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Die tödliche Bedrohung

Die tödliche Bedrohung

Titel: Die tödliche Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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vollauf gerecht wurde. Dr. Mailer war sanft, freundlich und effizient. Sie schien instinktiv zu wissen, wann sie eine Pause einlegen und Liz Gelegenheit geben musste, sich zu erholen, und wann sie weitermachen konnte.
    „So, das war’s.“ Dr. Mailer streifte ihre Gummihandschuhe ab und lächelte. „Jetzt möchte ich, dass du dich noch ein Weilchen hier bei uns ausruhst, und ich mache unterdessen ein Rezept für dich fertig, das du mitnehmen kannst, wenn du gehst.“
    „Ich muss doch nicht dableiben, oder?“
    „Nein.“ Dr. Mailer legte eine Hand über die von Liz. „Du warst sehr tapfer. Wenn deine Eltern da sind, unterhalten wir uns noch einmal. Ich werde in der Zwischenzeit versuchen, irgendwo etwas zu essen für dich aufzutreiben.“
    Als sie ging, warf Dr. Mailer Althea einen Blick zu, der ihr sagte, dass sie sich später unterhalten würden.
    „Du warst wirklich sehr tapfer“, sagte Althea und half Liz beim Aufstehen. „Willst du, dass ich nachsehe, ob Colt diese Knabberriegel aufgetrieben hat? Ich kann mir kaum vorstellen, dass Dr. Mailer an diese Art Essen gedacht hat, deshalb werden wir es uns schon selbst beschaffen müssen.“
    „Ich will aber nicht allein bleiben.“
    „Okay.“ Althea nahm ihre Bürste aus ihrer Handtasche und begann, Liz’ zerzaustes Haar zu bürsten. „Schrei, wenn es ziept.“
    „Als ich Sie da unten sah, hatte ich schon Angst, dass Sie auch eine von diesen Frauen sind, die sie raufgebracht haben. Dass es wieder losgeht.“ Liz machte ganz fest die Augen zu. Durch ihre Lider quollen Tränen. „Dass sie mich wieder zwingen, diese ganzen widerlichen Sachen zu machen.“
    „Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe. Aber es gab keine Möglichkeit, dir zu sagen, dass ich da bin, um dir zu helfen.“
    „Und als ich Colt am Fenster sah, dachte ich, ich träume. Weil ich doch die ganze Zeit geträumt hab, dass mich jemand holt, aber es kam niemand. Ich hatte schon Angst, dass es Mom und Dad ganz egal ist, was mit mir passiert.“
    „Honey, deine Eltern haben die ganze Zeit über verzweifelt versucht, dich zu finden.“ Sie legte Liz einen Finger unters Kinn. „Sie haben sich schreckliche Sorgen gemacht. Deshalb haben sie Colt losgeschickt. Und ich kann dir versichern, dass er sich ebenfalls schreckliche Sorgen gemacht hat. Du kannst dir nicht vorstellen, was er alles auf die Beine gestellt hat, um dich zu finden.“
    Liz versuchte zu lächeln, aber ihr Mund zitterte zu sehr. „Aber sie wissen nicht, dass … vielleicht lieben sie mich ja nicht mehr, wenn sie erfahren, dass … alles.“
    „Das darfst du nie glauben.“ Altheas Finger schlossen sich fester um Liz’ Kinn. „Es wird sie empören, und es wird ihnen wehtun, und es wird ihnen sehr schwerfallen, das, was dir passiert ist, zu akzeptieren, aber doch nur, weil sie dich von ganzem Herzen lieben. Und egal, was passiert ist – daran wird sich nie etwas ändern.“
    „Ich … ich kann einfach nichts anderes tun als weinen.“
    „Mehr musst du im Moment auch nicht tun.“
    Liz wischte sich mit einer zitternden Hand die Tränenspuren von den Wangen. „Es war meine eigene Schuld, weil ich von zu Hause weggelaufen bin.“
    „Es war deine Schuld, dass du von zu Hause weggelaufen bist“, korrigierte Althea sie. „Aber das ist auch das Einzige, woran du schuld bist.“
    Liz drehte abrupt den Kopf weg. Während sie auf den gefliesten Boden starrte, begannen ihr wieder die Tränen über die Wangen zu strömen. „Sie können sich nicht vorstellen, wie sich das anfühlt“, sagte sie dumpf. „Sie wissen nicht, wie es ist. Wie schrecklich es ist. Wie demütigend.“
    „Du irrst dich.“ Sanft, aber entschlossen legte Althea Liz erneut die Hand unters Kinn und hob sich ihr Gesicht entgegen, bis sich ihre Blicke trafen. „Ich weiß es. Ich weiß es ganz genau.“
    „Sie auch?“ Liz atmete zitternd aus. „Ist es Ihnen auch passiert?“
    „Als ich ungefähr in deinem Alter war. Und ich habe mich gefühlt, als ob man etwas aus mir herausgeschnitten hätte, was ich nie wiederbekomme. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich nie wieder sauber, nie wieder ganz fühlen würde. Dass ich nie wieder ich selbst sein würde. Und ich habe eine sehr lange Zeit geweint, weil es nichts gab, was ich sonst hätte tun können.“
    Liz nahm das Papiertaschentuch, das Althea ihr in die Hand drückte. „Ich habe mir eingeredet, dass nicht ich es bin, der das passiert. Und irgendwie war ich es auch nicht. Aber ich hatte so schreckliche

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