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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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doch unsere früheren Unstimmigkeiten begraben. Jetzt können wir es uns so richtig schön machen, du und ich. Keine Sorgen mehr. Ist das nicht toll?“
    „Doch.“
    „Sag es, Petronius! Sag, daß du das Kind haben willst und daß wir hier zusammen wohnen werden, alle drei, und daß wir uns liebhaben werden so wie jetzt. So wie wir uns immer liebgehabt haben. Es gibt doch nur dich und mich!“
    „Du... und ich... und das Kind“, begann Petronius. Er schloß die Augen und fuhr fort: „Du... und ich und das Kind werden hier leben... hier in der Maibucht. Ich werde dein Kind entgegennehmen, und wir werden uns lieben. Wir werden uns alle vier lieben.“
    „Vier!?“
    Petronius’ Atem ging regelmäßig. Sie schüttelte ihn. Er öffnete leicht die Augen.
    „Was ist?“
    „Du hast vier gesagt!“
    „Vier?“
    „Ja. Warum hast du vier gesagt?“
    „Habe ich wirklich vier gesagt?“
    „Ja. Du hast gesagt, daß wir uns alle vier lieben werden. Hast du gesagt. Warum?“
    „Oh, habe ich das gesagt? Ich habe wohl drei gemeint...“
    „Ja, natürlich hast du drei gemeint.“
    „Gro?“
    „Ja?“
    „Ich liebe dich.“
    „Ich liebe dich auch, Petronius.“
    Und ihr Bauch wurde immer größer. Wie er auch versuchte, hochzukommen, er stieß dagegen und wurde ins Wasser zurückgedrängt. Drohend wölbte sich Gros Bauch über ihm — die ganze Zeit — direkt über seinem Kopf. Unter Wasser setzte sein Atem aus.

Vater und Sohn

    Kristoffer glaubte nicht an diese Erklärung. Petronius konnte es ihm deutlich anmerken. So etwas komme nicht davon, wenn dam aus einem Boot auf ein paar Steine falle. Er hätte sich eine bessere Erklärung ausdenken sollen.
    Kristoffer nahm den Nähkorb und setzte sich auf die Bettkante. Petronius versuchte, seine Gedanken zu verscheuchen. Es war so still und friedlich im Haus. Kristoffer konnte nicht stopfen, wenn Rut zu Hause war, denn sie meinte, er konzentriere sich dann so sehr auf seine Arbeit, daß er nicht mehr zuhöre, wenn sie etwas zu ihm sage.
    Petronius schaute seinen Vater an und wollte gern wissen, was er dachte und wie es wohl wäre, an seiner Stelle zu sein. Er hatte fast keine Haare mehr auf dem Kopf. Die Kuren gegen Haarausfall, für die er einmal Experte gewesen war und die er bei älteren Herren der Oberschicht auf dem Plattenberg angewandt hatte, erwiesen sich als völlig wirkungslos. Früher hatte Kristoffer immer geglaubt, sie würden helfen. Petronius musterte die blanke Fläche. War sie eigentlich so häßlich? Warum sollte sie häßlicher sein als die Haut an anderen Stellen? Aber glich Vaters Kopf nicht einem Ei? Da half kein Drumherumreden. Er sah in der Tat wie ein bekränztes Ei aus.
    Wenn Rut zu Hause war, trug er stets eine Perücke, hatte Petronius festgestellt. Das kam aber nicht sehr oft vor, denn Rut vergrub sich in letzter Zeit immer mehr in ihre Arbeit, manchmal bis spät in die Nacht und sogar die ganze Nacht hindurch.
    Petronius legte sich ins Kissen zurück. Er hatte Schmerzen. Tränen standen in seinen Augen. Er versuchte nicht, sie zu verbergen. Sie liefen ihm über die Wangen, und er schluchzte. Er dachte, wenn wir jetzt nicht darüber reden können, schaffen wir es nie, darüber zu reden. Wir sind so selten allein zusammen. Mein eigener Vater — es gab so vieles, über das ich eigentlich mit ihm sprechen sollte. Doch er wußte nicht, wo und wie er beginnen sollte. Er atmete schwer.
    „Gro hat mich geschlagen.“
    Kristoffer nickte. „Das habe ich mir heute morgen sofort gedacht, als ich dich sah.“ Kristoffer stand auf. Er war erschrocken. Petronius merkte, daß er ein wenig zitterte. Er hatte es gewußt. Und jetzt, wo es ausgesprochen war, zeigte er sich trotzdem erschrocken und empört.
    „Ich glaube, ich werde uns erst mal etwas zu trinken holen“, sagte er und verschwand durch die Tür. Kurz darauf kam er mit einer Flasche Wein und zwei Gläsern zurück.
    „Willst du nicht auch einen Schluck?“
    Petronius trank gewöhnlich nichts, wenn er mit seinen Eltern zusammen war. Er mochte die Stimmung nicht, die entstand, wenn seine Mutter Alkoholisches zu sich nahm.
    „Doch, gern.“ Dann kam die ganze Geschichte heraus.
    „Versuch bloß nicht, von ihr das Vaterschaftspatronat zu bekommen, Petronius! Bloß nicht!“ Kristoffer schrie fast, er zitterte noch immer. Petronius schüttelte den Kopf. Es überraschte ihn, daß sein Vater so heftig sein konnte. „Das ist vielleicht ein Kampf, sage ich dir, eine Schufterei von vorn bis hinten

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