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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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anwesend; fünfzig von ihnen hatten sich bereit erklärt, ihren PH in aller Öffentlichkeit auf den Scheiterhaufen zu werfen.
    Die Demonstration verlief nicht gerade so, wie es die Frauen erwartet hatten. Die Männer zogen nämlich den PH nicht aus und entblößten sich auch nicht bei vollem Tageslicht. Sie waren ganz einfach ohne PH gekommen und verbargen ihr Prachtstück unter dem Hemd.
    Außerdem mußten die Leute stehen und sich eine lange Rede anhören, die der Sohn von Direktorin Bram hielt und in der er erklärte, warum die Männer die Protestaktion durchgeführt hätten.

Warum Männerkampf?

    „Die Grundlage des Gesellschaftssystems in Egalia ist die biologische Definition des Mannes“, sagte Petronius und schaute auf die Volksmenge. „Der Mann ist nur durch zwei Dinge Wibsche: einmal durch sein Zeugungsinstrument und zum anderen durch seine Muskelkraft. Das Zeugungswerkzeug wird in einem PH hochgebunden, der je nach Dekret der Modeschöpferinnen hoch oder niedrig sitzt. Dieser Fetzen hat aber keine praktische Funktion. Wegen unserer körperlichen Stärke werden wir für die härtesten und aufreibendsten Arbeiten eingesetzt: Putzdienste und Kinderversorgung. Auf geradezu mystische Weise setzt die Gesellschaft ein Gleichheitszeichen zwischen physischer Stärke auf der einen und geistiger Unterlegenheit auf der anderen Seite. Es ist sozusagen eine dumme Sache, über körperliche Kräfte zu verfügen. Einem Mann sind in der heutigen Gesellschaft alle Wahlmöglichkeiten genommen, denn er hat strenggenommen nur zwei Funktionen: als Arbeitstier und als Zuchttier. Für die Arbeit, die er verrichtet, bekommt er entweder einen ganz niedrigen Lohn oder überhaupt keinen. Das höchste soziale Privileg, das ein Mann erlangen kann, besteht darin, zu erfahren, welches sein Kind ist. Dies erreicht er durch treue Dienste in der Beziehung zu einer Frau, die bei einer zufälligen Schwangerschaft ihm das Vaterschaftspatronat anbieten kann — falls ihr das in den Kram paßt. Dies ist die einzige Chance für einen Mann, niedrig bezahlter Arbeit oder — sofern es sich um einen Angehörigen der Oberschicht handelt — der Einsamkeit als unpatroniertes Herrlein zu entgehen.
    Um nun diese ungerechte Arbeitsteilung und die gleichermaßen ungerechte Verteilung des Geldes rechtfertigen zu können, hat unsere gegenwärtige Frauengesellschaft eine sonderbar widersprüchliche Ideologie entwickelt. Auf der einen Seite war es die Aufgabe der Zivilisation, das Unrecht der Natur auszugleichen. Das Unrecht der Natur sollte unter anderem darin bestehen, daß der Mann von Natur aus in allem größer und kräftiger als die Frau ist. Die Bestrebungen, dieses Unrecht auszugleichen, gipfelten in einer Jahrhunderte währenden Unterdrückung des Mannes. Den Frauen wurde eine vernünftigere Erziehung zuteil; sie erhielten ein härteres körperliches Training und bessere Kost. Damm sind heute sehr viele Männer schwächer und kleiner als die Frauen. Vergleichen wir die Wibschen mit den Säugetieren, sehen wir, daß der Größenunterschied zwischen weiblichen und männlichen Tieren viel beträchtlicher ist als bei Frauen und Männern. Die Zivilisation — unsere sogenannte Zivilisation — hat den Mann zum Krüppel gemacht.
    Obgleich es den Frauen nun auf diese Weise gelungen ist, das Unrecht der Natur auszugleichen, halten sie trotzdem weiter daran fest, daß der Mann stärker ist als die Frau! Und daher zwingt dam uns natürlich, die schwersten Arbeiten zu verrichten. Die Männer sind nicht stärker als die Frauen! Warum werden noch immer ausschließlich Männer in die Gruben nach Fallüstrien geschickt? Warum sind es immer noch ausschließlich Männer, die in den Putzkolonnen und Kinderversorgungstrupps Dienst tun? Wir in der Männerliga nennen das die Ei-und-Küken-zugleich-Ideologie, denn das System sorgt dafür, daß die Frauen beides bekommen: sowohl das Ei wie auch das Küken. Sie haben Vorteile erlangt, indem sie eine gewisse körperliche Unterlegenheit überwanden, ohne jedoch die schweren Arbeiten auf sich zu nehmen. Das läßt sich am besten an der Oberschicht ablesen, wo die meisten Frauen ja tatsächlich stärker sind als die Männer. Und gerade der Oberschichtmann wird als Ideal hingestellt. So sollen alle Männer aussehen: schlapp, fett, ausstaffiert mit allerlei Plunder und ohne eigenen Willen. Fett sollen wir deshalb sein, um den Wert zu unterstreichen, den wir als Luxusartikel für die Wibschen haben. Und dieser Idealtyp von einem

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