Die tödliche Heirat
Er hat behauptet, er habe mit dem Institut ›Die Ehe‹ ein Treffen vereinbart. Dabei sei er niedergeschlagen worden.«
Corner fuhr wie elektrisiert hoch. Das war eine neue Variante. Hatte der Mann etwa das Bargeld bei sich getragen, und sollte er deswegen an Ort und Stelle ermordet werden?
»Wie heißt das Opfer?«
»Es ist ein Architekt. Frank Scoulder.«
»Ist der Mann vernehmungsfähig?«
»Unser Revierarzt hat ihm einen schönen Verband um den Kopf gelegt. Er meinte zwar, der Arme hätte sicher eine kleine Gehirnerschütterung – aber das haben wohl eh alle, die heiraten wollen.«
Sergeant O'Donnell fand seinen Witz wohl besonders gut. Denn er lachte so laut und schallend, daß Corner den Hörer von seinem Ohr nehmen mußte, sonst wäre ihm das Trommelfell geplatzt.
»Also, Sie können diesen Scoulder sofort zu mir bringen?«
»Wenn Sie das anordnen, Sir.«
»Ja«, sagte Corner im Befehlston. »Ich ordne das hiermit an.«
»Gut, Sir, wir sind in etwas 40 Minuten bei Ihnen.«
Mit Hilfe des Blaulichts schaffte Sergeant O'Donnell es schneller. Genau zweiunddreißig Minuten, nachdem Corner den Hörer aufgelegt hatte, stolperte der rothaarige Ire in sein Büro, im Schlepptau einen mitgenommen aussehenden Frank Scoulder. Hätte Ronnie ihn so gesehen, vergebens hätte sie in ihm den jungenhaft wirkenden Mann gesucht, der sie so bezaubert hatte.
»Hier wären wir, Sir«, sagte O'Donnell aufatmend und reichte Corner die Mappe sowie das Fahrtenbuch zur Bestätigung. Als dieser unterzeichnet hatte, nahm es der Sergeant entgegen und meinte: »Dann kann ich ja wohl wieder gehen.« Man hörte seinem Tonfall an, daß er gerne bei der Einvernahme Scoulders dabeigewesen wäre. Doch Corner, der inzwischen Bennols gerufen hatte, wollte keinen weiteren Zuhörer.
»Ja, Sergeant. Sie können gehen. Ich danke Ihnen.«
Mit einem enttäuschten Gesicht verschwand der Ire aus dem Büro.
Corner wandte sich Frank Scoulder zu.
»Das ist Lieutenant Stewart Bennols«, stellte er vor. »Ich möchte, daß er an unserer Unterhaltung teilnimmt, weil er bisher in alle Ermittlungen eingeschaltet war. Sie sind nämlich nicht das einzige Opfer dieses angeblichen Heiratsinstituts. Vier Männer haben solche Rendezvous, wie Sie heute eines hatten, bereits mit dem Leben bezahlt. Wenn man es so betrachtet, sind Sie noch glimpflich davongekommen.«
Frank Scoulder wollte bekräftigend nicken, griff sich jedoch sofort schmerzgepeinigt an seinen Hinterkopf.
»So ganz harmlos scheint Ihre Verletzung ja nicht zu sein. Wir werden Sie deshalb auch nicht lange aufhalten. Erzählen Sie uns aber wenigstens das Wichtigste über Ihr so blutig verlaufenes Liebesabenteuer.«
»Sie haben gut lachen«, meinte Scoulder mit bitterer Miene. »Wer den Schaden hat … Nun gut, ich will versuchen, Ihre Neugier zu stillen. Also, ich sollte um 18 Uhr die mir telefonisch offerierte Dame etwa in der Mitte des Ward's Island Parks treffen. Den genaueren Ort habe ich bereits auf dem Revier beschrieben.«
Corner blätterte in den Papieren der Mappe, die ihm Sergeant O'Donnell mitgebracht hatte. Er nickte bestätigend, als er die Tatortskizze fand.
»Fahren Sie fort.«
»Ich war pünktlich um 18 Uhr zur Stelle und sah auch den hellgrauen Wagen …«
»Marke?« unterbrach Bennols.
»Ford – ein Cabriolet.«
Corner schien es, als sei die Antwort nicht spontan gekommen. Er konnte sich getäuscht haben. Denn wie aus seiner Miene unschwer zu erkennen war, schien die Wunde dem Architekten doch starke Schmerzen zu bereiten. Trotzdem gab er seinen Bericht mit kräftiger Stimme.
»Als ich auf den hellgrauen Ford zuging, sah ich tatsächlich eine wartende Dame am Steuer. Während des Gehens zündete ich mir noch eine Zigarette an. Ich war etwas nervös … wenn man solch ein ungewöhnliches Rendezvous vor sich hat … ich hatte nämlich noch nie auf eine Heiratsanzeige geschrieben.«
»Haben Sie es denn nötig?« fragte Corner. »Ich meine, wenn man so aussieht wie Sie! Ich könnte mir denken, daß die Frauen auf Sie fliegen.«
Scoulder lächelte geschmeichelt: »Natürlich habe ich keine so großen Schwierigkeiten. Und im Moment bin ich sogar, ja, wie soll ich sagen … etwas fester engagiert. Aber Sie wissen ja, wenn dann Aussicht besteht, daß man sich nicht nur verheiraten, sondern auch sanieren kann … unter uns Männern darf ich wohl die Dinge beim Namen nennen …«
Bennols sah angewidert zu Corner hin. Scoulder merkte sofort, daß er sich damit nicht in das
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