Die tödliche Heirat
Ich habe mir solche Sorgen gemacht … Ich dachte schon, du seist mir böse … Frank, Darling … ich liebe dich ja so … Wo bist du denn? Soll ich kommen? In spätestens dreißig Minuten bin ich da! Frank …«
»Welchen Tag haben wir heute?« fragte er, ohne auf ihr Angebot einzugehen.
Sie stutzte einen Augenblick: »Donnerstag, Frank.«
»Hast du nächste Woche Mittwoch Zeit?«
»Für dich, Frank, immer.« Und sie dachte daran, daß sie dann ja schon frei sein würde, frei für ihn.
»Dann komme am Mittwochabend zu mir. Aber nicht in meine Stadtwohnung. Ich werde in meinem Segelhaus, nahe bei Port Chester, sein. Ich sende dir mit der Post einen Plan. Du kannst das Haus nicht verfehlen. Ich habe dort in den nächsten Tagen zu tun und warte dann auf dich. Außerdem möchte ich, daß wir völlig ungestört sind. Ich habe dir viel zu sagen, Ronnie …«
»Ich dir auch, Frank.«
»Darauf freue ich mich, Ronnie. Bis Mittwoch also.«
»Bis Mittwoch, Frank.«
»Gute Nacht, Darling. Viele Küsse für dich.« Sie hörte ein leises Schmatzen.
Dann legte er auf, noch bevor sie ihm eine gute Nacht hatte wünschen können.
23
Der Sonntag war ein regnerischer Tag. In den frühen Mittagsstunden begann es zu tröpfeln, dann verstärkte es sich, und bald kam in langen, dünnen Fäden ein Regen herunter, der Melancholie zu Trübsinn werden läßt.
Die Menschen blieben zu Hause, nur die Vorortbusse waren besetzt. Die U-Bahn quoll von Fahrgästen über. In den Straßen New Yorks bildeten sich große Wasserlachen, und in den zahlreichen Parks waren die unbefestigten Spazierwege aufgeweicht wie zäher Kuchenteig.
Als Inspector Corner in einer Seitenstraße vor dem Mount-Morris-Park hielt, goß es in Strömen. Der Park lag verlassen unter einem schweren Himmel.
»Auch das noch«, sagte Bennols bloß und blickte in den Regen. »Wenn sie flüchtet, geht bei diesem Wetter jede Spur verloren! Es ist zum Kotzen, Chef.«
Auch Corner sah hinaus und rückte den Kragen seines Regenmantels hoch.
»Das Glück ist meist bei den Schlechten«, sagte er. »Das ist ein altes Lied, Stewart. Aber ich hoffe, daß es dieses Mal anders wird …«
Sie blickten auf die Uhr. Sie zeigte 19.40 Uhr an.
Bennols griff in seine ausgebeulte Manteltasche und schob Corner einen Revolver hinüber.
»Für alle Fälle, Chef«, sagte er stockend. »Ich habe das Magazin mit Stahlmantel- und mit Leuchtspurmunition geladen. Auf je zwei Stahlmäntel eine Leuchtspur!«
Corner klopfte Bennols auf die Schulter.
»Ich weiß, Sie meinen es gut, Stewart. Aber ich werde sie nicht brauchen.«
»Nehmen Sie sie trotzdem mit, Chef.«
»Okay, aber nur, damit Sie Ruhe geben!«
Inspector Corner öffnete die Wagentür und stieg aus. Der Regen peitschte ihm ins Gesicht.
»Sauwetter! Ich werde klatschnaß sein, wenn ich bei dem hellgrauen Wagen bin.«
Er gab Bennols die Hand und fühlte, wie sie zitterte. Er schüttelte den Kopf.
»Stewart, seien Sie vernünftig. Wenn Ihre Hand zittert, können Sie doch niemals treffen, wenn ich Sie brauche!«
»Es ist das erste Mal, Chef, daß Sie etwas ohne mich machen.«
»Es wird schon gutgehen, Bennols. Halten Sie mir nur den Rücken frei.«
Corner schlug die Wagentür zu und stand, sich umsehend, einen Augenblick unbeweglich im strömenden Regen. Dann ging er zum Park hinüber, den Kopf eingezogen, um das Gesicht vor dem Regen zu schützen und verschwand bald hinter den dichtbelaubten Hecken.
Bennols sah ihm nach, bis er ihn aus den Augen verlor, dann ließ er den Motor an und fuhr den Park entlang, bis er glaubte, ohne selbst gesehen zu werden, den schnellsten Zugang zum Treffpunkt zu haben. Dann kurbelte er beide Scheiben herunter und nahm seine Pistole in die Hand. Der Regen peitschte in den Wagen … er achtete nicht darauf. Er lauschte auf jedes Geräusch … und er wartete …
Henry Corner lief durch den Regen auf den vorderen Parkeingang zu. Er wollte sich dem Wagen von hinten nähern. Noch eine Hecke … er schlich sich vornübergebeugt, so daß ihn die Hecken verdeckten, weiter. Sein Mantel war durchnäßt. Der Anzug klebte an seinem Körper. Noch eine Ecke … da war sie …
Als er um die Baumgruppe bog, sah er vor dem Parkeingang einen Wagen stehen. Einen hellgrauen Wagen.
Henry Corner blieb stehen. Er atmete schwer. Das Wasser rann ihm von der Hutkrempe in den Hals. Er spürte es nicht.
Der hellgraue Bentley!
Darin mußte der Mörder sitzen!
Langsam kam Corner näher. Er hatte seine Haltung verändert
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