Der Barmann begrüßte sie freundlich und nahm ihre Bestellung entgegen. »Setzen Sie sich, ich bringe Ihnen Ihre Guinness gleich rüber.« Er servierte sie wenige Minuten später mit einem Lächeln.
    Gabriel hob sein Glas. »Sláinte.«
    Maggie wiederholte den irischen Trinkspruch. »Sláinte.«
    Sie nahmen beide einen Schluck.
    »Da wären wir also«, sagte er.
    »Da wären wir«, gab sie zurück.
    »Wie geht es dir, Maggie?«
    Sie dachte nach. »Betreten. Bestürzt. Bekümmert.«
    »So viele b -Worte. Dolly wäre sehr stolz auf dich.«
    »Ich bin auch besorgt.«
    »Besorgt?«
    »Ich bin besorgt, dass sie morgen nicht anruft. Was mache ich dann?«
    Er lächelte sie an. »Maggie Faraday, warst du schon immer so? Wolltest du immer schon alles steuern, immer wissen, was als Nächstes geschieht? Das geht aber nicht immer. Manchmal muss man den Dingen auch ihren Lauf lassen.«
    »Du hast recht. Das weiß ich ja auch. Deshalb war ich so froh, in New York zu sein, einmal aus meinem normalen Leben herauszutreten, alles laufen zu lassen. Mich einmal selbst zu hinterfragen.«
    »Und das war gut. Denn siehst du nicht, wie das Schicksal diesen Mut belohnt hat? Was dann Wunderbares geschehen ist?«, forderte er sie heraus. »Maggie, also bitte, du hast mich kennengelernt!« Er lächelte wieder. »Du siehst, Gutes widerfährt denen, die aus einer Laune heraus nach New York kommen.«
    Sie entspannte sich ein wenig. »Danke, Gabriel.«
    »Danke? Wofür? Und, ja, ich würde jetzt gerne ein Kompliment hören.«
    »Zehn Dinge.« Sie zählte an den Fingern ab. »Dafür, dass du nach Donegal gekommen bist, dass du so nett zu Leo bist, dass du meine Tanten und meine Mutter filmst, dass du dich Miranda gegenüber behauptest, dass du dir all das hier anhörst, dass du heute mit mir nach Dublin gefahren bist, dass du Sadie angesprochen hast. Dass du so viel Verständnis hast.«
    Er zählte mit. »Das waren erst acht. Na los. Zwei fallen dir schon noch ein.«
    Nummer neun. Dass du so toll bist, dass ich dich küssen will. Nummer zehn, das Gleiche. Sie wollte ihn öfter als nur einmal küssen.
    »Das spare ich mir für ein anderes Mal auf.«
    »Darauf freue ich mich«, sagte er.
    Seine nächsten Worte trafen sie unvorbereitet.
    »Ich habe eine Idee, wie wir das zwischen uns beenden können.«
    Sie sah ihn fassungslos an.
    »Unsere Verlobung. Weißt du

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