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Die Töchter der Lagune

Die Töchter der Lagune

Titel: Die Töchter der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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sie sachlich. „Du musst ihm zur Verfügung stehen, wann immer er es wünscht.“ Elissa sank der Mut bei dieser Aussicht. „Sieh zu, dass du ihm zu Gefallen bist. Gehorche ihm, was auch immer er von dir verlangt!“ Gümüs hatte die Schritte verlangsamt und hielt an, um Elissa forschend ins Gesicht zu blicken, das als blasses Oval im Halbdunkel des verlassenen Flurs schimmerte. „Ansonsten wirst du nicht sehr lange überleben!“
     
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    Selim war kaum mehr Herr über seine Fleischeslust. Das bloße Warten auf die neue Sklavin brachte ihn halb um den Verstand. Halil hatte ihn benachrichtigt, sobald das Mädchen in die Hände der Harems damen übergeben worden war. Er hatte sie in allen atemberaubenden Einzelheiten geschildert und sich schwärmerisch über ihr Haar ausgelassen, das im Sonnenlicht glänzte wie gesponnenes Gold. Er hatte den Obereunuchen ausgesandt nachzusehen, wie weit die Vorbereitungen gediehen waren, um das Mädchen – wenn es so weit war – in sein Lieblingsschlafgemach zu führen. Es war ihm egal, ob das Brandmal auf ihrer Rückseite noch wund, entzündet und hässlich war – er würde sie einfach umdrehen.
     
    Er war nur mit einem leichten Seidenkaftan in der Farbe von reinen Smaragden bekleidet, anstatt wie gewöhnlich drei Kaftane übereinander zu tragen. Schließlich wollte er sich nicht erst aus mehreren Kleiderschichten schälen müssen! Gott, wie sehr er hoffte, dass sie sich wehren würde! Die anderen Mädchen waren so langweilig, da sie sich alle vor den Folgen fürchteten, die sie zu tragen hätten, wenn sie sich ihm widersetzten. Aber vielleicht würde die neue Konkubine ja noch heißblütig genug sein, um ihm diese erste Nacht zu versüßen.

Kapitel 21
     
Die ägäische Küste, auf der Höhe von Rhodos, Januar 1571
     
    Der christliche Monat Januar neigte sich dem Ende zu, und sie waren immer noch nicht besonders weit gekommen. Mustafa Pascha kochte innerlich. Es schien, als habe sich das Wetter gegen ihn verschworen und beschlossen, seine Armee aufzuhalten. Die einstmals fröhlichen Truppen waren verstummt, während sie die schlammige Küstenlinie entlangtrotteten, deren schweres Gelände ihren Vormarsch beträchtlich hemmte. Die farbenfrohen Regimenter waren zu einer Masse aus graubraunen Menschen mit strähnigen Bärten und bleichen Gesichtern verblichen.
     
    Obgleich er darauf bestanden hatte, Dutzende von Ochsenkarren beladen mit Mehl, gepökeltem Fleisch und eingelegtem Kohl mitzuführen, hatte der Mangel an frischem Fleisch die Männer mürrisch und übellaunig werden lassen. Es war schon Tage her, seit es ihnen das letzte Mal gelungen war, ein Reh in den struppigen Wäldchen des Küstengebietes zu erlegen. Und auch wenn es den Männern gelang, ein Tier zu schießen, so machte das nasse Holz es beinahe unmöglich, ein Feuer zu entzünden. Es war, als läge ein Fluch auf diesem Feldzug.
     
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Zypern, vor der Zitadelle, Januar 1571
     
    Nur Jago und der gescholtene Cassio waren im Hof der Zitadelle zurückgeblieben. Jago hatte von Christoforo Moro den Befehl erhalten, in der Stadt für Ruhe zu sorgen – was er erledigte, indem er mehrere seiner besten Soldaten in die engen und dunklen Gässchen schickte, die sich um die Festung wanden. Der degradierte Oberstleutnant schien unterdessen sein Schicksal zu beklagen. Als Jago die Treppen zum Innenhof erklomm, blieb Cassio wie angewurzelt stehen – vornüber gebeugt, als ob er Schmerzen litte.
     
    „Seid Ihr verletzt, Oberstleutnant?“, erkundigte sich Jago, als sein Blick auf den zusammengekrümmten Mann fiel. „Ja“, stöhnte Cassio und fiel auf die Knie. „Um Himmels willen!“, rief Jago scheinbar besorgt aus und eilte zu ihm, um den Knienden, der Anstalten machte, vornüberzukippen, zu stützen. Er hatte den Kopf in den blutigen Händen vergraben. „Ich habe meinen Ruf verloren“, klagte er. „Meinen guten Ruf, Jago!“ Mit einem gespielt erleichterten Seufzer trat der Major einen Schritt zurück und schnaubte. „Ruf! Ich dachte, Ihr wäret verwundet!“ Er schüttelte unwillig den Kopf. „Kommt, steht auf. Was ist ein Ruf schon wert? Ihr habt gar nichts verloren, außer Ihr gebt auf.“ Er lächelte Cassio ermunternd zu, der den Kopf gehoben hatte und den Major anstarrte. „Es gibt Wege, die Gunst des Generals zurückzugewinnen. Er war schlechter Laune, weil Ihr seine Hochzeitsnacht unterbrochen habt.“ Er grinste anzüglich. „Diese Strafe war nur eine impulsive Reaktion. Versucht,

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