Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
widersprechen, Squiggy.« Denaos kicherte.
»Ich auch, Squiggy«, pflichtete Kataria ihm bei.
Bleib ruhig, sagte sich Lenk, während er zusah, wie die Serrant vor Wut kochte. Vielleicht ist das sogar besser. Weder Asper noch Dread geben acht. Wir können es immer noch schaffen, wir können immer noch …
Töten.
Der Gedanke schoss ihm erneut ungebeten durch den Kopf. Er blinzelte, als hätte er gerade eine falsche Richtung eingeschlagen.
Flüchten, verbesserte er sich.
Töten , wiederholte die Stimme in seinem Verstand hartnäckig.
Und wie ein Funke, der ein katastrophales Feuer ankündigt, entzündete seine sorgenvolle Miene Quillians Argwohn. Ihr Blick wirkte wie ein Wind, der die Funken entfachte und das Feuer zu grauenvollem Leben erweckte, während er von den Gefährten, die angespannt und bereit dastanden, zu dem Beiboot zuckte.
Als sie Lenk wieder ansah, mit vor Schreck und Wut aufgerissenen Augen, erkannte er, wie sein kostbarer Plan von diesem Feuer verzehrt und als Asche vom Wind verweht wurde.
»Sie weiß es«, flüsterte Lenk Kataria heiser zu. »Sie weiß es!«
»Wen kümmert’s?«, fauchte die Shict. »Halt dich an deinen Plan.«
»Wie bitte? Soll ich sie auch ins Boot schubsen?«
»Nein, stoß sie einfach über Bord. Mit dieser Rüstung geht sie unter wie ein Stein.« Sie hielt inne und legte die Ohren an. »Und da das meine Idee war, geht ihr Tod auf mein Konto.«
»Deserteure«, zischte Quillian, »sind die erbärmlichsten aller Sünder.«
Verdammt, verdammt, verdammt!, fluchte Lenk wortlos, während er zusah, wie die Serrant langsam ihr Schwert zog. Das verkompliziert die Lage. Aber wir können immer noch …
Töten.
»Ich nehme an, von Sünden verstehst du etwas.« Denaos betrachtete nachdenklich das Mal unter ihrem rechten Auge. »Hab ich recht?«
Der Schock war ihr deutlich anzusehen. Ihre Miene verriet diese unfreiwillige Bewunderung, die das Wissen auslöst, dass ein wohlgehütetes Geheimnis enthüllt wurde. Ihre Lippen bebten, und ihre freie Hand zuckte unwillkürlich zu der roten Tätowierung.
»Du …!«
»Ja«, schnitt er ihr kalt das Wort ab. »Und wenn du jetzt bitte verschwinden würdest und dir ein neues Schandmal auf deine Stirn kritzelst? Wir diskutieren hier über wichtige Strategien…«
»Du!«, zischte sie erneut. Ihre Stimme vibrierte vor Wut, als sie ihr Schwert hob. »Wie kannst du es wagen!«
Stahl blitzte, und etwas Schwarzes huschte undeutlich durch die Luft. Im Nu hatte die Serrant ihr Schwert gezogen, dessen Spitze jetzt an Aspers Kehle zitterte. Die Priesterin hatte die Augen aufgerissen und stand reglos da, ohne zu begreifen, wie ihr geschah, während zwei kräftige Hände ihre Arme gepackt hielten.
Denaos blickte um Asper herum, grinste breit und stieß einen scharfen Pfiff aus, als er sah, wie die Spitze der Klinge
ein Haarbreit vor der Kehle der Priesterin in der Luft vibrierte.
»Du liebe Zeit!« Der Assassine schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Solltest du nicht lieber etwas vorsichtiger sein, Squiggy? Fast hättest du dir ein weiteres Schandmal eingehandelt.«
Der eherne Handschuh, mit dem Quillian das Schwert hielt, klapperte, während sie am ganzen Körper zitterte. In ihren Augen lag blankes Entsetzen, als könnte ihr Verstand nicht fassen, was sie fast getan hätte. Lenk war diese Miene durchaus nicht unbekannt, doch normalerweise überzog sie die Gesichter der Sterbenden.
»Ich … ich wollte nicht …« Sie sah Asper flehentlich an. »Ich würde niemals …«
Das ist es, dachte Lenk. Sie ist abgelenkt. Denaos hat Asper im Griff. Das ist der Moment, um zu …
Töten.
Nein. Es ist der richtige Zeitpunkt, um zu flüchten, wir müssen …
TÖTEN.
WIR MÜSSEN FLÜCHTEN!
»Jetzt«, flüsterte er.
»Was?«, wollte Kataria wissen.
»JETZT, EDLE HERREN, JETZT!«
Die Stimme des Klippenaffen war eine von vielen, die über die Reling des Schiffes quollen wie überkochender Eintopf. Die panischen Schreie der Seeleute, in die sich Argaols gebrüllte Befehle mischten, mit denen er für Ordnung zu sorgen suchte, gesellten sich dazu und erzeugten ein schweres, penetrantes Aroma, das Lenk sehr gut kannte.
Schlachtengeruch.
Verdammt!
In der Spanne eines Atemzugs explodierten sämtliche Farben und Geräusche.
Sie fluteten in unübersehbarer Zahl über die Reling, und die wirbelnden Muster ihrer Tätowierungen vermischten sich durch die Flut ihrer Körper zu einem schrecklichen Gerippe aus Schwarz und Blau. Die Piraten gaben
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