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Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Titel: Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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Flure und eine haushohe Stichflamme fauchte empor. Stahl blitzte im Zwielicht auf und Shachin reagierte instinktiv. Im nächsten Moment brach die Hölle los.

Überfall bei Nacht
    T aris war zufrieden. Gerade hatte er seinen abendlichen Rundgang durch die Garnison beendet. Das Tor, das sonst nur in Kriegszeiten verschlossen wurde, hatte er schließen lassen. Die Wachen dort und im Innenhof waren verdoppelt worden und auch vor der Vorratskammer standen zwei Posten. Alles in allem waren sie gut vorbereitet und jetzt zum Warten verdammt. Wann und ob überhaupt wieder ein Anschlag auf die Garnison erfolgen würde, wusste Taris nicht. Überraschen konnte man sie nun jedenfalls nicht mehr. Nachdem Leutnant Tristan und einige seiner besten Männer gegangen waren, hatte er noch lange über dessen Vorschlag nachgedacht. Ungefährlich war der Plan nicht, doch eine gute Möglichkeit, die Attentäter zu fassen. Vorausgesetzt, sie wussten von der bevorstehenden Lieferung an die Garnison. Das Lagerhaus befand sich in Fuhrheim und war erst heute mit neuer Ware befüllt worden. Ein Teil davon sollte morgen zur Garnison gebracht werden. Wenn die Attentäter einen weiteren Versuch starten wollten, dann jetzt oder spätestens morgen früh. Natürlich konnte Taris nicht jede Nacht Wachen im Lagerhaus postieren, doch zumindest einen Versuch war es wert.
    Müde trat Taris an den kleinen Wandaltar, den er zu Ehren der Herrin im Schlafzimmer neben dem Büro errichtet hatte. Er ließ sich auf die Knie fallen, faltete die Hände ineinander und schloss die Augen. Die letzten Augenblicke eines Tages gehörten, genauso wie die ersten, immer der Herrin. Taris war ein frommer Mann und hielt sich so gut es ging an die Gebote und Gepflogenheiten eines guten Gläubigen. Schon als Kind hatten ihn seine Eltern auf den Pfad der Herrin gebracht und seitdem hatte er ihn nicht mehr verlassen. Zweifel an seinem Glauben gab es für Taris keine, auch wenn er manchmal die Gegensätzlichkeiten und Widersprüche innerhalb des Glaubens nicht verstand. Auf der einen Seite wurde Nächstenliebe gepredigt, bedingungslos und ehrlich sollte sie sein. Im selben Atemzug aber forderte die Kirche auch beispiellose Härte und Unnachgiebigkeit gegen alle Anhänger und Verehrer des alten Glaubens. Gleichzeitig wurde immer wieder Gehorsam und Loyalität gegenüber der Herrin verlangt, aber auch zum Widerstand und Boykott der alten Religion aufgerufen. Für Taris war der alte Polytheismus Geschichte, eine längst vergangene Zeit voller Schrecken und Dunkelheit. Die Herrin war die Ordnung und das Licht, die Götter von einst aber nur noch ein Schreckgespenst der Vergangenheit, ein Schauermärchen für kleine Kinder.
    Ruhe und Frieden fand Taris immer in der Tiefen Meditation , der hohen Phase der Andacht. Dabei waren seine Sinne beinahe komplett nach Innen gekehrt und das eigene Selbst offen für neue Empfängnisse des Glaubens. Heute wollte ihm das alles aber nicht so recht gelingen. Immer wieder öffnete er die Augen, und seine Gedanken flogen über die Dächer und Gassen Leuenburgs, hin nach Fuhrheim, zu einem Lagerhaus inmitten der Stadt. Taris ermahnte sich selbst immer wieder zur Konzentration und je stärker er sich mühte, umso mehr entfernte er sich von dem tiefen Zustand der Ausgeglichenheit. Entnervt stand er schließlich auf, griff nach einem Lederlappen und rieb sich das schweißnasse Gesicht ab. Seine Uniform hatte er vor Beginn der Meditation abgelegt und nur das Leinenhemd über dem Körper gelassen. Diese Nacht sollte es nicht sein, und so legte er sich auf die weiche, mit Stroh gefüllte Matratze und fiel augenblicklich in einen unruhigen Schlaf.
     
    Es war noch dunkel, als Taris wieder erwachte. Etwas hatte ihn aus dem Schlaf gerissen. Draußen rührte sich nichts. Er richtete sich auf und ging noch etwas schlaftrunken an das offenstehende Fenster. Der Hauptmann schlief meistens bei offenem Fenster. Die frische, kühle Luft tat ihm gut und er hörte gern die Geräusche der Nacht. Sein Blick ging in den Hof hinunter. Etwas stutzig nahm er zur Kenntnis, dass die beiden Wachen am Feuer eingeschlafen waren. Sie lagen reglos neben dem kleinen, wärmenden Feuer. Erst auf den zweiten Blick fiel ihm auf, was an dem Bild nicht stimmte. Die Wachen lagen in voller Montur, ohne Decken auf dem Boden und ihre Haltung sah nicht sonderlich erholsam aus. Taris kniff die Augen zusammen und spähte konzentrierter in den Hof. Hinten am Wagen bewegte sich plötzlich etwas. Jemand

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