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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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bedankte sich für das Spiel. Es machte ihm nichts aus, zu verlieren. Nicht gegen Baldrian. „Du machst immer den gleichen Fehler“, sagte Bram, „du opferst deinen König zu früh.“ Vielleicht hatte sie damit recht. Fest stand jedoch, daß Petronius seine Mutter letzte Woche geschlagen hatte.
    „Komm jetzt und pack schon aus!“
    „Fandango!“ rief Baldrian. „Fandango und Ba! Petronius macht jetzt sein Geschenk auf!“ Sie hörten schnelle Schritte oben im Flur und auf der Treppe.
    „Ich weiß ja, was es ist“, sagte Fandango, als er ins Zimmer gerannt kam.
    „Sag nichts!“
    Petronius ging zu dem großen Paket und versuchte vergeblich, den Bindfaden aufzuknoten. Kristoffer reichte ihm eine Schere. Damit ging es. Das Paket war schwer. Er drang durch mehrere Lagen Papier bis zu einer weißen Schachtel vor und hob ein wenig den Deckel an.
    „Beeil dich! Nun mach doch schon!“ rief Ba und hüpfte von einem Bein aufs andere. Petronius nahm den Deckel ab. Und da lag er — ein großer graugrüner Gummianzug mit ausgestreckten Armen und Beinen und einem hervorstehenden PH.
    „Ein Taucheranzug für Männer!“ jubelte Ba, klatschte in die Hände und lachte.
    „Nein, wie bezaubernd!“ jauchzte Britobert.
    „Das ist Ödeschärs eigene Konstruktion“, erklärte Bram anerkennend. „Nach Brams Idee, nach Brams Idee“, wehrte Lis Ödeschär bescheiden ab und beugte sich über ihr Werk. „Sieh mal, Petronius, der ist mit Stäbchen versehen und aus hundertprozentig beißfestem Material angefertigt. Genau wie deine Mutter einen hat. Nächstes Mal kannst du mit den Taucherinnen unter Wasser sein.“
    „Na, Petronius, was meinst du dazu?“ fragte Bram.
    Petronius starrte das Ding auf dem Boden an. Durch das gummiartige Material erschien es ihm fast lebendig. Nie hatte sein Seefrauentraum bisher eine so konkrete Gestalt angenommen. Er war ein Mann, und wenn er Seefrau werden sollte, würde er auf ewig eine männliche Seefrau sein. Petronius spürte, daß seine Schläfen heiß wurden. Er wußte auf einmal — während er so dastand und alle von ihm erwarteten, daß er in wilde Begeisterung ausbrach und sich in unendlichen Dankesbezeigungen erging — , daß er diesen Taucheranzug nie anziehen würde. Je länger er ihn anstarrte, desto mehr ähnelte er einem lebenden Monstrum, einem klebrigen Organismus, der ihn verschlingen wollte. Das Ding war angsterregend. All das Kühne und Rauhe am Seefrauendasein verschwand plötzlich aus seinen Gedanken. Dieser aufgeblähte PH wurde dagegen zu einem riesenhaften Turm, den anzugreifen sich alle Meeresungeheuer der Welt verschworen hatten.
    Jetzt mußte er etwas sagen. Er konnte nicht länger warten. Gleich würde er ihnen danken und mitteilen, daß sein größter Wunsch in Erfüllung gegangen sei. Freude und Dankbarkeit hatte er schon früher oft geheuchelt. Na, los! Sag was, Petronius! Zeig ihnen, wie glücklich du bist! Doch Petronius stürmte die Treppe hoch, rannte in sein Zimmer und verschloß hinter sich die Tür.
    Er saß am Schreibtisch, die Ellenbogen auf die Tischkante gestützt und das Kinn in den Händen vergraben. Seine Augen brannten. Er spürte, daß er am ganzen Leib zitterte. Er wollte nicht mit ihnen reden. Wie konnte er ihnen noch in die Augen sehen und sich so geben wie immer? Begriffen sie denn nicht, daß er diesen Taucheranzug nie und nimmer würde anziehen können? Das war ja gar kein Taucheranzug. Es war ein Narrenkostüm für Männer, genau so närrisch wie all die Sachen, die Männer sonst anzuziehen hatten. Warum mußten sie noch unter Wasser Clowns sein? Warum mußte dieses Ding da zwischen den Beinen sie immer und überall verfolgen? Warum konnten sie das denn nie loswerden? Was, wenn er sich den Pimmel abschnitt? Ihn einfach abschnitt, alles wieder zusammennähte und triumphierend zu ihnen runterging und sagte: ,Seht her, ich habe keinen Pimmel mehr. Kann ich jetzt Seefrau werden? Kann ich jetzt einen ganz gewöhnlichen Taucheranzug haben? Glaubt ihr jetzt, daß ich würdig genug bin, als ganz gewöhnliche Wibsche unter Wasser zu schwimmen?’
    Petronius besah sich den kleinen Fleischklumpen, der aus dem Schlitz in seinem Hemd heraushing. Was sollte er eigentlich damit? Warum war der da? Der war doch völlig unnütz. Warum hatte er denn nicht eine flotte Öffnung zum Pinkeln, so wie die Frauen? Und nur einen ganz kleinen Knubbel für den Sex, so wie die Frauen? Warum waren Männer von der Natur nur so blödsinnig ausgestattet? Warum mußte

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