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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Wäre sie in ihrer geblieben, würde sie zweifellos ein glückliches Leben führen, jagen, kleine Shictchen großziehen und vielleicht den einen oder anderen Menschen töten.
    Was mich angeht … vielleicht kann ich mich in ihrer Nähe daran erinnern, wie es ist, solche Dinge zu haben …
    … Familie und Identität, meine ich. Nicht die Sache mit dem Menschentöten. Obwohl mir schwant, dass ich genug getötet habe, um zumindest ein kurzes Nicken von den Shict zu ernten.
    Deshalb habe ich kurz mit dem Gedanken gespielt, sie zu bitten, heute zurückzubleiben.
    Wenn ich sterbe, werden nicht viele Menschen um mich trauern. Ein totes Kind ist eine Tragödie. Ein toter Mann ist eine Beerdigung. Ein toter Soldat ist ein Verlust. Ein toter Abenteurer ist ein Hügel in der Erde und möglicherweise eine Runde Schnaps bei seinem ehemaligen Auftraggeber. Sollten Gariath oder Denaos ins Gras beißen, läuft einfach nur ein Mörder weniger frei herum. Falls Asper oder Dreadaeleon das Zeitliche segnen, haben sie ihr Leben für ihre Sache geopfert und sind folglich nicht umsonst gestorben.
    Aber wenn Kat stirbt … werden viele trauern.
    Ich hätte sie gern gebeten zurückzubleiben … aber leider bin ich ein Abenteurer. Was Denaos sagte, trifft zu: Wir werden von Pragmatik angetrieben, nicht von Kühnheit.
    Und sie bei meinem Plan dabeizuhaben ist außerordentlich praktisch.
    Der folgende Satz markiert zweifellos den Punkt in dieser speziellen Saga, an dem ich nicht einfach nur mehr leichtfertig handle, sondern total verrückt geworden bin:
    Ich habe mich entschlossen, in den Eisentrutz zu gehen, die Fibel zu holen.
    Im Augenblick bin ich der Meinung, Verstohlenheit wäre das beste Mittel, um besagtes Buch in meinen Besitz zu bringen. Und dies bedenkend ist es keine Überraschung, dass ich beschlossen habe, uns zu diesem Behufe aufzuteilen. Weiterhin kann es niemanden überraschen, dass Gariath nicht mitkommt.
    Ebenso wenig wie Asper oder Dreadaeleon. Sie sind zu zimperlich beziehungsweise zu neugierig, um nützlich zu sein. Denaos jedoch ist sowohl ein Killer als auch von einer besonders starken Abneigung gegen das besessen, was in dem Turm wartet. Er ist perfekt.
    Kataria ist eine Fährtensucherin und eine Jägerin. Ich brauche in dem Turm jemanden mit scharfen Sinnen; da Gariaths Nase nicht mitkommen kann, gebe ich mich gern mit Katarias Ohren zufrieden. Und ihr Bogen ist ein sehr willkommener Pluspunkt.
    Der Rest des Plans ergibt sich beinahe von selbst. Dreads Glamer, seine Illusion, kann, so hoffen wir, die Omen tatsächlich herauslocken … auch die große Kreatur. Wenn das nicht funktioniert, werden wir einen Weg finden, sie lange genug von uns dreien abzulenken, um durch den Graben zu schwimmen und den Eingang zu finden. Ich habe uns insgeheim »das Fähnlein der in Bälde Ausgeweideten« getauft.
    Der Rest bleibt zurück und passt auf, repariert das Boot … und bringt den Rest von uns zu Miron zurück, falls wir scheitern. Ich meine damit nicht unsere sterblichen Überreste, denn falls wir tatsächlich versagen, wird höchstwahrscheinlich nicht genug von uns übrig bleiben, um auch nur Haferschleim damit zu würzen.
    Aber Grünhaar hat mir trotz all ihres Gekreisches klargemacht, dass mich seit einer Weile etwas umtreibt.
    Wir kämpfen hier nicht gegen Piraten. Unsere Widersacher sind Dämonen. Ihre Ziele bestehen nicht in Plündern und Morden, sondern in Wiederauferstehung. Sie, die etwas sind, was nicht existieren sollte, versuchen etwas zu rufen, das ganz eindeutig nicht existieren sollte. Und sie scheinen damit Erfolg zu haben.
    Wenn wir versagen, vertraue ich zumindest Asper, dass sie nach Port Destiny zurückkehrt, um dem Unparteiischen genauestens über das, was hier vorgeht, Bericht zu erstatten.
    Der Morgen graut. Nach einem nicht gerade befriedigenden Mahl aus Dörrfleisch und Früchten arbeitet meine Verdauung wieder, und mein Hintern ist fest zusammengekniffen. Wenn ich heute sterbe, werde ich wenigstens nicht besudelt sein.
    Wenn ich es schaffe, schreibe ich weiter.
    Hoffnung wäre eitel.

Die Morgendämmerung war scheu, zu höflich, heraufzuziehen und die Sterne zu verjagen. Sie gab sich damit zufrieden, sich langsam mit einem Silberstreif nach dem anderen ins Gespräch zu bringen. Das Meer war in einer formlosen Masse aus geschmolzenem Gold und Silber zwischen Nacht und Tag gefangen. Die Nacht musste noch verblassen, und die Morgendämmerung musste sich noch zeigen; die Welt steckte unentschieden

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