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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Er war alarmiert und bereit gewesen, die Albaner herauszurufen, daß sie den befürchteten Vergeltungsangriff von Söhnen der getöteten Mameluckenbeys abwehrten, doch war es bei dem einen Kanonenschuß geblieben, und als er auf die Bastionen gestiegen war, hatte er auf der dunkelnden Ebene keinerlei Anzeichen von Truppenbewegungen ausmachen können. Erst später am Abend hatte er von einem Fellachen gehört, man habe einen alten Mann gesehen, der in der Abenddämmerung über die Altstadt Kairos hingeflogen sei. Darauf war er zum Haus des Meisters geeilt und hatte es halbzerstört gefunden, und leer bis auf ein paar beschädigte Ushabtis und den verletzten Türsteher...
    Von diesem hatte er erfahren, daß der Mann, der dies alles angerichtet hatte, der Brendan Doyle gewesen sei, der ihnen im Oktober entwischt war, und schon am nächsten Tag hatte er entdeckt, daß Doyle sich an Bord des Seglers Fowler nach England eingeschifft und die Überfahrt unter dem Namen William Ashbless angetreten hatte. Kurz entschlossen, hatte Romanelli seine Stellung als Mohammed Alis Leibarzt aufgegeben und das nächste Schiff nach England genommen, und indem er am Heck gestanden und gepfiffen hatte, bis seine Lippen gefühllos gewesen waren und der Kapitän persönlich gekommen und ihm befohlen hatte, das Pfeifen einzustellen, war es ihm mehrere Male gelungen, ein paar Shellengery für einige Stunden herbeizurufen; die Reise war nicht annähernd so rasch vonstatten gegangen wie die Fahrt nach Süden, aber es war Romanelli dank seiner Bemühungen gelungen, am Sonntag in London von Bord seines Schiffes zu gehen, während das Schiff dieses Ashbless-Doyle erst heute, am Dienstagmorgen eingetroffen war.
    Und Dr. Romanelli war während seines achtundvierzigstündigen Vorsprungs nicht untätig geblieben. Er hatte in Erfahrung gebracht, daß seine Beute unter dem Namen Ashbless ausgerechnet bei einer Dichterlesung in den Räumen des Verlegers John Murray erwartet wurde, und Romanelli hatte den Zauberer-Clown Horrabin durch Einschüchterung dazu gebracht, daß er einige seiner schweinischen Strolche beauftragt hatte, Ashbless auf allen Wegen zu folgen, nach dem Verlassen von Murrays Geschäftsräumen zu entführen und hierher zur Rattenburg zu bringen. Und wenn sie ihn bringen, dachte Romanelli, während die müden Atemzüge sich seine Kehle hinauf und hinab schlichen, werde ich ihn ausquetschen. Ich werde soviel über das Zeitspringen von ihm erfahren, daß ich es selbst tun kann, und dann werde ich in eine Zeit zurückspringen, als ich gesund war, und meinem jüngeren Selbst sagen, wie es verschiedenes anders zu tun hat, so daß ich am Montag, dem zweiten April I8II kein zitterndes, blutendes, bei weitem überanstrengtes Wrack bin.
    Er öffnete die blutunterlaufenen Augen und blickte zu der Uhr auf, die unter der Nische, wo der Kopf des alten Dungy seine letzte Heimstatt gefunden hatte, auf einem mit Puppen vollgestopften Regal stand. Viertel vor neun. Noch eine Stunde oder so, sagte er sich, und Horrabins Strolche werden Ashbless hereinschleppen, und wir werden uns zum unterirdischen Krankenhaus begeben.

    Als die Droschke an der St. Pauls-Kathedrale vorbeirasselte, blickte William Ashbless zu dem dunklen Quadrat der Westfassade auf und erinnerte sich, daß er hier als Stummer Tom gebettelt hatte. Anscheinend war ihm vom Schicksal verwehrt, seine Stimme zu gebrauchen. Der Stumme Tom war auch ein Taubstummer, und aus Notwendigkeit war auch Eshvlis der Schuhflicker stumm gewesen, und obwohl William Ashbless es zum zungenfertigen Dichter bringen sollte, würde er lediglich aus dem Gedächtnis Gedichte zitieren, die er vor langer Zeit gelesen und auswendig gelernt hatte.
    Seine Stimmung war eine Mischung von Erleichterung, Vorfreude und unbestimmter Enttäuschung. Es war zweifellos angenehm, wieder in England zu sein, endlich frei von all dieser höllischen Magie, und imstande zu sein, sich auf eine Zusammenkunft zu freuen, wo er Byron, Coleridge, Shelley, Keats, Wordsworth und den Rest der Truppe treffen würde - aber nun, da er unwiderruflich Ashbless war und in den Rahmen der Bailey-Biographie zurückgekehrt, konnte es keine weiteren größeren Überraschungen für ihn geben; er hatte seine eigene Lebensgeschichte bereits gelesen.
    Noch immer hoffte er mit halbem Herzen, daß die Probe, die er sich während der einmonatigen Schiffsreise ausgedacht hatte, negativ verlaufen werde. Wenn sein Geschick es darauf abgesehen hatte, daß er Ashbless

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