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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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Minute waren. Aber alle waren sich einig, dass das besser als gar kein Kontakt war.
    Sadie entschied, die David-Sparte in ihrem Sammelbuch auf das Nötigste zu beschränken. Dafür füllte sie ganze Seiten mit Zeichnungen von Maggie beim Zählen ihrer Spielzeuge oder beim Lösen von Rechenaufgaben. Sie zeichnete sie als Comicfigur, in ihrem kleinen roten Mantel, mit großen dunklen Augen, kurzem dunklem Haar und, natürlich, abstehenden Ohren.
    Eine Seite widmete sie all den lustigen Dingen, und es waren sehr viele, die Maggie sagte. Dazu malte sie kleine Comicstrips ihrer Familie, mit Sprechblasen. Sadies Lieblingsspruch war gefallen, als sie eines Tages über Bauchweh geklagt hatte. Maggie hatte ein mitleidiges Gesicht gemacht und gesagt: »Ich hab auch Bauchweh, ich hab Bauchweh im Kopf.«
    Als Sadie einmal mit dem Sammelbuch begonnen hatte, war kein Halten mehr. Sie wusste nicht, was sie auslassen sollte. Sie wollte Maggies ganzes Leben dokumentieren und schlich eines Tages in Clementines Zimmer. Sie durchwühlte den Korb, in dem Clementine ihre Erinnerungsstücke an Maggie aufbewahrte. Die Geburtsanzeige aus der Zeitung. Die Geburtsurkunde. Abdrücke ihrer Füßchen und Händchen aus den ersten Tagen im Krankenhaus. Sadie machte von allem Fotokopien, klebte sie in das Sammelbuch und legte die Originale zurück, ohne dass Clementine es merkte. Das würde eine großartige Überraschung, da war sich Sadie sicher. Nicht nur, weil sie mit dem Sammelbuch eine Tradition ihrer Mutter fortführte, sondern auch, weil so alle wichtigen Zeugnisse aus Maggies Leben an einem einzigen Ort versammelt waren.
    Sie würde es Clementine zu Maggies fünftem Geburtstag geben. Das war die richtige Gelegenheit. Maggie würde begeistert sein. Clementine würde dankbar und erstaunt sein, dass Sadie sich so viel Mühe gegeben hatte. Die anderen würden ebenso beeindruckt sein. Sadie konnte es kaum erwarten.

11
    »Das ist deine Mum da oben, Maggie. Schau mal, wink doch mal!«
    Maggie winkte. Clementine stand gemeinsam mit den anderen Studenten aus ihrem Jahrgang, die eine Auszeichnung erhielten, auf der Bühne. Die übrigen Faradays saßen im Sonntagsstaat auf der linken Seite der Aula. Kurz vorher waren sie dort bei Elizas Studienabschlusszeremonie gewesen. Sie hatte nun zwei Abschlüsse, einen in Sport, den anderen in Buchhaltung.
    »Wie praktisch, dass beide das an ein und demselben Tag erledigen«, hatte Miranda zu Sadie gesagt. »Gott sei Dank bist du nur Teilzeitstudentin, so dauert es bis zu deiner Zeremonie wohl noch Jahre. Ich weiß nicht, ob ich so eine Veranstaltung in diesem Jahrhundert noch einmal bewältige.«
    Sadie hatte nichts gesagt und sich ganz darauf konzentriert, ihrem Tutor aus dem Weg zu gehen. Hoffentlich entdeckte er ihren Vater nicht. In ihrem letzten Brief hatte sie nämlich eine traurige Geschichte geschildert. Demnach war ihr Vater von einem Auto angefahren worden und musste nun eine Weile im Rollstuhl sitzen. Was bedeutete, dass sie zu Hause benötigt wurde und ihr Studium hintanstellen musste. Ihr war ein weiteres Urlaubssemester gewährt worden. Sie hoffte nur, dass sie sich den skeptischen Ton des Antwortschreibens, in dem ihrem Vater rasche Genesung gewünscht wurde, eingebildet hatte.
    Es gab an diesem Tag sogar dreifachen Anlass zum Feiern. Sie wussten es nur noch nicht. Leo hatte die gute Nachricht zwei Tage zuvor erhalten. Doch er wollte sich die Neuigkeit für das feierliche Essen aufsparen.
    Er hatte einen separaten Raum in einem der besten Restaurants der Stadt reserviert. Es war wunderschön, die Wände waren rot bespannt, um die Fenster, mit Blick aufs Meer, Samtvorhänge drapiert. Der Tisch war mit weißem Leinen gedeckt, mit funkelndem Kristall und schimmerndem Silber. Miranda fand, es sähe wie im Bankettsaal eines Schlosses aus.
    Eliza und Clementine trugen noch die schwarzen Talare der Abschlusszeremonie. Sadie folgte ihnen mit Maggie auf dem Arm. Das kleine Mädchen trug Elizas Hut und war wütend, dass er ständig verrutschte.
    Leo kam als Letzter, mit einer großen Schachtel. Aber er offenbarte den Inhalt erst, nachdem alle Platz genommen und auf Eliza und Clementine angestoßen hatten. Er bat Maggie, ihm beim Öffnen zu helfen. Im Innern waren sechs kleine Schachteln aus Karton mit Namen darauf. Maggie reichte sie der Reihe nach herum.
    Auf ein Signal von Leo hin öffneten sie die Kartons. In jedem befand sich ein Plastikbeutel mit einem Büschel Gras.
    »Dope?«, fragte Miranda.

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