Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore des Himmels

Die Tore des Himmels

Titel: Die Tore des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
Vom Netzwerk:
entscheidet, wie alles weitergeht. Bis dahin lass es doch einfach gut sein, iss und trink und erhol dich.«
    Aber das konnte sie nicht. Sie weigerte sich, in ihrem Himmelbett zu schlafen, und verbrachte die Nächte mit einer Decke auf dem Boden. Sie aß nicht vom edlen Teller, sondern erbat sich altbackene Brotscheiben als Unterlage, wie sie die einfachen Leute benutzten. Und sie erbat sich von ihrem Onkel eine kleine Summe Geldes, um ihren Unterhalt selber bestreiten zu können und nicht von der bischöflichen Tafel speisen zu müssen. Der schüttelte zwar den Kopf, ließ ihr aber in Gottes Namen eine Schatulle mit Münzen bringen, die bei unserem kärglichen Lebenswandel für mindestens fünf Jahre gereicht hätten. Sie behielt einen kleinen Teil davon, den Rest verteilte sie in der Domgasse an Bettler, wir konnten es nicht verhindern.
    Bischof Ekbert war ein Mensch, dem seine Familie über alles ging; er besuchte uns jeden Tag und brachte immer kleine Geschenke oder Näschereien mit. Er versuchte, Elisabeth über den Verlust ihres Gatten hinwegzutrösten, sprach mit ihr über Glaubensdinge und irgendwann auch ganz vorsichtig über ihre Zukunft. »Wie soll es nun mir dir weitergehen, meine Liebe?«, fragte er eines Tages. »Du bist noch so jung, überlege dir doch, ob es nicht das Beste wäre, du würdest wieder heiraten. Du kennst doch den Brief des Timotheus? Dort steht: ›Deshalb will ich, dass jüngere Witwen heiraten, Kinder zur Welt bringen, den Haushalt versorgen und den Übelwollenden keinen Anlass zu böser Nachrede geben‹. Du bist aus dem edlen Hause Andechs, eine Königstochter gar! Und weißt du, ich habe ja damals schon deine Ehe mit Ludwig von Thüringen in die Wege geleitet, da werde ich bestimmt einen guten zweiten Ehewirt für dich finden.«
    Elisabeth saß stocksteif da. »Ich habe gelobt, nach Ludwig keinen Mann mehr zu nehmen, das weißt du doch, Onkel.«
    Ekbert machte eine wegwerfende Handbewegung. »Papperlapapp, Kindchen. Ein derartiges Gelübde stand dir nie zu. Schließlich bestimmt bei uns schon immer die Familie über solche Dinge, und das zu Recht.« Er zwinkerte seiner Nichte zu. »Ei, man sagt, dass ihr beide ein, äh, reges eheliches Leben gepflegt habt. Das ist recht, dafür hat Gott Mann und Frau geschaffen. Und ich glaube, das fehlt dir. Deshalb hast du vielleicht manchmal wirre Vorstellungen über deine Zukunft. Es heißt ja, dass aus einer ausgetrockneten Gebärmutter schlechte Säfte ins Hirn aufsteigen und die Weiber schwierig machen. Nein, sag jetzt nichts, Kleines, du musst dich dessen nicht schämen. Aber ich denke, es ist an der Zeit, dass ich mich nach einer guten Verbindung für dich umsehe, damit du gleich nach Ende des Trauerjahres heiraten kannst. Und ich wüsste da schon einige sehr ordentliche Bewerber …«
    Es hielt Elisabeth nicht mehr auf ihrem Stuhl. »Nein«, rief sie und sprang auf. »Das ist völlig unmöglich! Außerdem bin ich dem Willen des Konrad von Marburg unterworfen, er muss darüber entscheiden, was geschehen soll.«
    Ekbert hob den Zeigefinger. »Ich bin dein nächster männlicher Verwandter, nicht der Marburger. Wenn, dann stehst du unter meiner Munt.«
    »Trotzdem werde ich nicht heiraten!«
    »Aber warum denn um Himmels willen?« Der Bischof war jetzt sichtlich beleidigt, eine tiefe senkrechte Falte hatte sich auf seiner Stirn gebildet.
    »Weil ich mir meine Keuschheit bewahren will.«
    Ekbert breitete die Arme aus. »Aber Nichte, mit Verlaub, du hast deine Keuschheit doch längst verloren. Und bedenke, du hast auch eine Verpflichtung gegenüber deiner Familie, die dich liebt und nur das Beste für dich will.« Er zog Elisabeth wieder auf den Stuhl neben sich und beugte sich vertraulich zu ihr hinüber. »Ganz im Vertrauen, aus Italien hört man, dass die kleine Isabella, das arme Ding, von der Schwangerschaft so geschwächt und krank ist, dass sie die Geburt wohl nicht überleben wird. Den Brief an Herrn Friedrich habe ich schon aufgesetzt; sobald die Nachricht uns erreicht, schicke ich einen Eilboten los …«
    »Den Kaiser soll ich heiraten? Diesen gottlosen Menschen, der an nichts glaubt? Der den Kreuzzug verweigert hat und deshalb in Bann ist? Der so viele Weiber hat wie andere Flöhe am Leib?« Elisabeth schrie fast. »Das kann nicht Euer Ernst sein, Onkel!«
    »Du stellst meine Geduld auf eine harte Probe, Elisabeth.« Ekbert war nun richtig zornig. »Was um alle Welt kann sich eine Frau noch wünschen, als Kaiserin zu sein?« Er

Weitere Kostenlose Bücher