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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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hinzustarren, als er da oben stand und seinen. Vorschlag unterbreitete.
    „Ich finde es ganz einfach lächerlich, daß die ehrbaren Volksfrauen gewillt sind, für eine Erhöhung der Kinderprämien und der Schwangerschaftsgehälter Millionen von Matraken auszugeben, wenn die ganze Misere dadurch gelöst werden kann, daß der Staat durch seinen Gesundheitsdienst entscheidet, wann eine Wibsche eine Abtreibung bekommt und wann nicht. Solange sie es selbst entscheidet, ergibt sich naturgemäß daraus, daß keine unerwünschten Kinder zur Welt kommen. Doch die Kinder, die vielleicht ihren Vätern und Müttern nicht erwünscht sind, sind vielleicht der Gesellschaft erwünscht. Und sollten wir nicht die Interessen der Gesellschaft wahren? Führen wir staatlich kontrollierten Abort ein, kostet es den Staat nicht eine einzige Matrake. Ja, wir könnten vielleicht sogar die momentan geltenden Sätze reduzieren, wenn die Frauen einsehen würden, daß die Geburt eines Kindes eine gesellschaftliche Pflicht darstellt und daß die Freude am Kind ausreichende Belohnung ist.“
    Ja. Was immer dam auch von diesem Vorschlag hielt — er war mit viel Charme vorgetragen worden. Außerdem war er praktisch undurchführbar. Alle Mädchen lernten bereits in der Grundschule den Abtreibungseingriff. Wie gedachte der männliche Vertreter dieses Problem wohl zu lösen? Darüber hinaus wußten die meisten, daß es nicht an den Frauen lag. Die Zahl der Abtreibungen war nicht beunruhigend hoch. Die Schuld lag eher bei vielen Männern. Alle dachten an den häufigen mangelnden Samenerguß, der in den letzten Jahren verstärkt aufgetreten war, scheuten sich aber, ihn zu erwähnen.
    Schließlich ging eine ziemlich junge und vorurteilslose Volksfrau nach vorn und nannte das peinliche Faktum beim Namen. „Wie stellt sich die Volksburg das eigentlich vor? Kann sich die Bevölkerung vermehren, wenn wir nicht genügend natürlichen Zufluß von Samen haben?“ fragte sie und faßte die Anwesenden scharf ins Auge. Es wurde ein Ausschuß von fünf Frauen gebildet, der sich damit beschäftigen sollte. Er sollte sich mit den Fachfrauen des entsprechenden Spezialgebietes in Verbindung setzen.
    Die Vorschläge für eine Gehaltssteigerung, erhöhtes Kindergeld sowie eine zehnprozentige Heraufsetzung des Schwangerschaftsgehaltes wurden danach mit großem Beifall angenommen.
    Im Klub hielten sich mehrere Volksfrauen auf, als Rut Bram an diesem Abend eintraf und sich zu Lis Ödeschär durchschlängelte, die gerade mit einer Volksfrau heftig diskutierte. Bram, die die Debatte im Fernsehen nicht mit verfolgt hatte, wußte nicht genau, worum es ging, hörte aber mit steigendem Interesse zu. Lis Ödeschär knuffte sie in die Seite. „Na, wie ist es, willst du dich nicht schwängern lassen?“
    „Ja, wie wäre es mit noch einer Tochter, Bram?“ hakte die Volksfrau Plattenberg nach. Ihrer Großmutter hatte früher der ganze Plattenberg gehört.
    „Gar keine schlechte Idee“, lachte Bram und zögerte.
    „Aber vielleicht wäre der Direktorinnengatte nicht so begeistert, oder?“ Bram spielte mit dem Glas, das Ödeschär ihr hingeschoben hatte.
    „Daran hatte ich eigentlich nicht gedacht.“
    „Woran denn?“ Bram warf der Volksfrau Plattenberg einen flüchtigen Blick zu. Die nickte nur und prostete ihr zu. Bram sah ihre Freundin Lis aufmerksam an.
    „Es könnte ja auch ein Junge werden.“
    Ödeschär pflichtete ihr bei. Sie wußte, daß Petronius das Sorgenkind seiner Mutter war. Sie konnte sich jedoch glücklich schätzen, daß ihre beiden Söhne, Baldrian und der kleine mollige Fandango, gut geraten waren, ihr Ehre machten und sich überall großer Beliebtheit erfreuten. Baldrian war so hübsch und lieblich anzusehen, daß die Mädchen auf der Straße sich nach ihm umdrehten, Ödeschär nickte verständnisvoll. „Ich muß schon sagen, mir kommt das ein bißchen altmodisch vor, daß wir absolut Mädchen kriegen wollen“, sagte Plattenberg, die dem radikalen Flügel der Volksburg angehörte. Sie sah sich hastig um und beugte sich vertraulich zu ihnen hin. „Das war übrigens ein kleines Schauspiel, was wir da heute gemacht haben“, sagte sie leise. „Wir haben das mit den Arbeitern groß herausgebracht, daß die es nicht wagen, Kinder zu kriegen, und die Prämie deshalb höher sein müßte. Und auf dieser Grundlage haben wir eine Gehaltserhöhung durchgesetzt, die allen zehn Prozent mehr Lohn garantiert. Prost! Das ist für uns ein lohnendes Geschäft, Bram.

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