Die tödliche Bedrohung
Zentimeter näher an sich heran. „Eben waren Sie fast menschlich.“
„Wirklich?“ Ihre Körper streiften sich fast. Gar nicht gut, dachte sie. Aber es wäre feige gewesen, sich zurückzuziehen. „Und was bin ich normalerweise?“
„Perfekt.“ Er hob seine freie Hand – weil er es fast vom ersten Moment an, in dem er sie gesehen hatte, gewollt hatte – und schob seine Finger in ihr Haar. „Es ist beängstigend“, sagte er. „Es ist das ganze Päckchen … dieses Gesicht, diese Haare, dieser Körper, dieser Verstand. Als Mann weiß man nicht, ob man den Mond anbellen oder sich Ihnen zu Füßen legen und winseln soll.“
Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen schauen zu können. Dass ihr Herz ein bisschen schneller schlug, konnte sie ignorieren. Das war ihr früher auch schon passiert. Dass sie das leichte Ziehen der Neugier, ja sogar der Lust verspürte, war ebenfalls nicht das erste Mal, es konnte unter Kontrolle gebracht werden. Doch dass ihr Kopf plötzlich ganz leer wurde, war ein ernsthaftes Problem. Dagegen würde sie ankämpfen müssen.
„So wie ich Sie einschätze, sind Sie aber weder der Typ für das eine noch für das andere“, sagte sie und lächelte ein kühles, süffisantes Lächeln, das die meisten Männer veranlasst hätte, unter irgendeinem unsinnigen Gestammel den Rückzug anzutreten.
Colt war aber nicht wie die meisten Männer.
„Nie gewesen. Warum versuchen wir nicht mal etwas anderes?“ Er sagte es langsam, dann legte er blitzschnell seinen Mund auf ihren.
Wenn sie protestiert, wenn sie sich auch nur ganz leicht gewehrt hätte, hätte er sie sofort losgelassen und sich geschlagen gegeben. Vielleicht.
Aber sie tat es nicht. Das überraschte sie beide.
Sie hätte es tun können und sollen. Aber nachdenken würde sie später. Sie hätte ihn mit einer ganzen Reihe defensiver oder offensiver Schritte aufhalten können. Aber seine Lippen waren so heiß, seine Arme so stark, und in ihrem eigenen Körper machte sich so ein schwindelerregendes Begehren breit.
Oh ja, nachdenken würde sie später. Viel später.
Es war genau so, wie er es sich vorgestellt hatte. Und er hatte es sich oft vorgestellt. Dieser herbe extravagante Geschmack ihrer Lippen fand seine Entsprechung in dem, was er sich im Geiste ausgemalt hatte. Er machte so süchtig wie ein Opiat. Als sie den Mund für ihn öffnete, tauchte er tiefer ein und nahm sich noch mehr.
Sie war so schlank, so biegsam, wie es sich ein Mann nur wünschen konnte. Und so stark. Sie hatte ihre Arme fest um ihn gelegt, ihre Finger krallten sich in sein Haar. Der tiefe, leise Laut der Zustimmung, der in ihrer Kehle vibrierte, bewirkte, dass ihm das Blut wie ein rasant dahinfließender Fluss durch die Adern schoss.
Ihren Namen murmelnd, riss er sie herum und drängte sie, sich an sie pressend, gegen die verspiegelte Wand. Seine Hände fuhren gierig über ihren Körper, um zu nehmen und zu berühren und Besitz zu ergreifen. Dann zerrten seine Finger in dem verzweifelten Wunsch, die erste Barriere niederzureißen, an den Knöpfen ihrer Bluse.
Er wollte sie jetzt. Nein, falsch, er brauchte sie jetzt. Dringend. So dringend, wie man nach einem harten Tag Schlaf brauchte, so dringend, wie man nach einer langen Fastenzeit Essen brauchte.
Er riss seinen Mund von ihrem los und presste ihn auf ihren Hals, um den herrlichen Geschmack ihres Fleisches auszukosten.
Halb von Sinnen beugte sie sich zurück, leise in sich hineinstöhnend angesichts des Schauers, den sein gieriger Mund auf ihrer heißen Haut auslöste. Ohne die stützende Wand im Rücken wäre sie bereits auf den Boden gesunken, das wusste sie. Und dort, genau dort würde er über sie herfallen, würden sie übereinander herfallen. Auf den kühlen, harten Fliesen, mit den verspiegelten Wänden, die das Bild ihrer verzweifelten Körper zurückwerfen würden.
Hier und jetzt.
Und dann stahl sich wie ein Dieb in ein dunkles Haus ein Bild von Meena und dem, was in dieser Wohnung vor sich gegangen war, in ihren Kopf.
Was machte sie da? Herrgott noch mal, was machst du denn da? fragte sie sich wütend, während sie versuchte, sich von ihm zu lösen.
Sie war Polizistin, und sie hatte sich dazu hinreißen lassen, sich an einem Tatort in den Armen eines Mannes zu vergessen!
„Aufhören!“ Ihre Stimme war heiser vor Verlangen, in das sich Selbstekel mischte. „Ich meine es ernst, Colt. Hör auf. Sofort!“
„Was?“ Er schüttelte den Kopf wie ein Taucher, der aus
Weitere Kostenlose Bücher