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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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betasten.
Sie fragte: »Hast du es schon mal getan? Richtig, meine ich?
    Mit einem Mädchen?«
Merthin hatte es die Sprache verschlagen, und so nickte er bloß.
    »Hast du auch schon
mal daran gedacht, es mit mir zu tun?« »J… Ja«, brachte er mühsam hervor.
    »Wenn du willst,
kannst du es jetzt mit mir machen, solange meine Eltern weg sind. Wir können
nach oben gehen und uns in mein Bett legen.«
    »Nein.«
    Sie drückte ihren
Leib an seinen. »Dein Kuss hat mich ganz heiß und schlüpfrig gemacht… «
    Er stieß sie von sich.
Der Stoß fiel gröber aus, als er beabsichtigt hatte, und Griselda stolperte
rückwärts und landete auf ihrem gut gepolsterten Hinterteil.
    »Lass mich in
Ruhe«, sagte Merthin. Er war nicht sicher, ob er es wirklich so meinte, doch
Griselda nahm ihn beim Wort.
    »Zur Hölle mit
dir!«, fluchte sie, rappelte sich auf und stampfte nach oben.
    Merthin blieb, wo
er war, und atmete schwer. Nun, da er sie zurückgewiesen hatte, bereute er es.
    Lehrlinge waren
nicht allzu begehrenswert für junge Frauen, die nicht gezwungen sein wollten,
Jahre bis zur Hochzeit zu warten.
    Nichtsdestotrotz
hatte Merthin mehreren Mädchen aus Kingsbridge den Hof gemacht. Eine von ihnen,
Kate Brown, hatte ihn gut genug gemocht, um ihn eines warmen Nachmittags ein
Jahr zuvor im Obstgarten ihres Vaters ihre süßeste Frucht pflücken zu lassen.
Dann war Kates Vater unerwartet gestorben, und ihre Mutter war mit der Familie
nach Portsmouth gezogen. Es war das einzige Mal gewesen, dass Merthin bei einer
Frau gelegen hatte. War er verrückt, Griseldas Angebot einfach so abzulehnen?
    Nein, es war ganz
im Gegenteil klug gewesen, sagte er sich. Er war mit einem blauen Auge
davongekommen. Griselda war ein boshaftes Weib, das ihn gar nicht mochte. Er
sollte stolz darauf sein, der Versuchung widerstanden zu haben. Er war nicht
wie ein Tier seinen Instinkten gefolgt, sondern hatte eine Entscheidung getroffen,
die eines reifen Mannes würdig war.
    Dann hörte er
Griselda weinen.
    Ihr Schluchzen war
nicht laut; trotzdem konnte Merthin es hören. Er ging zur Hintertür. Wie bei
jedem Haus in der Stadt, so gab es auch bei Elfric einen kleinen, schmalen
Streifen Land hinter dem Haus, mit einer Latrine und einem Müllhaufen. Die
meisten Hausbesitzer hielten überdies Hühner und ein Schwein und bauten Gemüse
und Obst an, doch Elfrics Hof diente als Lagerplatz für Holz und Steine, Taue
und Eimer, Karren und Leitern. Merthin starrte auf den Regen, der in den Hof fiel,
doch Griseldas Schluchzen erreichte noch immer seine Ohren.
    Merthin war drauf
und dran, das Haus zu verlassen, aber er wusste nicht, wohin er gehen sollte.
In Caris‘ Haus war nur noch Petronilla, die ihn nicht gerade willkommen heißen
würde. Er erwog, zu seinen Eltern zu gehen … aber die waren nun wirklich die
Letzten, die er in diesem Zustand sehen wollte. Er hätte mit seinem Bruder
reden können, doch Ralph wurde erst später in der Woche in Kingsbridge zurück erwartet.
Außerdem, so erkannte Merthin, konnte er ohne Mantel nicht aus dem Haus. Nicht
wegen des Regens — nass zu werden machte ihm nichts aus —, sondern wegen der
Wölbung vorne an seiner Hose, die einfach nicht verschwinden wollte.
    Merthin versuchte,
an Caris zu denken. Vermutlich nippte sie gerade an ihrem Wein und aß Braten
und Weizenbrot. Merthin fragte sich, was sie wohl trug. Ihr bestes Kleid war
rosarot mit eckig ausgeschnittenem Kragen, der die blasse Haut ihres Halses entblößte

    Doch Griseldas
Weinen drang immer wieder in seine Gedanken.
    Er wollte sie
trösten, wollte ihr sagen, wie leid es ihm tat, sie abgewiesen zu haben, wollte
ihr versichern, was für eine verlockende Frau sie doch sei, nur passten sie
eben nicht zueinander.
    Merthin setzte sich
und stand sofort wieder auf. Es war schwer, einer verzweifelten Frau zuzuhören.
Solange ihr Schluchzen das Haus erfüllte, konnte er nicht an Gerüstbau denken.
Ich kann nicht bleiben, kann nicht gehen, kann nicht still sitzen, ging es ihm
durch den Kopf.
    Er ging nach oben.
    Griselda lag
bäuchlings auf der mit Stroh gefüllten Matratze, die ihr als Bett diente. Ihr
Kleid war an den prallen Schenkeln hochgerutscht, und ihre Beine waren sehr
weiß und sahen weich aus.
    »Es tut mir leid«,
sagte Merthin.
    »Geh weg.«
    »Wein doch nicht.«
    »Ich hasse dich.«
    Merthin kniete sich
neben sie und tätschelte ihren Rücken. »Ich kann nicht einfach in der Küche
sitzen und

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