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Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Titel: Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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nicht allzu sehr beunruhigen zu lassen. Der Krieger setzte in der Zwischenzeit das Frühstück fort. Tristan beschloss, höflich zu bleiben, auch wenn es seinem Gegenüber scheinbar etwas an Respekt fehlte. Die Uniform jedenfalls hatte auf ihn keinerlei Effekt.
    »Darf ich mich zu Euch setzen?« Sein Tonfall war freundlich.
    »Ich werd’s wohl nicht verhindern können, mh?« Jetzt suchte der Krieger das erste Mal den Blick von Tristan. Mit einer leicht genervt wirkenden Geste schob er das Brett von sich und nahm einen kräftigen Schluck aus dem Wasserkrug. Danach massierte er sich mit den Handflächen beide Stirnseiten.
    »Nein, könnt Ihr nicht.«, antwortete Tristan ehrlich. Sein Gegenüber stöhnte.
    »Dann frag auch nicht!«, presste der Riese hervor, schloss für einen kurzen Moment die Augen und erhöhte, für Tristan deutlich sichtbar, nochmal den Druck auf seine Schläfen.
    Einer von der harten Sorte… mit einem Kater , dachte sich Tristan und schmunzelte. Offen und direkt. Er mochte diese Charaktereigenschaften, aber es gab nun mal Umgangsformen, die wegzulassen als unhöflich galt.
    »Höflichkeit ist ein guter Anfang, findet ihr nicht?«
    »Ruhe auch!«, antwortete der Krieger mit belegter Stimme. Er nahm die Hände von der Stirn, ruckte ein wenig auf dem Stuhl hin und her und musterte Tristan so aufmerksam es ihm möglich war. Wahrscheinlich hatte er es aufgegeben und eingesehen, dass er ihn nicht mehr so schnell loswerden würde.
    »Mein Name ist Tristan, ich bin Leutnant der Stadtwache von Leuenburg. Und Ihr?«
    »Ich bin eine Jungfrau der Herrin und such’ ’ne Anstellung.«, antwortete der Riese stöhnend und mit steinerner Miene.
    Tristan beachtete die Provokation nicht. »Ihr seid nicht von hier.«, überging er die letzte Bemerkung feststellend.
    »Mag sein, aber goldrichtig bin ich hier trotzdem.«, erwiderte sein Gegenüber mit einem schiefen Grinsen, das ihm aber deutlich misslang.
    »Wie lange seid Ihr schon in der Stadt?«
    »Weiß nicht mehr.« Der Krieger setzte eine übertrieben nachdenkliche Miene auf und kratzte sich dabei am Kinn. Ihm saß offenbar der Schalk im Nacken.
    Das Spiel sollte also beginnen. Tristan war nun doch froh, dass er sich dazu entschieden hatte, in den Goldenen Erker zu gehen. Dieser Typ hier, verdächtig oder nicht, war interessant und Tristan wurde das Gefühl nicht los, dass er irgendwas wusste. Er würde das Spielchen mitspielen. »Habt Ihr …«, wollte Tristan gerade mit seiner Befragung weitermachen, als ihn sein Gegenüber unterbrach.
    »Stopp, stopp!« Der Riese hob abwehrend eine Hand. »Was … was soll dieses Frage- und Antwort-Spielchen?« Verärgert fixierte ihn der Krieger mit funkelnden Augen.
    Tristan beschloss, genauso offen und direkt wie sein Gegenüber zu sein. »Heute Nacht hat es einen Toten gegeben. In der Dunklen Gasse, hinter dem Goldenen Erker .« Er achtete genau auf die Reaktion des Kriegers, doch selbst wenn es eine gab, so fiel sie Tristan nicht auf. Er bohrte weiter. »Ihr wisst nicht zufällig etwas darüber?« Auch diese Frage war ehrlich gemeint, doch es gelang ihm nicht, seinen Argwohn ganz aus der Stimme zu verbannen. Die Augen des Riesen blitzten gefährlich, und Tristan hatte sofort das Gefühl, einen Fehler begangen zu haben. Nicht, dass er um seine Sicherheit bangen musste, eher dass er nun keine oder keine ehrliche Antwort mehr erhalten würde.
    »Ich weiß nichts über einen Toten«, sprach der Krieger trotzig, schüttelte unterstreichend den Kopf und zog dabei die Mundwinkel weit nach unten. »Hab’ zwar selber schon viele auf dem Gewissen, aber nicht hier!« Ein breites Grinsen sprang Tristan plötzlich an, und diesmal gelang es seinem Gegenüber auch.
    Tristan musste schmunzeln. Er glaubte ihm. Sicherlich war der Riese ein derber Typ ungehobelter Natur, aber auch mindestens genauso ehrlich. Manchmal musste man sich einfach auf sein Bauchgefühl verlassen, und in diesem Fall sprach es eindeutig für diesen grobschlächtigen Zeitgenossen. Tristan stand auf. Jetzt konnte er Hauptmann Taris ohne schlechtes Gewissen berichten, der Sache nachgegangen zu sein. Für ihn war der Fall klar, und auch wenn der Riese vor ihm am Tisch mehr wusste, war er sich sicher, dass der wahre Täter nie gefasst werden konnte. So streitlustig und verstritten die Bewohner von Sieben Schänken auch waren, so verschlossen und verstockt konnten sie sein, wenn sich Offizielle in ihre Angelegenheiten mischten. Gäbe es die Reise in den Norden nicht,

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