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Die Tore des Himmels

Die Tore des Himmels

Titel: Die Tore des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Himmel weit offen.«
    »Aber ich habe gar keine wollenen Sachen«, erwiderte die Königin, die des Gesprächs langsam überdrüssig wurde. »Und alle meine Ärmel sind mit Juwelen bestickt.«
    Elisabeth legte Margarete vertraulich die Hand auf den Arm. »Ich will Euch welche von meinen schicken, Schwester. Und wenn Ihr mögt, auch ein einfaches Gewand, dessen Wolle ich selber gesponnen habe.«
    »Das ist sehr freundlich von Euch«, erwiderte die Königin in der Hoffnung, man könne nun endlich das Thema wechseln. Doch da konnte Agnes nicht mehr an sich halten. Sie brach in schrilles Gelächter aus und sagte dann: »Oh, natürlich! Das ganze Land wird vor Freude jubeln, wenn seine Königin in Sack und Asche geht!« Mit gespielter Fröhlichkeit wandte sie sich an Elisabeth. »Vielleicht möchtest du ihr auch noch ein härenes Büßerhemd schicken, meine Beste, ach ja, und eine Geißel, die liebt Gott nämlich besonders. Willst du uns nicht außerdem noch deinen Rücken zeigen, damit wir noch genauer sehen können, was dem Herrn gefällt?« Agnes war nicht verborgen geblieben, dass sich Elisabeth in der Nacht der Hochzeit heimlich gegeißelt hatte.
    Elisabeth schüttelte lächelnd den Kopf. »Vielleicht wirst auch du, Schwester, irgendwann einen Weg finden, dich demütig vor Gott zu erweisen. Dann segnet er dich vielleicht mit gesunden Kindern, so wie mich. Und mit einer glücklichen Ehe. Und vielleicht gelangst dann auch du einmal zu der Erkenntnis, dass Hochmut vor dem Fall kommt und Gott auch strafen kann. So, wie er vor sieben Tagen ein Strafgericht abgehalten hat, um uns allen die Augen zu öffnen!«
    Nicht einmal Margarete konnte nunmehr an sich halten. Sie stand auf. »Ihr wollt andeuten, Frau Elisabeth, dass dieses furchtbare Unglück stattgefunden hat, um mich, meinen Ehemann, den König und alle anderen zu strafen? Das kann nicht Euer Ernst sein. Niemand von uns hat Schuld auf sich geladen.«
    Der Blick der Königin war nun eisig, aber Elisabeth hielt seiner Kälte stand. »Gott will Gerechtigkeit auf dieser Welt, Liebden. Er will, dass wir nicht nur an uns denken, sondern den Armen geben. Dass wir die Kranken und Alten nicht im Elend verderben lassen. Wir alle versündigen uns an denen, die unsere Hilfe brauchen. Wir pressen ihnen Steuern ab, schicken sie in den Krieg, lassen sie fronen, sehen zu, wie sie hungern und sterben, während wir im Überfluss schwelgen und auf ihren Gräbern tanzen. Habt Ihr ein Gewissen, Königin? Habt Ihr jemals daran gedacht, dass Euer Glück und Wohlstand mit Blut und Elend erkauft sind? Vergesst nicht: Wir alle stehen einmal in all unserer Nacktheit vor dem Herrn und seinem ewigen Richterspruch. Auch Ihr. Und dann wird sich die Spreu vom Weizen trennen.«
    Margarethe war zur Salzsäule erstarrt. Die ganze Festgesellschaft saß da wie betäubt. »Sie ist wahnsinnig geworden«, raunte jemand.
    »Hinaus!« Die Königin hob den Arm und zeigte zur Tür. »Wir wollen Euch in Zukunft nicht mehr bei Hof sehen, Landgräfin. Geht und kommt nicht wieder!«
     
    »Du bist unmöglich!« Sophia bebte vor Wut. Sie war ihrer Schwiegertochter nachgelaufen. »Du verbohrtes, stures Biest! Machst uns zum Gespött im ganzen Reich, allen voran deinen Mann! Was glaubst du, wie sich die anderen jetzt das Maul zerreißen und was sie erzählen, wenn sie erst wieder daheim sind. ›Die Landgräfin von Thüringen ist verrückt‹, werden sie sagen. ›Sie läuft herum wie ein Küchenmädchen und redet umstürzlerische Dinge. Jetzt ist sie sogar vom Königshof verbannt. Die arme Familie; erst wird der alte Landgraf verrückt und jetzt noch seine Schwieger. Hoffentlich sind wenigstens die Kinder bei Verstand!‹ Ich wäre vorhin am liebsten im Erdboden versunken! Gott, diese Schande!«
    Elisabeth war vor ihrer Schwiegermutter bis zur Wand des Vorraums zurückgewichen. »Ich kann doch nichts dafür«, schluchzte sie, »ich bin nun einmal so. Ich tue nur Gottes Willen kund. Das ist meine Aufgabe. Warum könnt ihr mich nicht alle in Ruhe lassen?«
    »Ich will dir sagen, was du bist«, fauchte Sophia. »Ein undankbares Geschöpf bist du! Ein überdrehtes, eigensinniges Gör! Eine Peinlichkeit und eine Plage! Aufgezogen habe ich dich wie mein eigenes Kind, und was ist der Dank? Du bringst Schimpf und Schande über uns alle, gibst uns der Lächerlichkeit preis! Himmel, ich kann da nicht mehr hineingehen!« Sie griff sich mit der Hand an die Stirn.
    »Mutter, ich …«
    »Weißt du überhaupt, was du mit deinen

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