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Die tödliche Heirat

Die tödliche Heirat

Titel: Die tödliche Heirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dieser Zeit kamen wir selten zusammen, wir unterhielten uns meist telefonisch. Er war ein so netter, höflicher Mann … mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
    »Hatte er Verwandte?«
    »Er war wohl Witwer. Ob von der Seite seiner Frau noch jemand lebt, weiß ich nicht. Er sprach mit mir nie über private Dinge.«
    »Und wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Am vergangenen Montag. Auf dieses Schreiben hin kam er abends hierher.«
    »Und Sie haben keine Ahnung, wer ihn ermordet haben könnte?«
    »Nein.« Carlton hob den Kopf. »So gut kannten wir uns nicht, wir waren nur geschäftlich verbunden.«
    Murrey sah den verschlafenen Carlton scharf an. »Und wo waren Sie gestern zwischen 12 und 13 Uhr?«
    »Ich hatte ein geschäftliches Essen mit einem Klienten, der Geld von mir leihen wollte.«
    »Und Sie erinnern sich nicht zufällig, wo das war und wie der Name und die Adresse Ihres angeblichen Kunden lauten?« fragte Murrey sarkastisch.
    »Ich erinnere mich sogar ganz genau. Das Mittagessen fand im Restaurant ›Le Champignon‹ in der 56. Straße statt. Man ißt dort vorzüglich. Französische Küche!«
    Aber Murrey hatte jetzt kein Ohr für solche Empfehlungen. »Und Ihr Klient?« drängte er.
    »Ein Mr. Norfolk. James Norfolk. Irgendwo muß ich auch seine Adresse haben.«
    Carlton mühte sich aus dem Sessel, ging zum Schreibtisch und wühlte dort in verschiedenen Papieren. Dann kam er mit einer Visitenkarte zurück, die er Murrey reichte.
    »Norfolk wohnt in New Jersey, wie Sie sehen. Sie können sich von ihm die Richtigkeit meiner Angaben bestätigen lassen.«
    Murrey bat Corner, sich die Anschrift zu notieren. Dann erhoben sich die beiden Beamten. Sie ließen sich vor Carlton nicht ihre Enttäuschung darüber anmerken, daß auch diese Spur im Sande verlaufen war. Corner rang sich sogar ein Lächeln ab. »Gratuliere, Carlton«, äußerte er. »Ihr Alibi ist offensichtlich hundertprozentig.«
    Der Geldverleiher quittierte diese Äußerung mit einer unwirschen Gebärde. »Und deswegen haben Sie meinen Mittagsschlaf unterbrochen. Ich werde jetzt nicht wieder zur Ruhe kommen.«
    Murrey murmelte Unverständliches, was aber wohl als Entschuldigung gedacht sein sollte.

9
    Kaum waren Murrey und Corner wieder im Büro, kam Bewegung in die festgefahrene Untersuchung. Als die Polizei nämlich, aufgrund der Hausdurchsuchung, sofort das Konto Mr. Paddletons bei der Chase Manhattan Bank sperren wollte, wurde ihr mitgeteilt, daß von diesem Konto am vorangegangenen Tag mittels eines Barschecks 30.000 Dollar abgehoben worden waren.
    Inspector Corner jagte mit Bennols sofort zur Bank und ließ sich im Zimmer des Direktors den Scheck zeigen. Dieser war ordnungsgemäß ausgestellt, die Unterschrift war nicht gefälscht, der Empfänger stand nicht auf dem Scheck. Das Datum lautete auf den 25. Mai 1954.
    Der Bankdirektor fuhr sich mit zitternden Fingern durch die lichten, grauen Haare. »Wie konnten wir das ahnen, Inspector«, sagte er erschüttert. »Der Scheck ist in Ordnung! Wir hatten keinerlei Handhabe, ihn zurückzuweisen.«
    »Natürlich nicht. Wer denkt auch daran, daß der Mörder am Tage des Mordes in aller Ruhe einen von seinem Opfer ausgestellten Scheck einlöst. Der Bursche muß sich verdammt sicher gefühlt haben.«
    »Bursche?« Der Bankdirektor lächelte schwach. »Nach der Aussage des Kassierers war der Einlöser eine Frau!«
    »Was?« Henry Corner blickte den Direktor entgeistert an. »Eine Frau?«
    »Ja. Eine ältere Frau, sagte mir der Mann vom Schalter.«
    »Auch das noch!« Corner sah zu Bennols hin, der sich in seinem abgegriffenen Notizblock die Einzelheiten notierte. »Kann ich Ihren Angestellten einmal selbst sprechen?« bat er dann den Direktor.
    »Sofort, Sir.«
    Corner steckte den Scheck mit Hilfe einer Pinzette vorsichtig in einen Briefumschlag. »Wer hat ihn alles in der Hand gehabt?« fragte er Bennols.
    »Soweit es zu ermitteln ist, ein Schalterbeamter, der Kassierer, ein Mann in der Registratur, der Direktor, ich, Sie …«
    »Also fast die gesamte Belegschaft. Trotzdem bestehe ich auf einem Vergleich der Fingerabdrücke. Vielleicht hat die ältere Dame ihre Merkmale auch hinterlassen.«
    »Vornehme Damen tragen Handschuhe, wenn sie ausgehen. Das schreibt die Mode vor. Sie werden da kein Glück haben, Mr. Corner.«
    Es klopfte, und der Kassierer trat ein. Er machte einen soliden Eindruck, und seine Angaben waren bestimmt glaubwürdig. Demnach war kurz nach der Eröffnung der Bank, morgens um 8.15

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