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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Merthin von seiner
Lust überwältigt.
    Er kniff die Augen
zusammen, öffnete den Mund, und sein Leib spannte sich wie ein Bogen. Caris
spürte seine Zuckungen in sich, den Strom seines Samens. Nichts in ihrem Leben
hatte sie auf eine solche Glückseligkeit vorbereitet. Einen Moment später
verkrampfte auch sie sich in Ekstase. Sie hatte dieses Gefühl schon früher
gehabt, doch längst nicht so machtvoll, und sie schloss die Augen, ergab sich
völlig der Lust und presste ihren Unterleib gegen Merthins Becken, wobei sie
vor Wonne schauderte.
    Später lagen sie
still nebeneinander. Merthin vergrub sein Gesicht an Caris‘ Hals, und sie
spürte seinen heißen Atem. Sie streichelte seinen Rücken. Seine Haut war feucht
von Schweiß. Nach und nach beruhigte sich ihr Herzschlag wieder, und tiefe
Zufriedenheit breitete sich in ihr aus wie die Dämmerung an einem milden Sommerabend.
    »So, so«, sagte sie
nach einer Weile. »Das also ist es, wovon die Leute immerzu reden.«
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KAPITEL 25
    An dem Tag, nachdem
Godwyn als Prior bestätigt worden war, ging Edmund Wooler am frühen Morgen zu
Merthins Eltern.
    Merthin vergaß oft,
dass Edmund ein bedeutender Mann in Kingsbridge war, was aber nicht etwa an
mangelndem Respekt lag, sondern daran, dass Edmund ihn wie einen
Familienangehörigen behandelte. Gerald und Maud jedoch führten sich auf, als
wäre unerwartet der König persönlich zu Besuch gekommen. Es war ihnen peinlich,
dass Edmund ihr ärmliches Haus sah, das nur ein Zimmer hatte. Merthin und seine
Eltern schliefen auf Strohmatratzen auf dem Boden. Es gab einen Herd, einen
Tisch und einen kleinen Hinterhof.
    Zum Glück war die
Familie bereits seit Sonnenaufgang auf den Beinen, hatte sich gewaschen,
angekleidet und das Haus geputzt.
    Trotzdem wischte
Mutter rasch einen Hocker ab, als Edmund mit seinem verkrüppelten Bein ins Haus
gehumpelt kam, strich sich das Haar glatt, schloss die Hintertür und legte
einen Scheit aufs Feuer.
    Gerald verneigte
sich gleich mehrmals, warf sich ein zerschlissenes Wams über und bot Edmund
einen Becher Bier an.
    »Nein, danke, Sir
Gerald«, sagte Edmund, der ohne Zweifel wusste, dass die Familie nichts zu
verschenken hatte. »Eine kleine Schüssel von Eurem Eintopf würde ich allerdings
gern nehmen, Lady Maud, wenn ich darf.« Jede Familie hatte stets einen Topf mit
Gerste auf dem Herd; in den Topf wurden Knochen, Apfelkerne, Erbsenschalen und
andere Essensreste geworfen, die dann tagelang vor sich hin köchelten. Mit Salz
und Kräutern gewürzt gab das eine dicke Suppe, die immer anders schmeckte. Es
war die billigste Nahrung.
    Erfreut füllte Maud
eine Schüssel, schob sie auf den Tisch, stellte einen Teller Brot dazu und
legte einen Löffel daneben.
    Merthin war noch
immer ganz vom vorherigen Nachmittag gefangen. Es war, als wäre er leicht
betrunken. Als er eingeschlafen war, hatte er an Caris‘ nackten Leib gedacht,
und lächelnd war er wieder aufgewacht.
    Edmund setzte sich
an den Tisch und griff zum Löffel, doch ehe er zu essen begann, sagte er zu
Merthin: »Da wir nun einen neuen Prior haben, will ich so bald wie möglich mit
der Arbeit an der neuen Brücke beginnen.«
    »Gut«, sagte
Merthin.
    Edmund aß einen
Löffel und schnalzte mit der Zunge. »Das ist der beste Eintopf, den ich je
gegessen habe, Lady Maud.« Merthins Mutter schaute zufrieden drein.
    Merthin war
dankbar, dass Edmund so zuvorkommend zu seinen Eltern war. Noch immer litten
sie unter der Demütigung ihres tiefen Falls, und es war Balsam für ihre Seelen,
dass nun der Ratsälteste an ihrem Tisch saß und sie mit »Sir Gerald« und »Lady
Maud« anredete.
    Nun sagte Gerald:
»Um ein Haar hätte ich mein Weib gar nicht geheiratet, Herr Edmund … Habt Ihr
das gewusst?«
    Merthin war sicher,
dass Edmund die Geschichte bereits gehört hatte, doch der alte Kaufherr
erwiderte: »Gütiger Gott, nein. Wie kam denn das?«
    »Ich habe Maud am
Ostersonntag in der Kirche gesehen und mich auf den ersten Blick in sie
verliebt. Es müssen wohl tausend Menschen in der Kathedrale von Kingsbridge
gewesen sein, aber sie war die schönste Frau!«
    »Jetzt übertreib
mal nicht, Gerald …«, sagte Maud, allerdings nicht allzu entschieden.
    »Dann ist sie in
der Menge verschwunden, und ich konnte sie nicht mehr finden. Ich kannte ihren
Namen nicht. Ich habe die Leute gefragt, wer das hübsche Mädchen mit den
blonden Haaren gewesen sei, worauf die Leute sagten: ›Alle

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