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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Stadt, und was machte sie? Sie überließ ihn einer Schankmaid. Warum
tat sie sich das nur an?
    In diesem Moment
kam Merthin herein.
    Caris schaute ihn
durch einen Tränenschleier hindurch an. Ihr Blick war verschwommen, sodass sie
seine Miene nicht zu erkennen vermochte. War er gekommen, um sich mit ihr
auszusöhnen? Oder wollte er mit dem Mut mehrerer Humpen Bier seine Wut an ihr
auslassen?
    Caris stand auf.
Einen Augenblick war sie wie erstarrt, als Merthin die Tür hinter sich schloss
und langsam zu ihr kam. Dann sagte er: »Egal, was du sagst oder tust, ich liebe
dich noch immer.«
    Caris warf sich ihm
in die Arme.
    Merthin streichelte
ihr übers Haar und schwieg — und das war genau das Richtige.
    Als sie sich
küssten, verspürte Caris das altbekannte Verlangen, doch stärker denn je: Sie
wollte Merthins Hände am ganzen Leib spüren, wollte seine Zunge in ihrem Mund,
seine Finger in ihrem Schoß. Sie wollte, dass ihre Liebe endlich einen neuen
und endgültigen Ausdruck fand. »Lass uns unsere Kleider ausziehen«, sagte sie
drängend. Das hatten sie noch nie getan.
    Merthin zog sie an
sich. »Und wenn jemand hereinkommt?« »Sie werden noch stundenlang die Hochzeit
feiern. Außerdem können wir ja nach oben gehen.« Sie gingen in Caris‘ Schlafgemach.
Caris trat ihre Schuhe weg. Doch mit einem Mal überkam sie Scham. Was würde
Merthin denken, wenn er sie nackt sah? Sie wusste, dass er jeden Teil ihres
Körpers liebte: ihre Brüste, ihre Beine, ihren Hals …
    Er sagte ihr stets,
wie schön sie sei, wenn er sie küsste und streichelte. Aber würde er nun
bemerken, dass ihre Hüften zu breit waren, ihre Beine ein wenig zu kurz und
ihre Brüste klein? Merthin schien solche Vorbehalte nicht zu haben. Er riss
sich sein Hemd über den Kopf, zog die Hose aus und stand selbstbewusst vor ihr.
Sein Leib war schlank, aber stark, und er schien vor Kraft zu platzen wie ein junger
Hirsch. Caris bemerkte zum ersten Mal, dass das Haar an seinen Lenden von der
gleichen Farbe wie Herbstlaub war. Sein Schwanz richtete sich eifrig auf. Nun
siegte auch bei Caris das Verlangen über die Schüchternheit, und sie zog sich
rasch das Kleid über den Kopf.
    Merthin starrte auf
ihren nackten Leib, doch Caris war nicht mehr verlegen, im Gegenteil: Wie eine
intime Berührung entfachte sein Blick das Verlangen in ihr. »Du bist
wunderschön«, sagte er.
    Dann lagen sie
Seite an Seite auf dem Strohsack, der Caris als Bett diente. Während sie sich
küssten und einander berührten, erkannte Caris, dass sie sich heute nicht mit
dem Gewohnten zufriedengeben würden. Heute würden sie einen Schritt weiter gehen.
    »Ich will es
richtig tun«, sagte sie.
    »Du meinst…
alles?«
    Kurz kam Caris der
Gedanke an eine Schwangerschaft, doch sie schob ihn rasch beiseite. Sie war
viel zu erregt. »Ja«, flüsterte sie.
    »Ich will es
endlich tun!«
    »Ich auch.«
    Merthin legte sich
auf sie. Ihr halbes Leben lang hatte Caris sich gefragt, wie dieser Augenblick
wohl sein würde. Sie schaute hinauf in Merthins Gesicht. Er hatte jenen
konzentrierten Ausdruck, den sie so sehr liebte, den Ausdruck, den er bei der
Arbeit zeigte, wenn er mit seinen kleinen Händen zärtlich und geschickt das
Holz bearbeitete.
    Er fragte: »Bist du
sicher?«
    Erneut verdrängte
Caris den Gedanken an eine Schwangerschaft.
    »Ja, ganz sicher.«
    Kurz überkam sie
Furcht, als er in sie eindrang. Einen Augenblick lang verspannte sie sich, und
Merthin zögerte, als er den Widerstand ihres Körpers bemerkte. »Es ist nichts«,
stieß sie hervor.
    »Mach weiter … Du
wirst mir schon nicht weh tun.«
    Was das betraf,
irrte sich Caris, denn bei seinem ersten Stoß verspürte sie einen stechenden
Schmerz und schrie auf.
    »Tut mir leid«,
flüsterte er.
    »Warte …«, sagte
sie.
    Sie lagen still.
Merthin küsste Caris‘ Augenlider, ihre Stirn, ihre Nasenspitze. Caris
streichelte ihm übers Gesicht, schaute in seine goldbraunen Augen. Dann war der
Schmerz abgeklungen, und das Verlangen kehrte wieder. Caris begann sich zu
bewegen und genoss das Gefühl, den Mann, den sie liebte, zum ersten Mal tief in
sich zu spüren. Seine Lust zu sehen erregte sie zusätzlich. Merthin blickte sie
an, ein schmerzhaftes Verlangen in den Augen, das immer mehr wuchs, je
schneller sie sich bewegten.
    »Ich … Ich kann
nicht aufhören«, sagte er atemlos.
    »Hör nicht auf«,
keuchte Caris, »hör nicht auf « Augenblicke später wurde

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