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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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dem Sofa unter; Eric lümmelte sich in den Sessel gegenüber.
    »Was hast du da aufgelegt?«
    Sie ging nicht darauf ein, sondern stellte selbst eine Frage. »Wem gehört das Paradiso jetzt?«
    »Tja... kommt ganz darauf an.«
    »Worauf?«
    Er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Nase.
    »Muss ich die Antwort aus dir rausprügeln?«, fragte Siobhan und lächelte ihn über den Rand ihrer Tasse hinweg an.
    »Wär dir glatt zuzutrauen.«
    »Ich dachte, wir wären Freunde.«
    »Sind wir auch.«
    »Warum bist du überhaupt hier vorbeigekommen, wenn du nichts erzählen willst?«
    Er seufzte und nippte an seinem Kaffee. »Kennst du Big Ger Cafferty?«, fragte er. Eine rhetorische Frage. »Man munkelt, dass er dahinter steckt, wenn man nur tief genug bohrt.«
    Siobhan beugte sich vor. »Cafferty?«
    »Er hängt diese Tatsache nicht gerade an die große Glocke und lässt sich auch nie in dem Laden blicken.«
    »Woher weißt du das?«

    Bain rutschte unbehaglich in seinem Sessel hin und her; das Gespräch gefiel ihm ganz und gar nicht. »Ich habe ein paar Sachen für die SDEA gemacht.«
    »Du meinst, für Claverhouse?«
    Bain nickte. »Alles streng geheim. Wenn der spitzkriegt, dass ich geplaudert habe -«
    »Ist er wieder hinter Cafferty her?«
    »Können wir nicht über was anderes reden? Ich muss nur noch diese eine Sache zu Ende bringen, dann fang ich mit meinem neuen Job in der Computerabteilung der Kriminaltechniker an.Wusstest du, dass deren Arbeitsaufkommen alle drei Monate um zwanzig Prozent steigt?«
    Siobhan stand auf und ging zum Fenster. Die Läden waren geschlossen, aber sie stand dort, als böte sich ihr eine überwältigende Aussicht. »Wessen Arbeitsaufkommen? Das des Drogendezernats?«
    »Das der Computerabteilung - du hörst mir gar nicht zu.«
    »Cafferty?«, wiederholte sie leise.
    Cafferty gehörte das Paradiso, das Edward Marber des Öfteren besucht hatte. Und dann war da noch dieses Gerücht, Marber hätte seine Kunden übers Ohr gehauen.
    »Eigentlich wollte ich heute mit ihm sprechen«, sagte sie.
    »Mit wem?«
    Sie blickte Bain über die Schulter an; anscheinend hatte sie seine Anwesenheit völlig vergessen. »Cafferty«, erwiderte sie.
    »Weshalb?«
    Sie hörte seine Frage nicht. »Er war in Glasgow, kommt aber angeblich heute Abend zurück.« Sie sah auf die Uhr.
    »Das hat doch Zeit bis Montag«, meinte Bain.
    Sie nickte zustimmend. Ja, das hatte Zeit.Vielleicht konnte sie sich vorher noch ein bisschen Munition besorgen.
    »Gut«, sagte Bain. »Dann setz dich wieder hin und entspann dich.«

    Siobhan schlug sich auf den Oberschenkel. »Und wie soll ich das anstellen?«
    »Ganz einfach. Setz dich ruhig hin, atme ein paarmal tief durch und erzähl mir eine Geschichte.«
    »Was für eine Geschichte?« »Die Geschichte, warum du dich plötzlich so brennend für Morris Gerald Cafferty interessierst.«
    Siobhan ging zum Sofa zurück, setzte sich hin und atmete tief durch. Dann beugte sie sich vor und hob das Telefon vom Boden auf. »Vorher muss ich noch was erledigen.«
    Bain verdrehte die Augen. Als er jedoch hörte, mit wem sie sprach, huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
    Sie bestellte Pizza.

6
    Am Montagmorgen traf Rebus rechtzeitig zum Frühstück in Tulliallan ein. Den Samstag hatte er größtenteils in der Oxford Bar verbracht, wo er nacheinander mit unterschiedlichen Gästen getrunken hatte. Schließlich war er nach Hause gegangen, in seinem Sessel eingenickt und gegen Mitternacht mit höllischem Durst und pochendem Schädel aufgewacht. Danach konnte er bis zum Morgengrauen nicht mehr einschlafen, weshalb er dann erst gegen Mittag wieder aufgewacht war. Nachmittags hatte ein Besuch im Waschsalon angestanden, und abends war er wieder in der Oxford Bar gewesen.
    Also alles in allem gar kein schlechtes Wochenende.
    Wenigstens hatte er schon lange keinen Black-out mehr gehabt. Er erinnerte sich noch genau an die Unterhaltungen in der Oxford Bar, an die Witze, die erzählt wurden, und an die Fernsehshows, die im Hintergrund liefen. Zu Beginn der Ermittlungen im Fall Marber war er an einem Tiefpunkt angelangt, hatten ihn Erinnerungen an die Vergangenheit genauso
niedergedrückt wie die Gegenwart. Er dachte an seine Ehe zurück und an den Tag, an dem er und seine junge Frau in der Arden Street eingezogen waren. In der ersten Nacht hatte er durchs Fenster beobachtet, wie sich ein Betrunkener um die fünfzig auf der anderen Straßenseite mit letzter Kraft an einen Laternenpfahl klammerte und dann

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