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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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gesprungen sei, da hörte sie schon den schweren Aufschlag auf dem Pflaster.
    Dann wurde Jackys Aufmerksamkeit von Dundees Leichnam abgelenkt.
    Er hatte sich aufgerichtet.
    Die blinden Augen zwinkerten, und ein Ausdruck abgrundtiefen Entsetzens bildete sich auf dem blutüberlaufenen Gesicht. Eine seiner Hände hob sich ziellos und unbeholfen und tastete nach dem durchschossenen Gesicht. Einen Augenblick schien er aufstehen zu wollen; dann durchlief ihn ein Schaudern, und er brach zusammen, und sein letztes röchelndes Ausatmen schien kein Ende nehmen zu wollen.
    Jacky vergaß ihre Schmerzen, sprang auf und rannte davon.

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15. KAPITEL
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Ein breiter Strom fließt, düster anzuschaun,
    Vom Abendrot zum ersten Morgengraun...
    WILLIAM ASHBLESS

    Die Arbeiter und Schiffsleute auf den Leichtern und Barken der Themse hatten noch eine halbe Stunde Sonnenschein, um zu arbeiten, aber die Bewohner von St. Giles hatten die Sonne an diesem Apriltag schon vor einer Stunde hinter den hohen, verwahrlosten alten Gebäuden untergehen sehen, die ihren düsteren und allzu nahen Horizont abgaben, und hinter den meisten der unregelmäßigen Fenster der Rattenburg glomm Lichtschein.
    Len Carrington stand vor einem der Seiteneingänge des Gebäudes auf der Gasse und beantwortete ungeduldig eine weitere Einwendung der sechs Mann starken Gruppe, die im Begriff war, zur Fleet Street zu gehen. »Ihr tut es, weil es die allerletzte Besorgung dieser Art ist, die ihr für sie erledigen werdet, und wenn ihr es nicht tätet, würde es sie warnen, und wir wollen sie überraschen. Außerdem werden sie, wenn ihr ihnen diesen Kerl vor die Nasen setzt, so mit ihm beschäftigt sein, daß wir sie beide ohne Mühe erledigen können.«
    »Ist dieser Bursche, den wir holen sollen, vielleicht zufällig derselbe, der im Schwan mit zwei Köpfen Norman aus dem Fenster geworfen hat?« fragte einer der Männer.
    Carrington schürzte die Lippen, denn er hatte gehofft, daß sie diese Verbindung nicht herstellen würden. »Ja - aber die Entführung damals hattet ihr falsch angefaßt, und diesmal werdet ihr ihn ohne Lärm und Aufhebens schnappen«, sagte Carrington in strengem Ton. Dann lächelte er. »Und wenn jeder von uns seine Arbeit richtig tut, wird es heute abend ein großes Fest in der Rattenburg geben.«
    »Amen«, murmelte ein anderer. »Gehen wir schon - inzwischen wird er bei seiner albernen Büchervorlesung sein.«
    Die sechs Männer gingen die Gasse hinunter, und Carrington verschwand wieder im Haus. Die riesige alte Küche war momentan leer und empfing ihr einziges Licht von der roten Glut der Herdstelle. Er zog die Tür hinter sich zu, und es wurde still. Nur wenn er genau hinhörte, war das schwache Geräusch entfernten Winselns und Grunzens zu vernehmen. Er versorgte sich mit einem Krug kühlen Bieres und setzte sich auf eine Bank.
    Nachdem er einen langen Zug getan hatte, besann er sich eines anderen, stand auf, verschloß den Krug und stellte ihn wieder weg. Besser, er ließ sich wieder im Vorderzimmer sehen; wenn der Clown erst anfing zu überlegen, was ihn aufgehalten haben könnte...
    Unterwegs zur inneren Tür, kam er am Abfluß vorbei, und das Winseln und Ächzen wurde lauter. Er hielt inne und spähte mit Widerwillen in das schwarze Loch hinab, das zu den tiefen Kellern und dem unterirdischen Abzugskanal führte. Er fragte sich, was Horrabins Fehler an diesem Abend so aufregte. Vielleicht hatte der alte Dungy recht, und die Kreaturen konnten ein wenig Gedanken lesen und spürten etwas von der bevorstehenden Meuterei. Er legte den Kopf schief und lauschte nach der tiefen Baßstimme des Großen Beißers, dem einzigen der Fehler, dem irgend jemand Beachtung schenken würde, aber er hörte ihn nicht. Guter Junge, dachte Carrington nervös; wenn du etwas von unseren Plänen ahnst, behalt es hinter den Fallgattern deiner abscheulichen Zähne.
    Er suchte nach dem hölzernen Deckel, fand ihn unter einem Haufen Kartoffelschalen und legte ihn über das Abflußloch, womit die Geräusche aus den tiefen Kellern, zumindest hier oben, wirksam zum Schweigen gebracht waren.
    Gerade als er die Tür zum Durchgang öffnete, rief Horrabins flötende Stimme aus dem Vorderzimmer: »Carrington! Wo, zum Teufel, steckst du?«
    »Bin schon da, Euer Gnaden«, sagte Carrington, eilte durch den Gang und bemühte sich, seiner Stimme einen gleichmütigen Ton zu geben. »War nur auf einen Schluck Bier in der Küche.« Und scheinbar lässig betrat er den Raum.
    Der

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