Die Toechter der Kaelte
um von ein paar Jungs auseinandergenommen zu werden, die richtige Hacker sind. Sie wissen schon, Burschen, die übers Internet in Banken eindringen und ein bißchen Geld umschichten könnten, wenn ihnen der Sinn danach stünde und sie nicht zufällig zu den Guten gehörten.«
Patrik war sich nicht sicher, ob er hier nicht ein wenig übertrieb, aber Kaj wußte das schließlich nicht. Und Patrik sah, daß seine Taktik aufging. Kleine Schweißperlen wurden auf Kajs Stirn sichtbar, und Patrik fühlte mehr, als daß er es sah, daß dessen Beine unkontrolliert zitterten.
»Ja, und auch wenn du selbst nur Amateur in Computerfragen bist, so hat Morgan dich vielleicht informiert, daß eine Datei nur deshalb, weil du sie gelöscht hast, noch lange nicht verschwunden ist. Unsere Computerspezialisten können das meiste zutage bringen, solange es keine Beschädigung der Hardware gibt.«
Martin setzte Patriks Taktik fort. »Sobald man die Möglichkeit hatte, sich alles anzusehen, werden wir einen Anruf erhalten. Dann erfahren wir genau, womit Sie sich beschäftigt haben. In Göteborg und auch hier arbeiten wir jetzt unter Hochdruck an der Identifikation derjenigen, die auf dem von der Polizei beschlagnahmten Material in Erscheinung getreten sind. Die Informationen, die wir bisher erhalten haben, weisen darauf hin, daß Ihre Lieblingsopfer junge Burschen waren. Stimmt das? Nun, ist das so, Kaj? Bevorzugen Sie Jungen ohne Haare auf der Brust, noch ganz junge, unverdorbene?«
Kajs Unterlippe vibrierte, aber er sagte noch immer nichts.
Patrik beugte sich vor und senkte die Stimme. Jetzt war er bei dem Augenblick angelangt, auf den die Vernehmung hinauslief.
»Und wie steht’s mit Mädchen? Sind auch kleine Mädels brauchbar? Vielleicht sehr verlockend, wenn da eins gleich nebenan im Nachbarhaus ist. Muß geradezu unwiderstehlich gewesen sein. Besonders, da es auch eine Chance war, Lilian eins auszuwischen. Was für ein Gefühl. Direkt vor ihrer Nase all die jahrelangen Ungerechtigkeiten zu rächen. Aber etwas ging schief, oder? Wie kam es dazu? Hat das Mädchen sich gewehrt, hat sie gedroht, es ihrer Mama zu erzählen, waren Sie gezwungen, das Kind zu ertränken, um es zum Schweigen zu bringen?«
Mit offenem Mund starrte Kaj immer wieder von Patrik zu Martin. Seine Augen waren rund und blank. Er schüttelte heftig den Kopf. »Nein, mit dieser Sache habe ich nichts zu tun. Ich habe sie nicht angerührt, ich schwöre!«
Das Letztgesagte klang wie ein Schrei, und Kaj sah aus, als würde er jeden Augenblick einen Herzinfarkt erleiden. Patrik fragte sich, ob er wohl gezwungen wäre, die Vernehmung abzubrechen, entschloß sich dann aber, noch ein wenig weiterzumachen.
»Und warum sollten wir Ihnen glauben? Wir haben Beweise, daß sie ein sexuelles Interesse an Kindern haben, und wir werden bald sehen, ob es auch Beweise gibt, daß sie sich selbst an einem Kind vergriffen haben. Und ein siebenjähriges Mädchen aus dem Haus gleich neben Ihrem wurde ertränkt aufgefunden. Wenn das kein merkwürdiges Zusammentreffen ist, dann weiß ich ja nicht.«
Er erwähnte nichts davon, daß sie keine Spuren eines Übergriffs an Sara gefunden hatten. Doch wie Pedersen gesagt hatte, mußte dies nichts heißen.
»Aber ich schwöre. Ich habe nichts mit dem Tod des Mädchens zu tun! Sie ist nie in unserem Haus gewesen, ich schwöre!«
»Das wird sich herausstellen«, sagte Martin barsch und warf Patrik einen Blick zu. Er sah den gleichen Zorn in dessen Augen, den er selbst empfand. Patrik nickte leicht, und Martin stand auf, um nach draußen zu gehen und ein Telefonat zu führen.
Sie hatten vergessen, der Spurensicherung zu sagen, sie sollte sich auch das Bad vornehmen. Als dieser Fehler korrigiert und die unmittelbare Erledigung versprochen war, kehrte er ins Vernehmungszimmer zurück.
Patrik fragte weiter nach Sara. »Also Sie erwarten wirklich, daß wir Ihnen glauben, Sie wären kein einziges Mal versucht gewesen, sich des Nachbarmädchens … anzunehmen? Ein reizendes Mädchen war es außerdem.«
»Ich habe sie nicht angerührt, hab ich doch gesagt. Und reizend, na, ich weiß ja nicht. Eine verdammte Rotzgöre war sie. Schlich sich im Sommer in den Garten und riß Monicas ganze Blumen raus. Dazu hat sie bestimmt ihre verdammte Großmutter angestiftet.«
Patrik war verblüfft, wie schnell Kajs Nervosität verschwand und der Haß auf Lilian Florin durchbrach. Sogar unter diesen Umständen saß er so tief, daß Kaj einen Augenblick vergaß,
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