Die tödliche Bedrohung
nicht. Die ruhigen, klaren Worte, die sie wählte, verrieten mehr von ihren Gefühlen, als Geschrei es hätte tun können.
Nachdem sie alles losgeworden war, was sie zu sagen hatte, konnte Colt nur bewundernd den Kopf schütteln. „Ich glaube nicht, dass man mich jemals schon stilvoller verflucht hat. Aber jetzt wäre ich dir dankbar, wenn du diese Kanone wegstecken könntest. Obwohl ich kaum glaube, dass du sie benutzen und riskieren würdest, dass ich deinen Fußboden voll blute.“
„Vielleicht ist es mir das ja wert.“ Ohne ihn aus den Augen zu lassen, schob sie die Pistole wieder in das Holster. „Sie haben das Recht zu schweigen …“, begann sie.
Colt war weise genug, ein Auflachen zu unterdrücken. Er hob eine Hand. „Was machst du?“
„Ich kläre dich über deine Rechte auf, bevor ich dich wegen Einbruch verhafte.“
Er bezweifelte nicht, dass sie dazu imstande wäre. Sie würde ohne eine Miene zu verziehen seine Personalien aufnehmen, seine Fingerabdrücke nehmen und Polizeifotos von ihm anfertigen lassen. „Ich bin bereit, auf alle meine Rechte zu verzichten, vorausgesetzt, du hörst dir meine Erklärung an.“
„Hoffentlich ist sie gut.“ Sie zog ihren Blazer aus und warf ihn über eine Stuhllehne. „Wie bist du hier reingekommen?“
„Ich … äh … durch die Tür?“
Ihre Augen verengten sich. „Du hast das Recht auf einen Anwalt.“
Mit Humor kam er offenbar nicht weiter. „Also gut, ich bin eingebrochen.“ Er hob um Verzeihung bittend die Hände. „Ich habe das Schloss geknackt. Obwohl es ein verflucht gutes war. Oder ich bin inzwischen schon ein bisschen aus der Übung.“
„Du hast also das Schloss geknackt.“ Sie nickte, als ob sie nichts anderes erwartet hätte. „Du trägst unter deiner Kleidung eine Waffe … eine ASP 9 Millimeter …“
„Gut beobachtet, Lieutenant.“
„Und ein Messer, das die Grenze des Erlaubten wahrscheinlich überschreitet“, fuhr sie fort. „Und jetzt sieht es so aus, als ob du auch noch einen Dietrich mit dir herumschleppst.“
„Ist manchmal ganz praktisch.“ Und es war etwas, worüber er sich nicht allzu ausführlich auslassen wollte, solange sie in dieser Stimmung war. „Also, ich dachte mir einfach, dass du wahrscheinlich einen anstrengenden Tag hinter dir hast und es verdienst, beim Nachhausekommen ein warmes Essen und eine kalte Flasche Wein vorzufinden. Natürlich konnte ich mir denken, dass du ein bisschen sauer sein würdest, wenn du mich hier vorfindest. Aber ich musste daran glauben, dass du schon darüber hinwegkommen wirst, wenn du erst meine Linguini gekostet hast.“
Vielleicht ist ja alles vorbei, wenn du die Augen zu- und wieder aufmachst, überlegte sie. Doch als sie es machte, stand er immer noch grinsend vor ihr. „Deine Linguini?“
„Linguini mit Meeresfrüchten. Ich würde ja behaupten, dass es ein Rezept meiner Mutter ist, aber sie hat in ihrem Leben nie auch nur ein Ei gekocht. Wie wär’s mit einem Glas Wein?“
„Klar. Warum eigentlich nicht, verdammt?“
„So ist es richtig.“ Er verschwand wieder in der Küche. Althea beschloss, dass sie ihn später immer noch erwürgen konnte, und folgte ihm. In der Luft hing ein himmlischer Duft. „Du trinkst gern Weißwein“, sagte er, während er zwei ihrer besten Kristallgläser füllte. „Das hier ist ein schöner vollmundiger Italiener, der meiner Soße in nichts nachstehen wird. Kühn und doch klassisch. Warten wir’s ab, ob er dir gefällt.“
Sie nahm das Glas entgegen, stieß mit ihm an und trank einen Schluck. Der Wein schmeckte einfach himmlisch. „Wer zum Teufel bist du, Nightshade? Warum machst du das?“
„Ich bin die Antwort auf deine Gebete. Warum gehen wir nicht wieder nach nebenan und setzen uns. Außerdem willst du doch bestimmt deine Schuhe ausziehen.“
Das wollte sie tatsächlich, aber sie ließ sie trotzdem an und ging wieder ins Wohnzimmer, wo sie sich auf die Couch setzte. „Sag es mir.“
„Das habe ich bereits.“
„Also, wenn du dir keinen Anwalt leisten kannst …“
„Gott, bist du penetrant.“ Er atmete tief aus und machte es sich neben ihr bequem. „Okay. Ich hatte ein paar gute Gründe. Zum einen weiß ich, dass du eine Menge Zeit für meine Angelegenheiten aufwendest …“
„Ich mache nur meinen …“
„Job?“, beendete er ihren Satz für sie. „Kann sein. Aber ich weiß, wann sich jemand so einsetzt, dass es von seiner Freizeit abgeht, und deshalb ist das Essen hier einfach ein Weg, dir zu
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