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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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fragte, was die Eile sollte. In Edinburgh erwartete ihn nur eine leere Wohnung. Er griff nach dem Abschiedsgeschenk von Jean - einem tragbaren CD-Player. Sie hatte auch einige CDs dazugelegt: Steely Dan, Morphine, Neil Young. Ein paar andere hatte er selbst mitgebracht: Van Morrison, John Martyn. Er steckte die Kopfhörer in die Ohren und drückte auf »Play«. Die Musik des Intros von »Solid Air« breitete sich in seinem Kopf aus und vertrieb alle anderen Gedanken. Er lehnte sich in die Kissen zurück, beschloss, den Song auf die Liste der Musikstücke für sein Begräbnis zu setzen.
    Er sollte diese Liste endlich einmal schreiben. Man konnte ja nie wissen.
     
    Siobhan öffnete die Tür. Es war spät, aber sie erwartete noch Besuch. Eric Bain rief immer erst an, um zu fragen, ob es ihr passte. Was meistens der Fall war. Bain arbeitete im Polizeipräsidium
als Spezialist für Computerkriminalität. Die beiden waren gute Freunde geworden - mehr nicht. Sie telefonierten regelmäßig miteinander, und manchmal führte es dazu, dass einer den anderen noch spät in der Nacht besuchte, um zu reden und Milchkaffee zu trinken.
    »Keiner mehr da!«, rief Bain aus der Küche. Kein Schonkaffee mehr, sollte das heißen. Siobhan war im Wohnzimmer und legte gerade Musik auf: Oldsolar, erst kürzlich erworben - gute Mitternachtsmusik.
    »Mittlerer Schrank, oberstes Regal!«, rief sie zurück.
    »Hab ihn.«
    Eric - von den Kollegen in der Fettes Avenue Brains genannt - hatte Siobhan gleich zu Anfang erklärt, Harry und Sally sei sein Lieblingsfilm. Damit hatte er klarstellen wollen, dass sie den ersten Schritt unternehmen musste, wenn aus ihrer Freundschaft mehr werden sollte.
    Natürlich glaubten ihre Kollegen, das sei längst geschehen. Erics Wagen war einmal um Mitternacht vor ihrem Haus gesichtet worden, und am nächsten Morgen machte die Geschichte in beiden Dienststellen die Runde. Siobhan war das jedoch egal, und Eric anscheinend auch. Er kam gerade mit einem Tablett, auf dem eine Cafétière, zwei Becher und ein Krug aufgeschäumter Milch standen, herein. Er stellte es direkt neben den Notizen, die Siobhan sich gerade gemacht hatte, auf dem Couchtisch ab.
    »Noch fleißig?«, fragte er.
    »Nur das Übliche.« Sie bemerkte, dass er grinste. »Was ist los?«
    Er schüttelte den Kopf, aber sie bohrte ihm ihren Kuli in die Rippen.
    »Es ist bloß wegen deiner Schränke«, gestand er ihr.
    »Wegen meiner was?«
    »Wegen deiner Schränke. Deine Dosen und Gläser.«
    »Ja?«
    »Die stehen alle mit dem Etikett nach vorn.«

    »Und?«
    »Es hat mich bloß gewundert, sonst nichts.« Er schlenderte zu ihrem CD-Regal, zog wahllos eine CD heraus und öffnete die Hülle. »Siehst du?«
    »Was denn?«
    »Du legst deine CDs richtig herum in die Hülle zurück.« Er ließ die Hülle wieder zuschnappen und öffnete eine andere.
    »Man kann sie dann besser lesen«, sagte Siobhan.
    »Die meisten Leute machen das nicht so.«
    »Ich bin eben anders als die meisten Leute.«
    »Stimmt.« Er kniete sich vor das Tablett und drückte den Kolben der Cafétière herunter. »Du bist besser organisiert.«
    »Genau.«
    »Viel besser sogar.«
    Sie nickte und pikte ihn wieder mit dem Stift. Er gluckste und goss Milch in ihren Becher.
    »Ist mir bloß aufgefallen«, sagte er, schenkte Kaffee ein und reichte Siobhan den Becher.
    »Ich hab schon genug Generve auf dem Revier, Mr Bain«, erklärte Siobhan.
    »Musst du am Wochenende arbeiten?«
    »Nein.«
    »Schon was vor?« Er schlürfte aus seinem Becher und verrenkte sich den Hals, um ihre Aufzeichnungen zu lesen. »Du warst im Paradiso?«
    Eine kleine senkrechte Falte erschien zwischen ihren Augen. »Du kennst den Laden?«
    »Nur vom Hörensagen. Hat vor etwa einem halben Jahr den Besitzer gewechselt.«
    »Ach?«
    »Gehörte früher mal Tojo McNair. Er hat ein paar Pubs in Leith.«
    »Bestimmt Orte gepflegter Gastlichkeit.«

    »Versiffte Teppiche und dünnes Bier. Wie ist das Paradiso?«
    Sie dachte darüber nach. »Nicht so schäbig, wie ich erwartet hatte.«
    »Auf jeden Fall besser, als wenn die Mädchen auf der Straße arbeiten müssen.«
    Sie überlegte wieder und nickte dann zustimmend. Es gab Pläne, irgendein Gelände in Leith in eine Schutzzone für den Straßenstrich zu verwandeln. Aber die erste Wahl war auf ein Industriegelände gefallen, das schlecht beleuchtet und vor Jahren Schauplatz eines Überfalls gewesen war. Also musste man jetzt wieder von vorn anfangen.
    Siobhan schlug die Füße auf

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