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Die Tore des Himmels

Die Tore des Himmels

Titel: Die Tore des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Elisabeth.« Seine Stimme wurde scharf. »Das ist kein Weiberkram. Hier geht es um Macht und Herrschaft und nicht um ein bisschen Getändel mit den Armen. Ich lass dich deines machen und du mich meines, ja?«
    »Aber Krieg bedeutet ja, dass gerade die Armen leiden! Gewalt und Unfriede sind immer für diejenigen am schlimmsten, denen es ohnehin schlecht geht. Das sagt auch dieser neue Ordensgründer aus dem Welschland, der in Nachahmung Christi betteln geht. Du weißt doch, Franz von …«
    Ludwig schlug mit der Faust auf die Sessellehne. »Herrgott, kannst du mich nicht einmal mit diesem Mönch aus Assisi in Frieden lassen? Ich weiß schon, der spukt dir seit geraumer Zeit im Kopf herum.« Er stand auf und knöpfte sein Wams zu. »Morgen reiten wir ab. Dabei bleibt’s!«
    Er ging, und Elisabeth stiegen die Tränen in die Augen. Sie war kein Mensch, der streiten konnte, aber jetzt war sie nicht nur gekränkt, sondern auch wütend. Mit rauschenden Röcken lief sie ihm nach.
    »Du musst mit mir reden, Ludwig.«
    Er blieb seufzend stehen und drehte sich um. »Was willst du denn noch?«
    Sie suchte nach Worten. »Du … du hast dich verändert im Lauf des letzten Jahres. Machtbewusst bist du geworden, hart gegen deine Feinde. Erinnerst du dich? Schon bei der Geburt deines Sohnes hast du in Hessen trotz der freudigen Nachricht zwei adelige Friedensbrecher köpfen lassen. Das habe ich nie verstanden. Meißen willst du jetzt besitzen und die Lausitz, aber das genügt dir noch nicht, du möchtest auch noch Preußen erobern! Oh, ich weiß, du glaubst, das alles bleibt unter euch, ein geheimer Plan zwischen dir und deinen Rittern. Aber ich bin nicht dumm, Ludwig, mir ist das alles nicht verborgen geblieben. Die Leute erzählen sich, dass du dich ohne Rücksicht gegen die Rechte des eigenen und landfremden Adels durchsetzt, indem du Burgen auf dessen ureigenstem Gebiet errichten lässt. Deine eigenen Städte und Festungen lässt du prächtig ausbauen, obwohl das Geld doch an allen Ecken und Enden fehlt. Ich habe das Gefühl, du bist nicht mehr der, den ich geheiratet habe.«
    All das war aus ihr herausgesprudelt, und jetzt hielt sie erschöpft inne.
    Ludwig war verblüfft. So hatte sie noch niemals mit ihm gesprochen. Mit geröteten Wangen und blitzenden Augen stand sie vor ihm, eine schwarze Locke hatte sich aus ihrem Zopf gelöst und schmiegte sich an ihren Hals. Nie war sie ihm so schön vorgekommen wie jetzt. Sein Ärger verflog, und er nahm ihre Hände.
    »Schwesterchen, du darfst nicht vergessen, dass ich nicht nur dein Ehemann bin, der dir immer herzlich gut ist. Ich bin auch seit kurzem einer der wichtigsten Reichsfürsten. Ich muss dem Adel und dem ganzen Land meine Größe und Macht beweisen. Und ich bin es Thüringen und meinen edlen Ahnen schuldig, den Ruhm des Landes zu mehren.«
    »Und was bist du Gott schuldig?«, fragte sie leise.
    Er schloss kurz die Augen, dachte an seinen Vater, an Wido, an die Katharer. »Dank und Demut«, sagte er dann, »ich weiß. Und Glauben und Hingabe. Aber schau, Schwesterchen, ich tue doch schon, was ich kann. Ich mache Schenkungen an die Kirche. Ich bete und wache oft mit dir. Und du weißt, dass ich den Eisenachern kürzlich aufgetragen habe, einmal im Jahr ein Passionsspiel aufzuführen. Und auch durch dich kann ich so viel Gutes bewirken. Du gibst deinen Lieblingen, den Armen und Kranken, und ich lasse dich gewähren, gebe dir das nötige Geld, obwohl viele das ungern sehen. Was willst du also noch?«
    Elisabeth breitete die Arme aus. »Dass du nicht hoffärtig und hart wirst. Dass du keinen Krieg führst gegen dein eigen Fleisch und Blut.«
    Ungehalten schüttelte er den Kopf. »Das kann ich nicht. Und ich will es auch nicht. Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen. Dem lieben Gott hat es gefallen, mich zum Landgrafen von Thüringen zu machen – nicht zum Mönch.«
    Seine lästerlichen Worte waren ihr unerträglich. »Vielleicht hat er dir aber dieses Amt gegeben, um Frieden zu halten, anders als all die anderen«, entgegnete sie mit kalter Stimme. »Du hast die Wahl.«
    Aber dann sah sie die Entschlossenheit in seinen Augen. Wortlos drehte sie sich um und ging.
    Als Ludwig in dieser Nacht zu ihr ins Bett kam, stellte sie sich schlafend. Dennoch legte er seine Hand auf ihre nackte Brust. Wie konnte er nach dem Streit am Nachmittag einfach so tun, als sei nichts geschehen? Ihr beiwohnen wollen, obwohl sie ihn doch ganz offensichtlich gekränkt hatte, und erst recht er sie? Nein,

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