Die Toechter Egalias
ersten Seite: „Racheaktion gegen tyrannische Mutter?“ In dem nachfolgenden Artikel wurde behauptet, die Männerbewegung bestehe aus frustrierten, fallüstrischen Frauenhassern, die nicht imstande seien, sich ein Vaterschaftspatronat zu verschaffen.
Fürs erste entschied dam sich, abzuwarten. Vielleicht würden die Volksburgsitzungen trotzdem funktionieren, vielleicht würde es nicht so schwierig sein, die drei Repräsentanten zur Vernunft zu bringen, wenn alles wieder seinen gewohnten Gang nahm.
Nachdem sich aber alles wieder eingependelt hatte, ließen sich die drei Repräsentanten erst recht nicht dazu bewegen, die Dinge nüchtern und vernünftig zu betrachten. Egal, welcher Vorschlag gerade debattiert wurde, die drei vereitelten die Abstimmung, indem sie grundsätzlich keinem der eingebrachten Vorschläge zustimmten, sondern statt dessen einen neuen unterbreiteten.
Die Produktion in den fallüstrischen Bergwerken sollte umgestellt werden. Die männlichen DKB-Repräsentanten legten einen Gesetzesentwurf vor, der davon ausging, daß in den Erzgruben vierzig Prozent Frauen beschäftigt und daß sechzig Prozent der leitenden Positionen durch Männer besetzt werden sollten. Damit geriet die ganze Umstellung der Grubenproduktion ins Stocken.
Es zeigte sich ferner, daß, worüber auch debattiert wurde, die männerbewegten Männer nur ein diskussionswürdiges Thema kannten: die Probleme der Männer. Sie machten deutlich, daß sie eine größere Bereitschaft zur Zusammenarbeit an den Tag legen würden, sobald die Volksburg ihrerseits bereit sei, eine aktive Männerpolitik zu betreiben. Da sahen auch jene Volksfrauen, die der Sache der Männer freundlich gesinnt waren, schließlich ein, daß sich als Ausweg aus dem Dilemma nur noch eine neue Volksabstimmung anbot.
Diesmal wurde die Nominierung in den Parteien streng überwacht. Selbstverständlich wurden Männer davon nicht ausgeschlossen, doch achtete dam gründlich darauf, was für Männer auf die Liste kamen. Das Ergebnis war, daß die Demokratischen Egalisten drei Frauensitze mehr erhielten. Deshalb konnten sie mit Unterstützung der Völkischen Gleichheitspartei die Marschroute festlegen. Donna Klaras Botschaft flog wegen erwiesener Dummheit raus. Nach dem, was geschehen war, wagten nur wenige, sie wieder in die Volksburg hineinzubringen. Innerhalb der Partei machten sich Streitigkeiten und Zersplitterung bemerkbar. Die Telefonpartei, die sich in dieser verworrenen Situation durch effektive Telefonanrufe in besonderem Maße hervorgetan hatte, konnte zwei Repräsentanten für sich verbuchen.
Egalias Bevölkerung atmete erleichtert auf. Die Richtungskämpfe waren rasch zur Zufriedenheit aller gelöst worden. Die Egalistischen Demokraten hießen sogar die Demokratischen Egalisten herzlich willkommen. Das hatte es noch nie zuvor gegeben. „Endlich wieder normale Zustände“, meldete die Egalsunder Zeitung.
PH-Verbrennung und andere Männeraktionen greifen um sich
„Normale Zustände“, sagte Petronius, „so nennen es die Frauen, wenn sie wieder die Kontrolle über die Zustände haben.“ Die Männerbewegung gab sich durch die Niederlage in der Volksburg nicht geschlagen. Sie hatten nämlich schon von vornherein damit gerechnet, daß alles so ablaufen werde und daß die Frauen, wenn sie sich bedroht fühlten, weil sie der Gewalt ausgesetzt waren, hart zurückschlagen würden. Durch diesen Vorfall bekam die Bewegung neuen Auftrieb, weitere Aktionen zu planen. Die Männer benutzten das Spektakel und die Publizität, die sie erlangt hatten, dazu, mehrere derartige Aktionen vorzubereiten. Sie hatten beschlossen, sich nicht länger nur auf die praktische Lösung von Problemen und tagespolitische Forderungen zu konzentrieren. Das hatte innerhalb der Bewegung zu heftigen Auseinandersetzungen geführt; auch würden praktische Lösungen, wie sie selber gesehen hatten, derart durchgreifend sein, daß die gesamte Gesellschaftsstruktur verändert werden müßte. Deshalb wollten sie lieber Aktionen durchführen, deren Schwerpunkt auf das am meisten Entwürdigende gerichtet sein sollte: daß nämlich der Mann ausschließlich als Zuchttier betrachtet wurde.
Das größte Aufsehen erregte der Sturm auf den Einführungsball. Wieder gelang es den Männern, ihre Pläne geheimzuhalten. Viele Männer meldeten sich für den Einführungsball in der üblichen Weise an und bezahlten auch den üblichen Eintritt. Auf dem Ball erschienen sie dann in niedlichen Herrenkleidern:
Weitere Kostenlose Bücher